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Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Titel: Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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ohne die Polizei.
    Anna sah auf die Uhr, trocknete sich ab und zog sich an. Sie musste erst gegen Mittag im Blumenladen sein. Damit hatte sie volle drei Stunden, ein paar Nachforschungen zu betreiben.
    Sie zog die Schuhe an und band sie zu. Letzte Nacht hatte sie die Nummer angewählt, die Minnie in ihrem ersten Brief genannt hatte. Ein Mann hatte geantwortet. Das war eine Enttäuschung gewesen. Sie hatte gehofft, Minnie direkt zu sprechen. Ihren Mut zusammennehmend, hatte sie sich nach dem Mädchen erkundigt.
    Der Mann hatte volle fünfzehn Sekunden geschwiegen und dann ohne ein Wort aufgelegt. Da hatte sie sicher gewusst, dass Minnie ihre Hilfe brauchte.
    In der Hoffnung, Minnie doch noch zu sprechen, hatte sie die Nummer noch ein halbes Dutzend Mal angewählt, zuletzt heute Morgen, jedoch ohne Erfolg. Sie wollte heute über den See nach Mandeville fahren – eine Schlafstadt am Nordrand des Lake Pontchartrain –, um zu sehen, wo Minnie lebte. Sobald sie dort war, würde sie ihre nächsten Schritte erwägen.
    Eine Stunde später wusste sie, dass sie mit dieser Adresse nicht viel anfangen konnte. Sie gehörte nicht zu einem Wohnhaus, sondern zu einem Post- und Kopierladen.
    Anna überprüfte die Anschrift erneut und betrat den Laden. Lächelnd ging sie auf den Mann hinter dem Tresen zu und stellte sich vor. „Ich bin Schriftstellerin und korrespondiere mit einem weiblichen Fan. Sie gab diese Adresse als ihre Anschrift an.“ Sie reichte ihm den Briefumschlag. „Ich habe ihr geantwortet, und deshalb weiß ich, dass sie meine Briefe erhält. Aber jetzt frage ich mich, wie das sein kann.“
    Der Mann, der sich als der Ladenbesitzer zu erkennen gab, reichte ihr lächelnd den Umschlag zurück. „Einer der Vorzüge, bei uns ein Brieffach zu mieten anstatt bei der Post, ist es, dass Sie hier sogar eine Straßenadresse bekommen, anstatt nur einer Postfachnummer.“
    „Soll das heißen, diese Person hat hier bei Ihnen ein Brieffach gemietet?“
    Der Mann lächelte wieder. „Das ist korrekt. Sehen Sie, eine Straßenanschrift suggeriert Beständigkeit. Das wiederum bedeutet Solvenz. Verlässlichkeit. Glauben Sie es oder nicht, eine Straßenanschrift ist nützlich, wenn man sich um einen Job oder einen Kredit bewirbt. Es gibt noch weitere Vorzüge unserer Brieffächer. Hierher liefern auch Zusteller, die an kein Postfach liefern, Federal Express, zum Beispiel. Außerdem bieten wir noch weitere Dienstleistungen an, wie einen Versanddienst. Das kostet natürlich extra.“
    Der Typ war von seiner Geschäftsidee überzeugt. Sie hatte Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Klingt nach einer tollen Dienstleistung.“
    „Ist es.“ So wie er sie ansah, wollte er sie vermutlich sofort als Kundin eintragen. „Ich hole Ihnen einige Informationsblätter.“
    Ehe sie ablehnen konnte, hatte er schon einen kleinen Prospekt unter dem Tresen hervorgeholt. „Für den Fall, dass Sie ihn brauchen sollten.“
    Sie dankte ihm, steckte den Prospekt ein und kam auf den eigentlichen Grund ihres Besuches zurück. „Ich muss dieses Mädchen, das mir schrieb, unbedingt finden. Gibt es eine Möglichkeit, ihre richtige Anschrift von Ihnen zu bekommen?“
    „Tut mir Leid.“ Ein Kunde betrat den Laden, und der Blick des Mannes schweifte hinüber zu ihm, dann zurück zu ihr. „Die kann ich Ihnen nicht geben.“
    „Auch nicht, wenn es sich um einen Notfall handelt?“
    „Wir garantieren unseren Kunden völlige Verschwiegenheit. Es sei denn, ein Gerichtsbeschluss verpflichtet uns zur Nennung der Adresse.“
    Sie senkte vertraulich die Stimme. „Es ist wirklich sehr wichtig für mich herauszufinden, wer dieses Brieffach gemietet hat.“
    „Tut mir Leid, ich kann Ihnen keine Auskunft geben.“
    Sie senkte die Stimme noch mehr. „Ich weiß, es klingt verrückt, aber dieses kleine Mädchen ist in Gefahr. Könnten Sie Ihre Regeln nicht dieses eine Mal beugen? Bitte!“
    Sein Ausdruck wechselte von hilfreich zu ärgerlich. Er kaufte ihr die Geschichte vom gefährdeten Kind offenbar nicht ab. Sie versuchte es trotzdem noch einmal. „Bitte! Ich schwöre Ihnen, es ist eine Sache von Leben und Tod. Ein elfjähriges Mädchen …“
    „Nein“, entgegnete er scharf. „Ich mache keine Ausnahme. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich habe einen Kunden.“
    Anna verließ frustriert den Laden und ärgerte sich erneut über Detective Malones nachlässige Haltung in dieser Sache. Wenn Malone den Ladeninhaber nach der Adresse des Brieffachmieters

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