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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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stürzte in Leons Zimmer, warf sich der Länge nach auf sein Bett, riss sein Schlaf-T-Shirt unter der Decke hervor, drückte ihre Nase hinein, inhalierte die letzten Spuren seines Körperduftes und weinte laut und hemmungslos.
    Kurz darauf kam Lillys Mutter, setzte sich zu ihr an die Bettkante und legte ihr die Hand auf die Schulter. Die Wohnungstür schlug zu. »Arschloch«, fauchte Carola, »rennt weg, wenn’s Probleme gibt.«
    Lilly kam ins Zimmer geschlurft, brachte ein müdes »Morgen« hervor und setzte sich auch aufs Bett. Zu zweit in einem Einzelbett zu schlafen war unbequem gewesen, zu dritt in einem zu trauern fand Tatjana tröstlich.
    Sie hätte gern noch länger mit den beiden gekuschelt. Doch nachdem sie sich eine Weile aneinandergeschmiegt und Sätze gesagt hatten, die alle mit »Weißt du noch, wie Leon ...« begannen, klingelte es an der Tür.
    »Georg«, sagte Carola hoffnungsvoll und sprang auf.
    Lilly wandte ihr zerknittert aussehendes Gesicht Tatjana zu.
    »Ich hoffe nur, dass die beiden sich jetzt nicht trennen.«
    »Ach, glaub ich nicht«, sagte Tatjana, denn sie dachte auch, dass Georg zurückgekommen war. An Carolas überraschter und verhaltener Begrüßung hörte sie jedoch, dass es nicht so war.
    »Ach, hallo. So früh schon wach? Ich dachte, du gehörst zu denen, die nicht allein auf die Straße sollen.«
    »Ich weiß, ich bin auch schon von den Bullen angesprochen worden, aber ich hab keinen Nerv, mich an blöde Anweisungen zu halten, noch dazu am helllichten Tag. Ich war schon bei Ilkay im Krankenhaus und jetzt würde ich gern kurz mit Lilly reden.«
    »Komm rein, du kannst mit uns Kaffee trinken. Das heißt: Trink mit den Mädchen Kaffee, wenn du magst – ich leg mich wieder hin.«
    Lilly war aufgestanden und im Nachthemd zur Tür gegangen. »Levent«, sagte sie, »bist du aus ’m Bett gefallen?«
    »Ich hab so gut wie gar nicht geschlafen.«
    »Wie geht’s Ilkay?«
    »Der ist wohl fürs Erste außer Lebensgefahr, aber immer noch in diesem Koma.«
    »Warte, wir ziehen uns eben was an.«
    »Ich setz mich in die Küche.«
    »Was will denn der so früh hier?«, maulte Tatjana, während sie in ihre Jeans stieg.
    »Lagebesprechung«, vermutete Lilly, ging voran in die Küche, spritzte sich unter der Spüle Wasser ins Gesicht und stellte drei Becher auf den Tisch. »Kaffee?«
    »Nee, danke«, antwortete Levent, nahm aber einen der Becher und drehte ihn hin und her.
    Tatjana schniefte. »Leons Lieblingstasse. Seinen Namen hat er selber draufgeschrieben, in so ’nem Ferienprojekt.«
    »Schöne Scheiße«, sagte Levent, stellte den Becher auf den Tisch und legte die Stirn in Falten, wodurch er locker zehn Jahre älter aussah, als er war.
    »Gibt’s schon eine Prognose, wie sich das mit Ilkay entwickeln wird?«, fragte Lilly.
    Levent zuckte die Achseln. »Nee, weiß nicht. Wie früher wird’s bestimmt nicht mehr.«
    Alle drei schwiegen eine Weile. Lilly löffelte nachdenklich einen Schokopudding. Tatjana nippte vom Kaffee. Appetit hatte sie keinen.
    »Ich bin hier, weil ich die ganze Nacht nachgedacht hab, Lilly«, sagte Levent schließlich.
    »Hm?«, machte sie mit dem Löffel im Mund.
    »Der Kerl weiß nicht, wer der Fünfte auf seiner Liste ist. Er sucht fünf Täter, hat aber nur vier Namen. Also wird er versuchen, den letzten rauszukriegen.«
    »Vielleicht will er noch mal die Hoffmann anzapfen.«
    »Nee. Die ist für ihn verbrannt. Die sitzt jetzt beim Zeichner fürs Phantombild. Das weiß der Killer zwar nicht, aber er ist nicht doof und wird damit rechnen, dass sie inzwischen gequatscht hat. Nein, er wird’s anders versuchen. Der weiß doch, dass er nicht mehr viel Zeit hat für seine Rache, weil er zu viele Spuren hinterlassen hat. Außerdem muss er ja irgendwas mit dem Penner zu tun haben, das hat die Steiger ja schon angedeutet, er ist sein Vater oder Bruder oder so. Ihm ist klar, dass die ihn über kurz oder lang schnappen. Er kommt auch nicht an Ilkay ran. Ilkay hat nämlich richtig Polizeischutz. Vor seinem Zimmer haben sie jemanden postiert. Also ...«
    »Du guckst zu viele Krimiserien, Levent«, sagte Tatjana.
    Levent ignorierte sie einfach.
    »Weißt du, was der tun wird? Der wird sein viertes Opfer fragen. Und das, Lilly, heißt: dich oder mich.«
    »Also dürfen wir nicht zulassen, dass er uns zu fassen kriegt und wir Opfer werden.«
    »Das darf man sowieso nie. Lernst du schon im Kindergarten. Opfer darfst du nie sein.«
    »Was sollen wir machen, Levent?«, fragte

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