Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
Stimme war lange nicht so brummig, wie sie es sonst von ihm kannten.
„Ja“, erklärte Finn lächelnd. „Das war wohl irgendein Infekt. Hat mich ganz schön umgehauen. Ich lag ein paar Tage im Bett und konnte nichts machen.“ Ja, da habe ich auch noch etwas anderes gemacht, aber das brauchte keiner der vier zu wissen. Vermutlich kam seine Erklärung bezüglich der Infektion der Wahrheit relativ nahe.
„Ah! Gut, dass du wieder fit bist. Hätte dich hier vorhin schon gut gebrauchen können“, meinte Michael und ein wenig von seiner Brummigkeit kehrte zurück. Er grinste Finn an und schob ihm einen Teller zu. Finn lächelte zurück, bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.
Angelika ergriff nun unvermittelt seine Hand. „Das nächste Mal, wenn du krank bist, meldest du dich gefälligst bei mir, ja? Ich habe immer was da, um dich schnell wieder auf die Beine zu bekommen.“ Stirnrunzelnd betrachtete sie seine Hand. „Ein Infekt war das aber nicht, Finn“, stellte sie fest, musterte ihn eindringlich. Er blickte sie überrascht an und wollte instinktiv seine Hand wegziehen, Angelika hielt sie jedoch fest und betrachtete seine Handfläche eingehend.
„Irgendetwas hat dir kürzlich fast deine gesamte Lebensenergie geraubt, Finn“, eröffnete sie ihm bestürzt und sah ihn forschend an. Überrascht riss Finn die Augen auf. Was sollte das bedeuten? Wieso wusste sie so etwas? Was wusste sie?
Mann, Dummkopf, sie ist eine Hexe, erinnerte ihn sein Verstand, der sich gleich darauf an seinen eigenen Worten verschluckte. Äh, Hexe? Habe ich gerade etwa Hexe gesagt? Eigentlich, rationell gesehen, gibt es ja gar keine Hexen und schon gar keine Magie ..., versuchte er zurückzurudern. Völlig egal, was sie ist, meinte die innere Stimme. Sie hat was drauf.
Angelikas Gesicht war ernst und Finns Blick huschte rasch hinüber zu den anderen, die interessiert zuhörten. Seine Wangen begannen augenblicklich zu brennen.
„Was hast du nur gemacht? Du warst ganz hart an der Grenze, scheint es.“ Angelika runzelte kritisch die Stirn, wandte den Blick von der Hand ab und sah ihm prüfend ins Gesicht. Finn errötete nun wirklich, als seine innere Stimme ihm ungehörige Bilder zeigte, die er nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen verwahrt hatte.
Na, er hat sich zum Beispiel von einem Dämonen ficken lassen, kam passend der Kommentar der inneren Stimme und Finn schluckte mühsam, um den ganzen Müll wieder hinter die verschlossenen Türen seines nachlässigen Verstands zu bringen.
Angelika sprang auf und zog Finn mit sich.
„Komm mit“, forderte sie ihn auf. „Ich habe etwas, das dich aufbauen wird.“ Finn ließ sich von ihr hochziehen, war zu verwirrt, um zu protestieren, daher folgte er ihr ins Zelt hinein. „Setz dich da hin“, verlangte sie schlicht und machte sich schon über ihren Kräutervorrat her. Routiniert stellte sie ihre Kräuter zusammen.
„Ich mache dir einen Tee, der die Energie vollständig wiederherstellt“, erklärte sie mit einem Blick über die Schulter und strich sich eine rote Strähne aus dem Gesicht. Finn antwortete nicht, schaute ihr fasziniert zu, wie sie geschäftig hin und her eilte. Sie war eine Weile damit beschäftigt, dann wandte sich ihm wieder zu.
„Irgendwie hast du dich verändert“, fügte sie nachdenklich hinzu, musterte ihn abermals intensiv. Finn zuckte zusammen, rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Ihre zweifarbigen Augen schienen tief in ihn zu blicken und er wand sich regelrecht unter ihrem Blick, hoffte nur, dass die Hexe nicht wirklich so tief in ihn blicken konnte, dass sie etwas von dem mitbekam, was er tief in sich verschloss.
Verändert? Ja, sicherlich habe ich mich verändert, dachte er. Ich hatte meinen ersten Sex, habe mit einem Dämon geschlafen, habe die Liebe meines Lebens gefunden und prompt wieder verloren. Mein Herz ist zersplittert, ich vergehe vor Selbstmitleid und ich fühle mich genau so, wie sie sagt, als ob jemand meine ganze Energie geraubt hätte. Ja, das sind genug Gründe, um sich zu verändern, sagte er sich und war sich bewusst, dass er theatralisch klang, wie in einem Kitschfilm.
„Na ja ...“, brachte Finn hervor, doch die Tränen lauerten dicht hinter der Fassade, sodass er nicht weitersprach, sondern stattdessen lieber rasch die inneren Dämme erhöhte, um der drohenden Flut Einhalt zu gebieten.
Angelika schaute ihn prüfend an, während sie den Tee zubereitet. Sie fühlte, dass er etwas zurückhielt, drang aber nicht weiter in
Weitere Kostenlose Bücher