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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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Altersklassen neue Überlebenswahrscheinlichkeiten anzugeben und daraus auch eine neue Lebenserwartung abzuleiten. Und diese neue Lebenserwartung ist gerade einmal drei magere Jahre höher als zuvor; deutsche Männer würden hinfort im Durchschnitt statt mit 77 mit 80 und deutsche Frauen statt mit 82 mit 85 Jahren sterben. Aber sterben würden sie auch weiterhin, vermutlich noch häufiger als ohnehin schon an Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber auch neue Menschheitsgeißeln wie Alzheimer oder Parkinson hätten dann endlich eine echte Chance.
    Diese Sicht der Dinge wirft auch ein reichlich ernüchterndes Licht auf eine Welt, in der Krebs als Todesursache ausgeschaltet wäre. Denn dieser heute so herbeigesehnte Sieg über die Menschheitsgeißel Krebs wäre keinesfalls der Einstieg in das goldene Zeitalter der Langlebigkeit, es wäre nur eine Verschiebung der Todesursachen, ein Austauschen der einen Menschheitsgeißel gegen eine andere.
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    Literatur:
    B. N. Ames, R. Magaw und L. S. Gold (1987): »Ranking possible carcinogenic hazards«, Science 263, S. 271 – 280
    Georg Diez: »Krebs«, Süddeutsche Zeitung Magazin 18/2009
    R. Doll und R. Peto (1981): »The causes of cancer: quantitative estimates of avoidable risks of cancer in the United States«, Journal of the National Cancer Institute 66, S. 1191 – 1308
    Walter Krämer: Wir kurieren uns zu Tode , Berlin 1995 (Ullstein)
    Robert Lichter und Stanley Rothman: Environmental Cancer  – a Political Disease , London 1999 (Yale University Press)
    Walter Krämer und Gerald Mackenthun: Die Panikmacher , München 2001 (Piper)
    Walter Krämer und G. Gigerenzer (2005): »How to confuse with statistics«, Statistical Science , S. 223 – 230
    J. Peto (2001): »Cancer epidemiology in the last century and the next decade«, Nature 411, S. 390 – 395
    L. Rushton (2003): »How much does the environment contribute to cancer?«, Occup. Environ. Medicine 60, S. 150 – 156

7 Unsere irrationale Chemiephobie
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    Â»Die Chemie, Lat. die Scheidekunst, die Wissenschaft, wie man verschiedene natürliche Körper in einander auflöset, oder mit einander vereiniget, daß dadurch ein neuer Körper entstehet.«
    Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1., Amsterdam 1809
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    Kennen Sie schon das neue Umweltgift Dihydrogenmonoxid (DHMO)? Dihydrogenmonoxid, auch als Hydroxylsäure bekannt, ist ein Hauptbestandteil von saurem Regen, es fördert die Bodenerosion und den Treibhauseffekt, beschleunigt die Korrosion von Metallteilen aller Art und lässt elektrische Leitungen ausfallen. Einatmen, auch in kleinen Mengen, kann zum Tode führen. Längerer Kontakt mit seinem festen Zustand schadet dem menschlichen Gewebe, sein gasförmiger Zustand ruft oft schwere Verbrennungen hervor. Es wird regelmäßig in Krebstumoren entdeckt, und für Süchtige bedeutet der Entzug den sicheren Tod. Insgesamt gehen weltweit mehrere Tausend Todesfälle jährlich unmittelbar auf Dihydrogenmonoxid zurück.
    Dennoch wird es immer noch von der Industrie in großem Maßstab als Lösungsmittel eingesetzt; als einziges Land der Erde hat bislang Neuseeland einen zaghaften Versuch zu seiner Kontrolle unternommen.
    Ein Skandal?
    Nun, Dihydrogenmonoxid, chemisch korrekt auch H 2 O, ist nichts anderes als Wasser. Wenn man der Internet-Folklore glauben darf, machen sich Schüler in Chemie-Leistungskursen einen Scherz daraus, Unterschriften gegen den Hausmeister zu sammeln, um dem das Spritzen der Blumen vor der Schule mit Dihydrogenmonoxid zu verbieten. Belegt ist der Fall des 14-jährigen Nathan Zohner von der Eagle Rock Junior High School im US-amerikanischen Idaho Falls; er konnte 43 seiner 50 Mitschüler zum Unterschreiben animieren. Sechs blieben unentschlossen, und nur einer sah, dass hier normales Wasser verboten werden sollte.
    Ein Journalist der Washington Post schlug daraufhin die Wortschöpfung »Zohnerismus« für falsch interpretierte wahre Sachverhalte vor.
    Die Erfinder dieses Scherzes sind unbekannt. Er kursiert seit mindestens dem Jahr 1989; damals hatten Studenten der Universität von Kalifornien zum Widerstand gegen Dihydrogenmonoxid geworben, ebenfalls mit viel Erfolg. »Der Horror muss ein Ende haben«, hatten sie auf einem Flugblatt gefordert. Seit

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