Die Angst verfolgt dich bis ans Ende (Thriller) (German Edition)
erkundigte sich Colleen dann. "Du brauchst nur etwas zu sagen."
Lynne nickte leicht.
"Okay."
*
Lynne fuhr zu ihrer Wohnung, duschte und zog sich um. Dann packte sie ein paar Sachen in einen Handkoffer und setzte sich eine Tasse starken und rabenschwarzen Kaffee auf.
Sie wollte noch in dieser Nacht London verlassen und dabei nicht am Steuerad ihres Wagens einschlafen.
Sie hatte kein bestimmtes Ziel im Auge und wußte eigentlich nur, daß sie an einen Ort wollte, an dem sie garantiert allein war. Dort würde sie wieder etwas Kraft sammeln. Sie trank ihren Kaffee aus, zog den Mantel über und wollte gehen, da klingelte das Telefon.
Viermal klingelte es, ehe Lynne sich entschließen konnte dranzugehen.
"Ja?"
Auf der anderen Seite der Leitung knackte es nur kurz, dann war die Verbindung unterbrochen. Lynne kroch es eiskalt den Rücken hinauf.
Für sie war keine Frage, was dieser Anruf bedeutete.
Er ist in der Nähe! zuckte es durch Meer ihrer düsteren Gedanken.
Sie legte den Hörer auf.
Ein paar Minuten später hatte sie ihre Wohnung verlassen und schleppte ihren Koffer zum Wagen. Sie öffnete den Kofferraum und verstaute ihn dort. Immer wieder blickte sich nach allen Seiten um. Aber da war niemand. In einem der parkenden Wagen glaubte sie, eine Bewegung zu sehen. Ein Schatten, mehr nicht.
Aber Lynne war sich nicht sicher.
Ich sehe schon Gespenster! schalt sie sich selbst.
Sie setzte sich hinter das Lenkrad und fuhr los. Sie fuhr ein paar Umwege durch die Stadt und zweimal glaubte sie, verfolgt zu werden. Als sie Greater London hinter sich gelassen hatte, hielt sie sich südwärts. Es war schon hell, als sie kurz an einer Tankstelle hielt.
Der Tankwart wirkte ziemlich verschlafen.
"So früh schon unterwegs?" meinte er, als Lynne ihre Benzinrechnung bezahlte. Er gähnte dabei.
"Wie weit ist es noch bis zur Küste?" fragte Lynne.
Der Tankwart grinste und zog eine Karte aus einem der Verkaufsständer. Er legte sie vor Lynne auf den Tresen.
"Kaufen Sie sich das da", grinste er. "Dann wissen Sie Bescheid!"
"Danke", erwiderte Lynne sarkastisch. Ein Gähnen konnte sie nur schwer unterdrücken. Der Tankwart quittierte das mit einem unverschämten Grinsen.
Wenig später saß Lynne wieder am Steuer.
Sie frühstückte in einem Kleinstadt-Gasthaus und erreichte gegen Vormittag die Küste. Sie hatte sich inzwischen entschieden, Gradys Angebot anzunehmen und zwar schon allein deswegen, weil sie hundemüde war und dringend ein paar Stunden Schlaf brauchte.
Volle anderthalb Stunden fuhr sie in und um die Stadt Poole herum, fragte mehrfach und kaufte sich schließlich in einer kleinen Buchhandlung einen Stadtplan. So war es schon fast Mittag, als sie Gradys Haus erreichte.
Es lag wirklich sehr einsam. Ganz in der Nähe war die Steilküste und das Meer, dessen Rauschen man Tag und Nacht hören konnte.
Es war ein diesiger Tag.
Nebel zog vom Ärmelkanal herauf.
Lynne parkte ihren Wagen neben der niedrigen Hecke, die das zum Haus gehörende Grundstück von der Straße trennte, die eigentlich kaum mehr als eine befestigte Piste war. Lynne ging zur Haustür und fand den Schlüssel unter dem Stein neben dem Eingang.
Es war alles, wie Grady gesagt hatte.
Sie öffnete und trat ein.
Das Haus hatte eine Küche, ein Schlafzimmer und einen Wohnraum. Telefon gab es auch.
Schön, dachte Lynne. Ein wirklich netter Ort, um Ruhe und Erholung zu finden. Wenn nur die Umstände andere gwesen wären, unter denen sie hier war...
Einen Augenblick lang überlegte sie, Grady anzurufen. Aber dann wurde ihr klar, daß er um diese Zeit sicher noch im Bett lag und schlief.
Lynne gähnte. Sie nahm ihren Koffer und ging ins Schlafzimmer. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie müde sie wirklich war. Sie zog ihre Schuhe und ihren Mantel aus und ließ sich auf das große Doppelbett fallen. Der Schlaf, in den sie schon wenige Minuten später gefallen war, war dumpf und traumlos.
Ein Schlaf der Erschöpfung.
*
Lynne erwachte irgendwann am Nachmittag durch das Klingeln eines Telefons. Sie öffnete die Augen und war innerhalb von Sekundenbruchteilen hellwach. Eiskalt kroch es ihr den Rücken hinauf.
Das ist unmöglich!
Sie lauschte, und saß dabei wie erstarrt auf dem Bett.
Nicht eine einzige Bewegung wagte sie. Vielleicht eine volle Minute lang saß sie einfach nur so da und horchte. Aber es war nichts zu hören.
Nichts, als das ferne Meeresrauschen und die Geräusche des Windes, der jetzt recht heftig um das Haus blies. Ein
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