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Die Angstmacher

Die Angstmacher

Titel: Die Angstmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Krueger
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Krankenpolicen. In kurzer Zeit wurde aus der Nischensparte der zweitgrößte Versicherungszweig nach der Lebensversicherung. Im selben Zeitraum explodierten die Prämieneinnahmen der privaten Krankenversicherer von 8 Millionen auf 168 Millionen Reichsmark.Zu Beginn des Nationalsozialismus erwies sich die Branche als treuer Diener und Vollstrecker der faschistischen Ideologie. Die Unternehmen vertrieben im vorauseilenden Gehorsam jüdische Kunden und zahlten jüdischen Ärzten keine Rechnungen mehr. In der NS-Zeit boomte die Sparte.
    Über Jahrzehnte war die private Krankenversicherung Wohlhabenden und Gutverdienern vorbehalten. Doch die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich geändert. Selbstständig sind heutzutage viele, die eigentlich prekär Beschäftigte oder scheinselbstständig sind. Sie verdienen wenig und haben ungesicherte Einkünfte. Diese Gruppe kann sich trotzdem privat krankenversichern. Um auch diese Wenigverdiener zu erreichen, haben viele Unternehmen Billigtarife auf den Markt gebracht, bei denen die Kunden noch weniger bekommen als Kassenpatienten.
Parteispenden
    Einige Versicherer pflegen nicht nur ein dichtes persönliches Netzwerk, sondern auch die politische Landschaft mit Parteispenden. Unvergessen sind die Beträge in Millionenhöhe, mit denen die Allianz in den Dreißigerjahren die NSDAP unterstützte. 29 So generös wie damals ist die Allianz heute nicht mehr, auch wenn sie im Vergleich zu den Wettbewerbern am großzügigsten ist. Der Riese aus München spendet an alle im Bundestag vertretenen Parteien – außer an Die Linke. Die Grünen meldeten zum ersten Mal im Jahr 2001 Geldzuwendungen von der Allianz, dem Jahr der Einführung der Riester-Rente. Im Jahr 2009 bekamen CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne jeweils rund 60 000 Euro. Damit war die Allianz der fünftgrößte Einzelspender der SPD, für die Grünen sogar der größte. In den Jahren zuvor bewegten sich die Spenden in ähnlichen Größenordnungen. Zu Beginn des Jahrtausends, als die Teilprivatisierung der Altersvorsorge im Raum stand, war die Allianz insgesamt noch freigiebiger. 2001zahlte sie den beiden großen Parteien jeweils rund 127 800 Euro, FDP und CSU wurden mit rund 76 600 Euro bedient. Nur die Grünen schnitten mit rund 51 100 Euro etwas schlechter ab.
    Weniger pluralistisch spendabel zeigte sich lange der Rückversicherer Munich Re, bis vor Kurzem noch als Münchener Rück aktiv. Für Rückversicherer sind Naturkatastrophen teuer, denn die Versicherer geben viele Schäden an sie weiter. Die Zunahme von Stürmen oder Überschwemmungen kostet das Unternehmen eine Menge Geld. In der Öffentlichkeit spielt sich Munich Re gerne als großer Klimaschützer auf. Das Unternehmen ist beteiligt an gigantischen Solarstromanlagen in der Wüste, seine Manager lassen keine Gelegenheit aus, vor den verheerenden Folgen der Klimaerwärmung zu warnen. Erstaunlicherweise spendete Munich Re aber gerade der Partei lange nichts, die sich dem Kampf gegen den Klimawandel ebenfalls verschrieben hat. Die Grünen erhielten von Munich Re erst im Jahr 2011 Geld, und zwar unterhalb der Ad-hoc-Veröffentlichungsgrenze von 50 000 Euro. Die FDP hingegen hat seit 2005 insgesamt 90 000 Euro erhalten, die CDU immerhin noch 60 000 Euro, CSU und SPD jeweils 15 000 Euro. Hinzu kommen Spenden von Unternehmen, die zur Munich Re gehören. Die DKV Deutsche Krankenversicherung gab in den vergangenen Jahren Christ- und Freidemokraten Geld, die KarstadtQuelleVersicherung der CSU.
Kohls Kumpel
    Der eifrigste Spender aus der Branche ist kein Versicherungsunternehmen, sondern Reinfried Pohls Deutsche Vermögensberatung (DVAG) – deren Pressesprecher Peter Tauber für die CDU im Bundestag sitzt. Die Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG war 2009 mit 234 900 Euro der fünftgrößte Spender der CDU. Die unter derselben Adresse firmierende Allfinanz Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaftgab weitere 150 000 Euro und die Deutsche Vermögensberatung Holding GmbH 50 000 Euro sowie die Vermögensberater Verlags- und Servicegesellschaft 30 000 Euro. Persönlich unterstützte DVAG-Gründer Reinfried Pohl die Christdemokraten mit 20 000 Euro. Die FDP bekam von der DVAG 170 000 Euro, von der Allfinanz Deutsche Vermögensberatung 100 000 Euro, von der Deutsche Vermögensberatung Holding 50 000 Euro und von der Vermögensberater Verlags- und Servicegesellschaft 30 000 Euro. Die Sozialdemokraten erhielten von der DVAG nur 15 000 Euro, die CSU bekam 13 950 Euro.

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