Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
fünf Mal. Er legte eine Hand an die Brust und mimte eine Herzattacke.
„Dieselben Vertragsbedingungen“, fuhr ihr Agent fort. „Eine umfangreiche Werbetour und eine Publicity-Kampagne ohne Einschränkungen.“
Ihre Freude verkehrte sich ins Gegenteil. „Und davon rücken die nicht ab?“
„Keinen Millimeter.“ Da sie schwieg, fügte er rasch hinzu: „Denken Sie darüber nach, Anna. Überlegen Sie mal, was das für Ihre Karriere bedeutet. Wir reden hier über Bestsellerlisten und Bekanntheitsgrad des Namens. Großer Werbeetat. Und wenn sich das Buch so gut verkauft, wie sie erwarten, gehören Sie in der Verlagsbranche zu den ganz Großen. Und dann machen Sie sich klar, was Sie verlieren, wenn Sie das Angebot ablehnen. Bei Ihren gegenwärtigen Verkaufszahlen ist es nicht leicht, Sie bei einem anderen Verlag unterzubringen. Sie werden als schlechte Investition und als Negativposten gelten.“
Das tat weh. Umso mehr, da er ihr das so unverblümt, ohne Rücksicht auf ihre Gefühle sagte. „Ich dachte, Sie sind von meiner Arbeit überzeugt“, erwiderte sie mit belegter Stimme.
„Bin ich. Aber in diesem Markt braucht man mehr als eine gute Story, um Bücher zu verkaufen. Man braucht etwas, um Aufmerksamkeit zu erregen, Anna. Genau das haben Sie. Nutzen Sie es.“
„Ich verstehe Ihre Argumente sehr gut, aber ich kann mich darauf nicht einlassen. Es geht einfach nicht.“
„Warum sabotieren Sie sich selbst?“ fragte er unfreundlich. „Verstehen Sie denn nicht? Das ist die Chance Ihres Lebens, die wirft man nicht weg.“
„Das möchte ich auch nicht, aber …“
„Ich gehe zurück an den Verhandlungstisch. Ich kann mehr Geld für Sie herausschlagen. Ich kann mir Garantien für den Werbeetat geben lassen. Ich ringe denen Ihre Zustimmung zu Einband und Titelgestaltung ab. Momentan sieht man in Ihnen eine mögliche Goldmine, und wenn Sie mit deren Plänen einverstanden sind …“
„Will! Hören Sie auf! Und hören Sie mir endlich zu! Ich möchte zustimmen, aber ich kann nicht. Es ist mir unmöglich, so eine Werbekampagne durchzustehen!“
Ihr Agent schwieg lange, dann sagte er bitter und resigniert: „Ist das Ihr letztes Wort?“
„Ja“, presste sie hervor, „das ist es.“
„Sie sind der Boss.“ Nach einer Pause: „Wenn ich Sie wäre, Anna, würde ich mir wegen dieses Problems professionelle Hilfe suchen. Und es ist ein Problem, auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen.“
Er legte auf, doch Anna behielt den Hörer am Ohr. Bemüht, sich nicht von Verzweiflung übermannen zu lassen, legte sie das Telefon schließlich auf die Station zurück. Sie war kein Narr. Zusammen mit einem neuen Verleger konnte sie sich nun auch einen neuen Agenten suchen.
Von vorn anfangen. Nach all der harten Arbeit und dem Kampf um Anerkennung muss ich von vorn anfangen!
„Hat er einfach aufgelegt?“ fragte Dalton wütend und kannte die Antwort bereits. „Ich habe ihn nie gemocht, Anna, und Bill mochte ihn auch nicht. Er ist ein arroganter kleiner Arsch.“
Sie wollte lächeln; es misslang jämmerlich.
„Ich habe dir das nie erzählt“, fuhr Dalton fort, „aber er war einige Male ziemlich rüde zu mir am Telefon. Er ist nicht nur ein richtiges A-loch, sondern auch noch ein Homo-Hasser, da bin ich mir sicher.“
Aber er war ein guter Agent, dachte sie. Einer, der im Verlagsgeschäft sehr respektiert war und wusste, wie man Bücher verkauft.
Die Ladentür ging auf, und eine Frau trat ein. Dalton warf einen Blick auf die Kundin und fragte Anna: „Kommst du zurecht?“ Als sie nickte, drückte er ihr kurz die Schultern und eilte zu der Kundin.
Das Telefon läutete. Sie riss den Hörer ans Ohr und hoffte, es sei Will, der sich entschuldigen wollte. „Die Perfekte Rose.“
„Anna, hier ist Ben Walker. Warten Sie! Hören Sie mir zu, ehe Sie auflegen.“
Anna umklammerte den Hörer fester, sehr geneigt, das Gespräch ebenso rüde zu beenden, wie Will es getan hatte. Sie unterließ es jedoch, da sie selbst soeben erfahren hatte, wie demütigend das war. „Reden Sie. Aber beeilen Sie sich, ich habe zu arbeiten.“
„Es tut mir Leid, dass ich so in Ihr Leben eingedrungen bin. Es war unhöflich und unsensibel. Ich wusste, wie Sie reagieren würden, aber in meinem Eifer, ein Interview zu bekommen, habe ich Sie trotzdem bedrängt. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an.“
Sie fühlte sich ein wenig beschwichtigt, aber nur ein wenig. „Ich möchte lieber nicht an meine Vergangenheit erinnert werden. Mein
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