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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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versucht nun Greenpeace nachzuweisen, »dass zahlreiche dieser Höchstmengen auch nach Maßstäben der EU nicht sicher sind«. Rund 600 der von der EU erlassenen Höchstmengen überschritten die sogenannte Akute Referenzdosis (ARfD) für Kinder und müssten daher als potenziell gesundheitsschädigend angesehen werden. »Besonders betroffen sind Äpfel, Birnen und Trauben, bei denen fast 10 Prozent aller festgelegten zulässigen Pestizidhöchstmengen potenziell gesundheitsschädigend für Kinder sind.« Insgesamt wiesen 121 der 443 untersuchten Pestizidwirkstoffe einen oder mehrere Höchstwerte auf, die als potenziell gesundheitsschädigend betrachtet werden müssten.
    Greenpeace hatte »eine Bewertung der potenziellen chronischen und akuten Gesundheitsrisiken durchgeführt, die mit dem Verzehr großer Portionen bzw. mit dem regelmäßigen Verzehr kleiner Portionen belasteter Lebensmittel einhergehen«, wobei »die Berechnungen ergaben, dass bei rund 570 der von der EU erlassenen Höchstmengen die Akute Referenzdosis (ARfD) für Kinder zum Teil massiv überschritten wird, wenn diese erlaubte Höchstmenge ausgeschöpft wird«.
    Aber nur dann, wenn das Kind den ganzen Tag nur Äpfel isst. »Die erforderlichen wissenschaftlich üblichen Methoden der Expositionsabschätzung zur Ermittlung des chronischen und akuten Risikos wurden nicht angewendet«, kritisiert das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). »Aus Sicht des BfR sind somit die Aussagen des Greenpeace-Berichts zu möglichen Gesundheitsrisiken wissenschaftlich nicht belastbar.«
    Â»Die von Greenpeace gewählte Bewertungsmethodik und die in diesem Zusammenhang vorgenommenen Bewertungen von Höchstgehalten und Daten aus Überwachungsproben in Hinblick auf Mehrfachrückstände sind nicht geeignet, um Aussagen über ein mögliches Risiko für den Menschen abzuleiten. Aus den Ergebnissen ist kein unmittelbarer Handlungsbedarf, insbesondere aufgrund des Vorhandenseins von Mehrfachrückständen, ersichtlich … Die vom BfR durchgeführte Bewertung zeigt, dass sich die von Greenpeace als kritisch in Hinblick auf ein mögliches akutes Risiko eingestuften Rückstandshöchstgehalte im Ergebnis der wissenschaftlichen Bewertung mit einer Ausnahme als unkritisch erweisen.«
    Die Rückstandshöchstgehalte haben sich also als unkritisch erwiesen. Aber in der populären Presse wurde vor allem Greenpeace ausführlich zitiert. Unter der Schlagzeile »Offene Tür zum Missbrauch« gibt etwa der Spiegel Schützenhilfe. »Weltweit sterben pro Jahr 300 000 Menschen an Pestizidvergiftungen.«
    Aber vor allem in Entwicklungsländern und durch Dosen weit oberhalb der Höchstmengen der EU (und dass weltweit über 300 Millionen Menschen jährlich  nicht sterben müssen, weil es Pestizide gibt, verschweigt der Spiegel auch).
    Einen weiteren höchst unfairen Grenzwertkrieg führt die internationale Umweltallianz seit Jahrzehnten gegen den bekannten Kunststoff PVC. Insbesondere könnten die in PVC verarbeiteten Weichmacher bei Kindern Krebs erzeugen. Die in Kunststoff enthaltenen Weichmacher würden etwa beim Lutschen herausgelöst. Im ersten Kapitel habe ich eine ganze Reihe einschlägiger Panikmeldungen aufgelistet. Da werden dann Badeenten zu Giftmonstern und Schnuller zu Babykillern. Wenn man dann aber die etwa von Greenpeace behaupteten Schadstoffmengen von unabhängigen Instituten kontrollieren lässt, kommen bis zu 500-fach kleinere Konzentrationen heraus, als von Greenpeace behauptet. Einzelheiten sind etwa in dem Lexikon der Öko-Irrtümer von Dirk Maxeiner und Michael Miersch nachzulesen.
    Also: Grenzwerte werden politisch, nicht wissenschaftlich festgelegt. Man kann nur hoffen, dass die Wissenschaft dabei nicht völlig untergeht. Mehr als einmal ist das schon passiert. Weiter oben war die Rede von TBT-»verseuchten« Kinderjacken. Der TÜV Rheinland erlaubt hier 30 Mikrogramm alias 0,03 Milligramm pro Kilogramm Gewicht der Jacke (nicht als schadenbezogener, sondern ganz einfach als technisch einhaltbarer, in dieser Höhe aber auch fast unvermeidbarer Wert). In einer Jacke hatte Öko-Test aber 247 Mikrogramm entdeckt. Das klingt nach viel und insbesondere auch nach sehr viel mehr als 0,247 Milligramm, ist aber immer noch völlig ungefährlich. Ich habe

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