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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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erschienenen mitzählt.) Ich selbst besitze davon mindestens ein Dutzend, und jedes Jahr drängen neue auf den Büchermarkt. Eins davon haben Sie ganz offenbar bis jetzt gelesen.
    Das kann jedoch nur heißen: Die Botschaft, wie sie üblicherweise übermittelt wird, kommt nicht an. Oder aber es ist wie bei Diätbüchern, wo der Variantenreichtum noch viel größer ist: Es nützt alles nichts. Mit Vernunft und Argumenten ist dem allgegenwärtigen menschlichen Versagen gegenüber Gefahr und Risiko nicht beizukommen.
    Und genau das ist mein zentraler Punkt. Wenn ich nämlich eines beim Schreiben dieses Buchs gelernt habe, dann ist es dieses: Die Botschaft »Regt euch ab, es ist alles halb so schlimm« kann gar nicht ankommen. So wie wir Menschen nun einmal gestrickt sind, kann man sich diese Mühe sparen. Das ist so, als würde man den Männern sagen: Warum lauft ihr eigentlich so gern blonden Frauen mit dickem Busen hinterher? Die können auch nicht besser kochen als andere, lassen sich öfter scheiden und reduzieren die Lebenserwartung ihrer Männer. Zumindest machen sie die Männer dümmer, wie Psychologen ganz im Ernst herausgefunden haben ( Die Welt , 21.11.2007).
    Mit derartigen Argumenten aber wollen die Adressaten sich nicht auseinandersetzen, aus den gleichen Gründen, warum auch die überzeugendsten Argumente gegen Panikmache an den meisten Menschen abprallen – bei den einen weniger, bei den anderen, speziell in Deutschland, mehr: weil ein großer Teil unseres Verhaltens eben genetisch programmiert und von unserem vernünftigen Denken unabhängig ist.
    Ein erster und zugleich der wichtigste Schritt aus diesem Dilemma bestünde nun darin, das erst einmal einzusehen. Sich einzugestehen, dass unsere Einstellung zu Gefahr und Risiko nicht kopf-, sondern allzu oft rein bauchgesteuert ist. Zuzugeben, dass wir im Grunde mental immer noch im Urwald leben. Ist das einmal erkannt – aber leider erst dann –, kann man damit beginnen, das Steuerzentrum unserer Risikobewältigung Zentimeter für Zentimeter von den Gefühlen weg in Richtung Vernunft zu verschieben.
    Das funktioniert nicht von heute auf morgen, und vielleicht überhaupt nicht, solange die Spezies Homo sapiens existiert. Wie Desmond Morris in seinem Bestseller Der nackte Affe, dem vielleicht besten Sachbuch des 20. Jahrhunderts, so überzeugend wie ernüchternd darlegt, hat uns der Bauch noch immer fest im Griff. Und das wirklich Bedenkliche dabei ist: Wir wissen es nicht. »Dieser ebenso ungewöhnliche wie äußerst erfolgreiche Affe verbringt einen Großteil seiner Zeit damit, sich über seine hohen Zielsetzungen den Kopf zu zerbrechen, und eine gleiche Menge Zeit damit, dass er geflissentlich über seine elementaren Antriebe hinwegsieht. Während er sich höchst erhabene neue Motive angeeignet hat, ist ihm doch keiner seiner sehr gebundenen alten Triebe verloren gegangen. Das stürzt ihn oft genug in Verwirrung, doch ist es nun einmal so: Seine alten Antriebe trägt er seit Jahrmillionen in sich, seine neuen aber erst seit höchstens einigen wenigen Jahrtausenden – und es gibt keinen Anlass zu der Hoffnung, dass das in seinem Erbgut aus einer langen stammesgeschichtlichen Vergangenheit Angesammelte schnell und leicht abzuschütteln ist. Er wäre ein weit weniger bekümmertes und weit mehr mit sich zufriedenes Lebewesen, wenn er dieser Tatsache nur einmal ins Gesicht sehen wollte.«
    Also sehen wir dieser Tatsache ins Gesicht!
    Â 
    Â 
    Das ist aber nur der erste Schritt: Weg mit dem Bauchgefühl. Dann fällt auch Schritt 2 nicht schwer, das ist der Abschied von der Null-Risiko-Illusion. Haben wir erst einmal gelernt, dass Gefahren nie grundsätzlich auszuschließen sind, können wir unsere Gehirnzellen benutzen, Gefahren zu begrenzen.
    Hier hat das Bundesverfassungsgericht in einem Beschluss vom 8. August 1978 eine erste wegweisende Entscheidung getroffen:
    Â»Vom Gesetzgeber im Hinblick auf seine Schutzpflicht eine Regelung zu fordern, die mit absoluter Sicherheit Grundrechtsgefährdungen ausschließt, die aus der Zulassung technischer Anlagen und ihrem Betrieb möglicherweise entstehen können, hieße die Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens verkennen und würde weiterhin jede staatliche Zulassung der Nutzung von Technik verbannen. Für die Gestaltung der Sozialordnung muss es

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