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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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ungenau. Er drang in die Ac hselhöhle der Dunkelalbs und blieb im Rücken am Schulterblatt stecken.
    Der Dunkelalb war die Kapuze in der Zwischenzeit losgeworden. Mit blutigem Haarschopf starrte er den Waldläufer wütend an. Er wollte seinen Bogen hochreißen und schießen, doch der in der Achselhöhle steckende Pfeil hinderte ihn daran. Stattdessen vernahm der Waldläufer einen weiteren unterdrückten Schmerzensschrei.
    Chinato'Oral hatte einen dritten Pfeil auf der Sehne und schoß. Ihm war egal wohin. Er wollte nur treffen.
    Der Pfeil durchschlug eine Rippe des Dunkelalbs und zog den Stoff der dunkelgrauen Tunika bis zum Herzen mit, wo alles steckenblieb.
    Der Hautabzieher fauchte wie ein waidwundes Raubtier. Er versuchte den Bogen hochzuheben.
    Chinato'Oral wurde es kalt ums Herz. Fieberhaft fingerte er an seinem Pfeilköcher herum und versuchte noch einen neuen ...
    Dann schoß der Hautabzieher.
    Zong!
    Doch sein Pfeil bohrte sich 10 Schritt vor dem Waldläufer in den Boden.
    Dann froren die Bewegungen des Assassinen ein. Er kippte nach hinten um und fiel der Länge nach hin.
    Chinato'Oral stand da, die Augen groß aufgerissen, doch er erkannte nur in einem ganz engen Blickfeld den Leichnam des Dunkelalbs. Alle anderen Sinne waren abgeschaltet. Er hörte nichts mehr, und er fühlte nichts mehr.
    Nun ja, nicht ganz!
    Als erstes spürte er sein wie wild hämmerndes Herz wieder. Die schnellen, harten Herzschläge waren fast schon schmerzhaft.
    Der Waldläufer blinzelte mehrmals mit den Augenlidern, so als müßte er einen Schleier von den Augen wischen. Er ve rsuchte den Blick vom toten Dunkelalb abzuwenden und woanders hinzublicken. Er mußte sich neu orientieren und geriet aus dem Gleichgewicht. Mit zwei kleinen Schritten versuchte er wieder einen festen Stand zu erlangen. Ihm war leicht schwindelig.
    Und da war noch etwas anderes was nicht stimmte.
    Er schaute an sich hinunter, konnte aber nichts erkennen.
    Und dann war es auf einmal da.
    Sein Magen verkrampfte sich und Chinato'Oral warf den Oberkörper nach vorn. Der saure Mageninhalt schoß ihm aus Mund und Nase heraus. Selbst als der Magen schon leer war, mußte er noch zweimal schmerzhaft würgen. Er verharrte einen Moment, bis er sicher war, daß nichts mehr kam. Dann richtete er sich wieder auf.
    »Verdammte Scheiße!«, murmelte der Waldläufer leise, rupfte ein paar Blätter von einem Busch und wischte sich Mund und Nase ab.
    Schwer atmend stand er da und suchte nach einem Sitzplatz. Ihm war schlecht und er mußte sich hinsetzten. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, schaute er zu den beiden Leichen hinüber. Er wußte nicht wie viele Minuten vergingen ehe er wieder voll denken konnte.
    Auf jeden Fall dachte er als erstes an die beiden Leichen. In der offenen Landschaft würden sie alsbald die ersten Geier anlocken. Und kreisende Geier waren meilenweit zu erkennen und zu deuten. Im Wald würden sich heute Nacht irgendwann die ersten Raubtiere über die Kadaver hermachen, und das war nicht schlimm. Aber kreisende Geier konnten den ganzen Plan vereiteln. Und so schleifte er die beiden Leichen in den Wald und legte sie in dichtem Gestrüpp ab.
    Selbstverständlich nicht ohne vorher ihre Waffen begutac htet zu haben.
    Besonders der Bogen des zweiten Hautabziehers fand seine ganze Aufmerksamkeit. Er hatte noch nie einen dieser legendären Bögen der Dunkelalben gesehen, aber ihm war schon vieles darüber zu Ohr gekommen.
    Sein eigener Bogen war aus mehreren Schichten Holz z usammengeleimt. Esche war elastisch und war auf dem Bogenrücken verarbeitet worden. Der Bogenkern bestand aus Buche, ein leichter und gut zurückfederndes Holz. Und am Bogenbauch hatte er das Holz der Gemeinen Eibe verwendet. Ihr feinringiger Kern war hart und sehr druckfest. Durch die schichtweise Verarbeitung drei unterschiedlicher Holzarten erhielt der Bogenstab genug Spannung um beim Loslassen der Bogensehne in seine Ausgangsstellung zurückzuschnellen.
    Der Bogen des Dunkelalbs dagegen war dreiteilig aufgebaut. An einem reichverziertem und der Anatomie der Bogenhand stark angepaßten Griffteil aus einem schneeweißen Knochen waren zwei Wurfarme angesetzt worden. Chinato'Oral konnte die Zusammensetzung nicht erkennen, doch er hatte gehört, daß sie aus tierischen Materialien bestehen sollten, da bei den unterirdisch hausenden Dunkelalben Holz nicht zur Verfügung stand. Elastische Fersensehnen auf dem Bogenrücken und druckfestes Horn auf dem Bogenbauch sollten dem Bogen die

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