Die Angune (German Edition)
heraus und schleuderte es dem Weißelf entgegen. Chinato'Oral war kein Messerwerfer, und das schwere Jagdmesser war auch kein Wurfmesser, aber es zwang den Weißelf zu einer weiteren Ausweichbewegung. Wieder stolperte der Bogenschütze. Es war nur ein einziger Schritt den er seitwärts machen mußte, aber er nahm ihm die benötigte Zeit um einen Pfeil auf die Sehne zu legen.
Jetzt war das ganze Lager in Aufruhr. Immer mehr Karakule erhoben sich. Die großen, schweren Tiere humpelten kreuz und quer durch das Lager und versuchten ihr Heil in einer chaotischen Flucht.
Für einen Augenblick verlor Chinato'Oral den Weißelf aus der Sicht, als zwei dieser 2,5 Schritt hohen Lasttiere zwischen den Kontrahenten hindurch sprangen.
Chinato'Oral nutzte die Gelegenheit und flüchtete hinter ein drittes Karakul, das langsamer beim Aufstehen war. Als er hinter dem Tier wieder hervorschaute, bemerkte er, daß der Weißelf ihn aus den Augen verloren hatte.
Chinato'Oral schoß, und diesmal fand sein Pfeil das Ziel. Der Weißelf wurde nach hinten umgerissen, und blieb liegen.
Ein schmerzhafter Schlag in den Rücken trieb Chinato'Oral die Luft aus den Lungen und schleuderte ihn nach vorne. Ein wegrennendes Karakul war ihm in den Rücken gesprungen. Der Waldläufer stolperte drei vier Schritt nach vorne und schlug der Länge nach auf den Boden. Heftig hustend blieb er einen Moment liegen. Dann versuchte er sich wieder aufz urappeln.
Entsetzt stellte er fest, daß er seinen Bogen verloren hatte. Er lag ein paar Schritte entfernt auf dem Boden, und als er hinsprang um ihn aufzuheben, geschahen zwei Dinge. Zum einen hatte er nur eine Hälfte des Bogens in der Hand. Das tonnenschwere Karakul war auf die Waffe getreten und das Holz des Bogens war splitternd gebrochen. Zum anderen rannte einer der beiden Schwertkämpfer zwischen den Karakulen hin und her. Er suchte nach der Ursache für die Unruhe in der Tierherde, ... und tauchte ein paar Schritte vor Chinato'Oral auf.
Für einen Augenblick kreuzten sich die Blicke des Kriegers und des Waldläufers.
Der Krieger schaute den Fremden an. Ihm wurde schnell klar, daß nur dieser Fremde die Ursache für die Unruhe im Lager sein konnte. Seine Hände schlossen sich automatisch fester um die Griffe der beiden Yatagan-Säbeln.
Der Waldläufer dagegen war waffenlos. Ihm half jetzt nur noch der geordnete Rückzug. Er ließ den schweren, gepanze rten Schwertkämpfer nicht mehr aus den Augen.
Langsam, Schritt für Schritt, ging er zurück, aber der g epanzerte Krieger folgte ihm mit jedem Schritt. Der Weißelf war sich seines Sieges gewiß, und genoß den Blick in die ängstlichen Augen seines Kontrahenten. Plötzlich riß der Krieger den Mund groß auf, fauchte wie eine Raubkatze und genoß den Augenblick des zusammenzuckenden Grauelbs. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Chinato'Oral bemerkte im Augenwinkel wie ein laut bl ökendes Karakul sich ihnen humpelnd näherte. Immer wieder blickte er zu dem Tier hinüber.
Der Krieger folgte Chinato'Oral in einem Abstand von drei, vier Schritten. Auch er hatte den mächtigen Bullen entdeckte der mit weit aufgerissenen Augen auf ihn zu humpelte, und blickte zwischen dem Tier und dem Waldläufer hin und her.
Dann lächelte er den Waldläufer an, so als wollte er sagen: Hinter dem kannst du dich auch nicht verstecken, Bergziege!
Doch Chinato'Oral hatte nicht vor sich zu verstecken. Er hielt noch immer die kaputte Hälfte seines Bogens in der Hand, dessen anderes Ende er an der Bogensehne über den Boden schleifte. Als er die Hinterhand des dahin humpelnden Bullen erreicht hatte, machte er einen Ausfallschritt nach rechts und stach dem Tier das gesplitterte Ende seines Bogens in den After.
Der Bulle war noch zwei Schritte vom Krieger entfernt, als er vor Schmerz aufschrie. Der Weißelf zuckte bei dem Laut zusammen und schaute reaktionsschnell auf das Tier, das mit einem ungeahnten Satz vorwärts sprang.
Der gepanzerte Schwertkämpfer war nicht schnell genug, um dem vorderen Bein des Lasttiers auszuweichen. Das Tier riß den Krieger nieder und humpelte weiter. Der am Boden liegende Krieger versuchte sich zur Seite zu rollen um den Füssen des flüchtenden Lasttiers zu entgehen, doch es reichte nicht.
Chinato'Oral hatte sofort seinen kaputten Bogens wegg eworfen, und als das Kamel schmerzschreiend nach vorne stürmte, rannte er fort. Er wollte soviel wie möglich Distanz zwischen sich und den Krieger bringen. Er sah nicht was hinter ihm
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