Die Angune (German Edition)
Eiskönigin über die Tundra herauf jagten und dann von den Bergen des Rassagard auf das Trogmeer hinaus gelenkt wurden.
Der Bergsattel von Rassagard bot im Winter viel Sonne. Die Festung selbst lag auf dem windabgewandten Nordhang des Bergsattels, und diente seit Elfengedenken den menelidischen Nomaden auf ihren Handelsreisen als willkommener Rastplatz.
Vor vielen, vielen Sonnenumläufen war auf dem Sattel eine Herberge entstanden, um die hier rastenden Reisenden vor Regen und Kälte zu schützen.
Dann wurde der Ort um einen Bauernhof erweitert, um die Versorgung der Herberge unabhängiger von den teuren Handelskarawanen zu gestalten.
Doch so viel Erfolg brachte auch Neider mit sich, und als die Örtlichkeiten zum fünften Mal überfallen worden waren, beschlossen die nördlichen Sippen der Meneliden den althe rgebrachten Rastplatz als eine befestigte Herberge neu zu errichten.
Bis zu einer Höhe von fünf Metern wurden Steine und Felsblöcke aus der Umgebung zu einem Steinwall aufgetürmt. Darauf wurde eine nochmals fünf Meter hohe Palisade aus meterdicken Fichtenstämmen errichtet. Der dichte Nadelwald der Umgebung bot sich dafür an.
Im tiefer gelegenen Teil der sogenannten Festung war der Bauernhof untergebracht, mit seinem Getreidespeicher, den Winterstallungen für das Vieh, der Scheune mit dem Heuvorräten und den Geräten. Auch die Unterkünfte der Sklaven und Bediensteten lagen hier. Die nördlichen Sippen hatten ferner an eine Schmiede gedacht, und an einen Zimmerman, um Schäden an den Wagen der Reisenden beheben zu können.
Im hinteren und höher gelegenen Teil der Festung lag die große Versammlungshalle der Häuptlinge der Sippen, sowie das sehr gut ausgestattete Gasthaus mit Einkehr- und Übe rnachtungsmöglichkeiten, Stallungen für die Reit- und Zugtiere, und das Versorgungslager.
Dieser Teil der Festung war vom niedriger gelegenen Ba uernhof durch einen zweiten, inneren Wall aus Steinen und Holz getrennt.
In den Stallungen des Gastbetriebs arbeiteten 25 bis 30 B edienstete, die bis zu 60 Zug- und Reittiere versorgen konnten, während in der Herberge selbst nochmals 20 Bedienstete den Reisenden zur Verfügung standen.
Der landwirtschaftliche Hof beschäftigte über 200 Sklaven und Bedienstete, welche die kleinen und zum Teil verstreut liegenden Felder bearbeiteten, und die Schafs- und Ziegenhe rden auf den hügeligen Bergweiden betreuten.
Mit der Verwaltung der neuen befestigten Anlage betrauten die Sippenhäuptlinge einen der Ihren.
Nach dem Ableben des ersten Gastwirts waren die Sippenhäuptlinge damit einverstanden gewesen, dass sein Sohn Hof und Gasthaus weiterführen sollte. Ebenso hatte es sich mit dem Sohn des Sohnes zugetragen, und so entstand in Rassagard alsbald eine neue Sippe: Bat'dyan, die von der befestigten Herberge. Aus der Übergabe des Hofes vom Vater an das älteste Kind wurde eine Tradition, und allmählich wurde die Verwaltung der Örtlichkeiten durch eine ungeschriebene Erbfolge geregelt.
Es gab noch ein paar Überfälle von Räuberbanden, und zweimal hielt die erste Mauer dem Angriff nicht stand. Die Räuber konnten die zehn Meter hohe Mauer mit Hilfe von Wurfanker erklimmen. Daraufhin postierten die Sippen noch 50 Jäger in Rassagard. Neben der Sippenhalle wurde im oberen Teil noch ein Waffenhaus errichtet. Und die äußere Schut zmauer wurde durch sechs 15 Meter hohe, viereckige Wachttürme verstärkt. Schlussendlich wurde rund um das doppelflügelige Holztor noch ein Torhaus aus behauenen Felsblöcken errichtet.
Nach diesen neuerlichen Veränderungen dauerte es keinen Sonnenumlauf, und der Volksmund hatte aus der befestigten Herberge eine Festung gemacht.
Obschon die befestigten Mauern nur Räuberbanden abhalten sollten, und dem Ansturm eines Kriegerheeres nicht gewachsen waren, hinterließ die dunkel und mächtig dastehende Anlage einen imposanten Eindruck. Irgendwann fragte ein Reisender die Wachen am Torhaus, ob der örtliche Fürst ihm für die Nacht Einlass gewähren würde. Dies sorgte für viel Heiterkeit bei den Leuten, aber der Begriff ließ sich nicht mehr aus der Welt schaffen. Der Verwalter der Herberge von Rassagard war zum Fürsten der Festung Rassagard geworden.
Und das war in diesen Tagen Kenaan, genannt Ken'ka, R osenstaub aus der Sippe Bat'dyan.
Auch wenn Kenaan Ken'ka Rosenstaub von anderen Pe rsonen als Fürst von Rassagard angesehen wurde, so sah er sich selbst am liebsten in der Rolle einer Vaterfigur. Die zahlreichen Sklaven und
Weitere Kostenlose Bücher