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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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ins Badezimmer.  
    Das helle Licht über dem Spiegel war Kontrast zu der Dunkelheit im Flur. Natürlich konnte er immer überall Licht anlassen. Sein Verstand schalt ihn ängstlich, lachte ihn sogar aus, weil er wie ein Kind die Dunkelheit mied. Daher zwang Finn sich dazu, sich im völligen Dunkel durch seine vertraute Wohnung zu bewegen. Dunkel, schwarz und leer. Wie dort, wo die Anderen herkamen. Dort wo er war.
    Finn betrachtete sein Gesicht nachdenklich im Spiegel. Er sah deutlich erwachsener aus. Sein Kinn wirkte härter, alle Linien tiefer.
    Du siehst endlich aus, wie ein Mann, nicht mehr wie ein pubertierender Junge, bemerkte sein Verstand.  
    Stimmt schon, nickte Finn. So recht konnte er sich darüber nicht freuen, denn die tiefen Linien gaben ihm auch ein trauriges Aussehen.  
    Scheiß darauf, du hast ja auch Schlimmes erlebt, begehrte die innere Stimme auf, kein Wunder, dass man dir das ansieht. Wer bringt schon eigenhändig seinen Lover, seine einzige, große Liebe um? Finn verbat sich rasch weitere Bilder dazu.  
    Der andauernde Schmerz zermürbte ihn, ermüdete ihn.
    Er zog sein Hemd aus, beugte sich vor und schöpfte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als er hoch kam, fiel sein Blick auf die Narbe an seiner Schulter. Daves Mal. Ein Dämonenmal. Dave hatte ihn als sein Eigentum gekennzeichnet, damals vor gefühlten 100 Jahren in Hamburg.
    Behutsam strich Finn darüber. Hätte er damals schon geahnt, wer ihn angriff, wer weiß, wie sich alles entwickelt hätte. Warum nur hatte Dave ihn nicht gleich getötet?
    Dann wärst du jetzt nicht hier, würdest dich nicht andauernd selbst bemitleiden, ergänzte sein Verstand ungefragt.  
    Dann hätte ich mit dieser ganzen Sache nichts zu tun, seufzte Finn zustimmend.  
    Dann wären ein paar mehr Dämonen lebendig und ein paar mehr Menschen tot, kam eine Stimme, die sowohl seine innere, als auch das Gewissen hätte sein können. Finn hatte gelernt letzteres zu hassen. Es war das, was ihn ständig vorantrieb, indem es ihm unbarmherzig seine Schuld vor Augen führte. Er war es leid. Und er war unendlich müde.  
    Finn zog sich aus, griff nach seinen Boxershorts, putzte sich die Zähne und ging in sein Arbeitszimmer hinüber. Morgen hatte er eine Vorlesung, suchte sich rasch die Sachen zusammen und packte seine Tasche. Er hatte sein Studium fortgesetzt, wenngleich er nur ausgewählte Vorlesungen besuchte, sodass es sich mit seiner Suche nach den Anderen vereinbaren ließ. Sein Vermögen ermöglichte es ihm, völlig zwanglos zu studieren, was durchaus seine Vorteile hatte. Finn packte zwei Bücher ein, sah sich prüfend in dem Raum unter den zwei Dachfenstern um und schaltete auch hier das Licht aus. Ringsum war es dunkel, still und einsam.
    Er lächelte, als er wehmütig daran dachte, was Michael ihn neulich gefragt hatte: „Was wirst du tun, Finn, wenn du sie irgendwann alle erledigt hast? Wenn keiner von ihnen mehr übrig ist?“ Der Bogenschütze hatte ihn erwartungsfroh angesehen und Finn hatte sorgfältig überlegen müssen, was er ihm antworten sollte. Wäre Michael entsetzt gewesen, wenn er ihm gesagt hätte, dass er dann alles erreicht hatte? Dass es keinen Grund mehr für ihn gab, weiter alleine zu sein? Er hatte natürlich nichts dergleichen gesagt. Für die anderen der Sieben würde ihr Leben danach wie gewohnt weitergehen. Sie würden lachen, lieben und vergessen.
    Vor zwei Monaten hatte Finn den kleinen Buchladen gekauft, in dem er gearbeitet hatte. Peter galt als Opfer eines Überfalls. Die Polizei ging von einem Verbrechen aus. Mann hatte zwar keine Leiche, sehr wohl aber sein Blut in der Wohnung über dem Laden gefunden. Thomas hatte seine Beziehungen bei der Polizei spielen lassen, um die Ermittlungen rasch abzuschließen. Deswegen war Peter bald schon für tot erklärt worden. Es war leichter für seine Verwandten. Da er keine direkten Erben hatte, war der Laden an seine Schwester gegangen und von ihr hatte Finn das Geschäft gekauft. Er hatte Peters Wohnung nahezu unverändert gelassen, all seine „Forschungsunterlagen“ jedoch seinen ufoverrückten Freunden vermacht.
    Es war seine Art der Wiedergutmachung an Peter, der auch irgendwie durch Finns Schuld gestorben war. Finn hatte nichts im Laden verändert, öffnete diesen ab und an, wenn er Lust darauf hatte. Stundenlang sortierte er Bücher und gab sich der Illusion hin, nichts hätte sich verändert und Peter wäre nur kurz nach oben gegangen. Ablenkung.
    Du hättest ihn nicht beschützen

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