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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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Spur der Karawane nicht verloren hatte. Aber diese hielt einen strikten Kurs Richtung Süden bei.
    Und bei eine r dieser Kontrollen stieß er rein zufällig auf einen der Hautabzieher.
    Er hatte sich dem offenen Gelände wieder etwas genähert, und war zwischen dem niedrigen Gebüsch in die Hocke g egangen, um einen Blick auf die Karawanenspur zu werfen, als er im Augenwinkel eine flüchtige Bewegung zwischen den Bäumen bemerkte. Zwei, drei Sekunden später sah er den Hautabzieher!
    Chinato'Oral fluchte heimlich als er bemerkte, daß er die Dunkelalben schon überholt hatte. Rasch ließ er sich zu Boden sinken und schlich so leise wie möglich davon. Jetzt mußte er vorsichtig sein, denn das Gehör eines Hautabziehers war genausogut trainiert wie sein Körper. Der Dunkelalb war noch gute 30 Schritt von ihm entfernt, und jedes raschelnde Blatt, ja selbst ein tiefes Durchatmen konnte Chinato'Oral verraten. Er preßte sich fest an den Boden und spähte mit einer Wange im Dreck liegend zum Hautabzieher hinüber.
    Der Dunkelalb kam gemächlich daher spaziert, aber die Tatsache, daß er beständig nach links und nach rechts schaute verriet dem im Gebüsch unsichtbar gewordenem Chinato'Oral, daß der Dunkelalb hellwach war und seiner Aufgabe ganz konzentriert nachkam. Sein durchtrainierter Körper und unzählige, harte Übungsstunden ließen ihn fast lautlos durch das Gebüsch dahin schweben.
    Er hatte einen purpurfarbenen Umhang über die Schultern geworfen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Am Schu lterbereich war der Mantelrand mit einer mattschwarzen metallischen Verzierung verstärkt - wahrscheinlich aus Timonium, wie Chinato'Oral vermutete - die mit einer Kette aus schneeweißen Ringen über der Brust zusammengehalten wurde. Die Natur der Ringe kannte Chinato'Oral nur zu gut. Die Kunst der Dunkelalben drückte sich unteranderem darin aus, die gebleichten Knochen von anderen Lebewesen zu verarbeiten.
    Vom Gesicht selbst war nur das spitze Kinn zu erkennen, das in eine eingefallene Wange überging, und nach oben hin von einem schönen, fast weiblich zu bezeichnenden Mund begrenzt war. Armschienen aus schwarzglänzendem Leder reichten vom Ellbogen bis über die Knöchel der Hand. Sich überkreuzende Linien waren in das Leder gedrückt worden und bildeten ein rautenartiges Muster. An jeder Überschneidung war eine weiße Pyramidenniete angebracht worden, ein Tribut an die Schnitzkunst der Dunkelalben.
    Über dem Ellbogen ragte eine kleine Messerklinge aus mattschwarzem Metall nach hinten heraus, während über den Knöchel drei solcher Klingen angebracht waren. Wer im Mann-gegen-Mann Nahkampf diesen skalpellartigen Klingen nicht auszuweichen wußte, wurde blitzschnell aufgeschlitzt.
    Von den beiden Schwertern war nur der mit Timonium und Echtgold verzierte Knauf zu sehen. Aber Chinato'Oral kannte die Waffen: zwei gleichmäßig gekrümmte Ruthenier-Säbel versteckten sich unter dem purpurfarbenen Mantel. Der Hautabzieher trug zwar keinen Bogen, aber im Notfall konnten die Dunkelalben auch ihre Säbel ziemlich weit und zielgenaul werfen.
    Brust und Oberschenkel waren von einer dunkelgrauen Tunika aus Mithril-Timonium-Gewebe bedeckt, während eine Mithrilpanzerung die Weichteile über und unterhalb des Gürtels schützte. Sandalen mit wadenhoher Schnürung boten keinen Schutz vor Kälte und Dreck.
    Im Allgemeinen hielten die Dunkelalben nichts von einer schweren Panzerung die ihre Bewegungen verlangsamte, und mögliche Schnittwunden steckten diese harten Burschen locker weg. Sie waren so flink, daß es manchen sogar gelang einem heranfliegenden Pfeil auszuweichen. Doch aus dem Hinterhalt hatten auch diese dunklen Gesellen keine Chance.
    Chinato'Oral drückte sich so flach wie möglich auf den B oden, als der Hautabzieher in knapp 10 Schritt Entfernung vorbeiging. Selbst als er schon 30 Schritt entfernt war, rührte er sich immer noch nicht. Dieser Krieger der Dunkelalben aus der Kaste der Assassinen hatte nichts mit den heruntergekommenen Gestalten gemein die er im Nebelwald von Balingan getötet hatte. Dies war eine respektgebietende Gestalt.
    Einen Moment lang spielte Chinato'Oral mit dem Gedanken, sein gefährliches Unterfangen aufzugeben. Aber nur einen Moment lang! Dann erhob er sich vorsichtig, und folgte in etwa 50 Schritt Entfernung dem Schwarzelf so leise er konnte. Er wollte den Assassinen nicht mehr aus den Augen verlieren. Andererseits wußte er nicht wie er die beiden Hautabzieher vor Anbruch der

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