Die Angune (German Edition)
Morgendämmerung zurück
Chinato'Oral mußte sich jetzt zurückziehen! Ihm blieben vielleicht nur noch zwei, drei Minuten Zeit! Er schaute sich um und glaubte erste Farben erkennen zu können. Das Dunkelgrau des Grases bekam einen grünen Farbstich, und in den schwarzen Umrissen der Kamele machte sich ein brauner Farbstich bemerkbar.
›Scheisse! Ich muß weg! ‹, dachte Chinato'Oral. ›Sonst we rde ich entdeckt! ‹
Kaum hatte er den Gedanken ausgedacht, als aus der Ferne ein entsetzliches Brüllen an sein Ohr drang ! Und dann trafen zwei massive Metallblöcke klirrend aufeinander! Und wieder erschall das tierische Brüllen. Das laute Fluchen eines Zwerges vermischte sich mit dem Gebrüll. Und wieder kreuzten sich die Bahnen zweier Waffenköpfe klirrend.
Fast zeitgleich entstand auch an anderen Stellen im Wald ähnlicher Lärm. Das Klirren von aufeinandertreffendem M etall schallte zum Karawanenlager herüber.
Chinato'Oral spürte nicht wie ihm das Adrenalin ins Blut schoß, aber als er den Lärm vernahm, war er mit einem Mal hellwach!
Die Zwerge griffen an!
Der Kampf hatte begonnen!
Das hatte im Karawanenlager selbst der verschlafenste Kobold in der Zwischenzeit mitbekommen. Einer der Schwertkämpfer der Weißelfen begann wie ein Besessener seine Befehle umher zu brüllen. Überall begannen die Karakule zu blöken. Die Tiere spürten, daß an diesem Morgen etwas anders war.
Chinato'Oral versuchte nicht mehr auf den Lärm zu achten. Er hatte nämlich ein Problem. Er hatte die Bogenschützen aus den Augen verloren und fluchte leise wegen seines Mißgeschickes.
Er legte schnell einen Pfeil auf die Sehne und schlich in g ebückter Haltung zwischen zwei Karakulen hervor.
Fast zeitgleich erblickte er zwei Weißelfen. Der eine kehrte ihm den Rücken zu, doch der andere riß den Kopf herum als er eine Bewegung im Augenwinkel erkannte.
Chinato'Oral und der Weißelf ¨hielten einen Moment inne: Chinato'Oral weil er zögerte, wen er als ersten angreifen sollte. Und der Weißelf, der vom plötzlichen Auftauchen des fremden Elbs überrascht war.
Und dann reagierten beide gleichzeitig. Aber Chinato'Oral war einen Tick zu spät. Der Weißelf war zu seiner Rechten aufgetaucht, und beide - der Grauelb und der Weißelf - waren Rechtshänder. Der auf der Sehne liegende Pfeil des Weißelfs zeigte nach links in die Richtung Chinato'Orals. Und Chinato'Orals Pfeil zeigte auch nach links, aber vom Weißelf weg. Er mußte sich drehen um schießen zu können, und diese Körperdrehung war er zu spät.
Der Weißelf riß seinen Bogen hoch und schoß.
Doch während der Waldläufer verzweifelt seinen Oberkörper herumriß um sich in Schußposition zu bringen ging er gleichzeitig einen Schritt rückwärts. Und das reichte aus. Der Pfeil des Weißelfs schoß an ihm vorbei und verlor sich im Lager. Irgendwo brüllte ein Karakul vor Schmerz.
Hastig versuchte der Weißelf einen zweiten Pfeil aus dem Köcher zu ziehen und auf die Sehne zu legen, doch dieses Mal war Chinato'Oral schneller. Ohne zu zielen, ließ er die Sehne los.
Doch auch sein Pfeil verfehlte das Ziel. Zwei Schritt hinter dem Weißelf bohrte er sich in die Brust eines Karakuls was sich gerade vom Boden erhoben hatte. Das Tier schrie vor Schmerz und stieg vorne hoch um mit dem hochgebundenen Vorderbein die Flucht zu ergreifen, doch es verlor das Gleichgewicht und fiel seitlich um. Dabei streckte der lange gebogene Hals mit dem massigen Kopf den Weißelf wie mit einem Keulenschlag nieder. Am Boden röchelte das Tier noch ein paarmal und dann regten sich beide - Tier und Elf - nicht mehr.
Der Schrei des waidwunden Tiers hatte den zweiten Weißelf herum fahren lassen, ... und er erblickte den fremden Grauelb neben sich.
Was machte der Fremde im Karawanenlager? Freund oder Feind? Der Weißelf zögerte einen Moment, aber der Waldlä ufer nicht!
Und er stand diesmal günstiger!
Er hatte schon einen neuen Pfeil auf die Sehne gebracht, riß den Bogen hoch und schoß. Der andere erkannte die Bedrohung und versuchte mit einer verzweifelten Verdrehung seinen Oberkörpers aus der Schußlinie zu bringen. Und so fand auch Chinato'Oral's zweiter Pfeil sein Ziel nicht und bohrte sich etwas weiter in die Hüfte eines Karakuls.
Beim Ausweichen geriet der Weißelf ins Stolpern. Er brauchte zwei, drei Schritte bis er wieder sichern Stand fand.
Genügend Zeit für Chinato'Oral um ein schweres Jagdmesser zu ziehen, das er in einer Ledertasche am rechten Oberschenkel trug. Er riß es
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