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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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der Zahl - aneinander gekettet waren. Weder Hunger und Durst hatte sie abgestumpft, noch Krankheit und Wunden. Die meisten litten an der Aussichtslosigkeit ihrer Lage und erduldeten gleichmütig und klaglos körperliche und seelische Pein.
    Der Waldläufer spürte , wie in seinem Inneren wieder diese Flamme unbezähmbarer Wut aufloderte. Doch unüberlegte Handlungen waren heute Nacht nicht angebracht, und so versuchte sein Intellekt diese aufmüpfigen Gefühle niederzukämpfen.
    Er trennte seine Gefühle wieder vom Schicksal der Unterirdischen und versuchte herauszufinden was die fünf Weißelfen im Lager taten. Die erste Karawane, die er im hochgelegenen Nebelwald von Balingan überfallen hatte, war von heruntergekommenen Gestalten bewacht worden. Die drei Söldner die ihm die Ziparaziege weggeschossen hatten, und beinahe einen blutigen Streit wegen ihrer Hörner angefangen hatten, waren nicht mit den Kriegern hier zu vergleichen.
    Diese hier waren von einem anderen Kaliber. Ihre Rüstung war gepflegt und sauber, und ihr Auftreten diszipliniert. Nur wenige Worte wurden gewechselt. Schnell erkannte der Wal dläufer das Schema ihrer Wache. Bei den Sklaven hielten sich immer zwei Krieger auf die gemächlich um den elenden Haufen herumschlenderten. Zwei andere Krieger saßen zwischen den Karakulen und waren zwischen den großen, schweren Tieren nicht sofort erkennbar. Der letzte Krieger saß oder lag am Lagerfeuer des Ih'hsab und ruhte sich aus. Nach einer Weile wechselten alle ihre Stellung und Chinato'Oral stellte mit leichtem Unbehagen fest, daß besonders die drei Bodenschützen sich mit Vorliebe zwischen den Karakulen aufhielten, während die beiden gepanzerten Schwertkämpfer meistens bei den Sklaven blieben.
    Vieles hing davon ab, wie sich diese Krieger - und vor allem die Bogenschützen - verhielten, wenn seine Zwerge die Óroks im Wald angriffen, und der Kampflärm im Lager hörbar wurde. Jetzt hielten sich die Jäger zwischen den Karakulen auf und gaben eine schlechte Zielscheibe ab für einen hinterhältigen Angriff. Würden sie ihre Stellung vielleicht aufgeben um den bedrängten Óroks zu Hilfe zu eilen, oder würden sie in ihrer Deckung bleiben und abwarten wie der Kampf im Wald ausging?
    Für ein paar Augenblicke wurde es leer in Chinato'Orals Kopf. Er schaute - fast teilnahmslos - zwischen den Schwertkämpfer und den Bogenschützen hin und her. Dann nickte er unmerklich und zustimmend mit dem Kopf. An der Stelle des Ih'hsab's hätte er alle Krieger angewiesen, sich still zu verhalten. Die häßlichen Óroks - die Schweineschnauzen, wie seine Zwerge sie nannten - sollten ihre Probleme draußen im Wald selber lösen und mögliche Angreifer beschäftigen. Die Aufgabe der Elfenkrieger war es, das Lager beschützen.
    Ein anderes Problem war die Dunkelheit, die einbrechende Nacht. In der Dämmerung hatte Chinato'Oral die Elfenkrieger noch gut erkennen können. Jetzt aber hatte die Nacht alles in Dunkelheit gehüllt. Nachdem er ins lodernde Lagerfeuer der Kobolde gestarrt hatte, konnte er minutenlang die rastenden Karakule fast nicht mehr erkennen - von den Weißelfen nicht zu sprechen. Um nicht ständig vom Lagerfeuer der Kobolde geblendet zu werden, mußte er seinen Standpunkt ändern.
    Nur wohin?
    Je mehr der Waldläufer über die Lage und den bevorstehenden Kampf nachdachte, desto grösser wurden seine Zweifel. Langsam, ganz langsam spürte er wie die Angst eine eiskalte Schlinge um sein Herz legte. Und als er erste Anzeichen von Angst verspürte, machte das ihm letztendlich noch mehr Angst. Er konnte sich weder einen Wutausbruch – so wie vorhin - noch Angst leisten. Nur, wie sollte er die aufkeimende Angst überwinden?
    Er hatte nicht nur Angst wegen des bevorstehenden Kam pfes, schlußendlich war er ein einfacher Jäger und kein ausgebildeter Krieger. Viel schwerer bedrückte ihn die Verantwortung die er übernommen hatte.
    Im Nebelwald von Balingan hatte er nur ein paar armseligen Lebewesen helfen wollen: den Zwergen. Arroganz und Überheblichkeit waren ihm zuwider, und Unterdrückung und Knechtschaft machten ihn wütend. Aber als er hoch oben in Balingan die Elfen an ihrem Lagerfeuer angriff - ziemlich unbeherrscht und unüberlegt, wie er zu seinem eigenen Leidwesen immer wieder feststellen mußte - wollte er nur die Zwerge von der knallenden Knechtschaft der Bullenpeitsche befreien. Da war er sich nicht über die Konsequenz seines Handelns im Klaren gewesen.
    Nachher hatten die Zwerge sich in ihrer

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