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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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aufrecht darunter stehen konnte, und so tief, dass selbst große Stücke dicker Fichtenstämme darin verbrannt werden konnten. Doch heute brannten nur einige Äste auf den riesigen gusseisernen Feuerböcken. Ihre Hitze sollte vor allem die Feuchtigkeit aus der Sippenhalle vertreiben.
    Vor dem Kamin waren zahlreiche Tische in einem halben Achteck angeordnet. Sie waren im Prinzip den Häuptlingen der einzelnen Sippen vorbehalten. Der Blick ins lodernde Fe uer sollte die Sippenhäuptlinge entspannen und eine meditative Stimmung in der Halle entfalten. Allerdings wurde die Sippenhalle immer seltener von den Häuptlingen beansprucht, und so nutzte der Fürst von Rassagard sie für seine eigenen Zwecke.
    An der gegenüberliegenden Seite der Sippenhalle hatte e iner seiner Vorgänger ein zwei-Stufen hohes Podest errichten lassen, in dessen Mitte ein dreibeiniger, zusammenklappbarer Hocker stand. Der Hocker war nicht nur eine traditionelle Sitzgelegenheit der Nomaden. Ken'ka Rosenstaub zog diese Art von Hocker einem Stuhl mit Rücken und Armlehnen vor, da er den Benutzer zu einer - wie Rosenstaub fand - aufrechteren Körperhaltung zwang.
    Links und rechts des Hockers waren die symbolträchtigen Gegenstände eines freien, umherstreifenden Jägers der Meneliden ausgestellt. Zur Linken waren drei Speere zu einem Dreifuss zusammengebunden. Darin hingen ein lederner B ogenköcher mit einem kurzen Jagdbogen, und drei kleinere Pfeilköcher. Und zur Rechten stand eine Falkenstange.
    In den beiden langen Seiten der Sippenhalle waren zahlre iche kleine Fensteröffnungen vorhanden, die mit dünnem, durchscheinendem Alabaster gefüllt waren. Wenn Aurora und der Abendstern am Himmel standen, tauchten sie die Sippenhalle in ein weiches gedämpftes Licht.
    Kenaan Ken'ka Rosenstaub setzte seinen weißen Gerfalken auf die Falkenstange, nahm auf dem Hocker Platz und befahl einem Bediensteten, den Gast aus Rinu'usala hereinzuführen.
    Oder besser gesagt, die Gäste, denn der Meister der Schriften wurde - zu Rosenstaubs Überraschung - von einer Frau begleitet.
    »Ich danke Durchlaucht, dass Er sich die Zeit nimmt, diese ehrenwerte Dame und meine Wenigkeit zu empfangen.«, b egann der Meister der Schriften Calaele'en Obra Barkarië.
    »Ihr seid stets willkommen in meiner Festung.«, antwortete der Bauer und Gastwirt Kenaan Ken'ka Rosenstaub.
    »Tausend Dank, Durchlaucht! Tausend Dank für Seine Großzügigkeit. Darf ich Durchlaucht diese ehrenwerte Dame vorstellen. Sie ist eine Weise aus dem herrlichen Winzerdorf Siba. Sie macht sich zahlreiche übernatürliche Mittel zu Eigen, um in der natürlichen Welt zu wirken. So beherrscht sie zum Beispiel die Fähigkeit in den Sternen zu lesen, und kann das Schicksal ändern das die Sterne vorhersagen. Neben der Astrologie verfügt sie über tiefgreifende Kenntnisse in der Alchemie und anderen Gebieten des esoterischen Wissens. Sie vermaledeit ihre Feinde mit Ritualen, die aus einer Zeit stammen, die viel älter ist als die Zeit der Urahnen, und sie ist als Beraterin gefragt, als Deuterin von Omen und Träumen, und als Wahrsagerin. Und das immense Wissen über das sie verfügt, hat sie in prachtvollen Grimoiren festgehalten, die so zahlreich sind, dass sie in der großen Liberey von Rinu'usala hundert Räume füllen würden. Darf ich Durchlaucht die Dame Dran'ja vorstellen, Tochter von Do'ul aus dem alten elfischen Geschlecht Corón.«
    Kenaan Ken'ka Rosenstaub, der Fürst von Rassagard, blickte unsicher auf die alte Frau, die ihrerseits mit einer hoc hgezogenen Augenbraue - zum Teil erstaunt, zum Teil aufgebracht - auf den Meister der Schrift starrte. Dieser wiederum blickte mit beiden hochgezogenen Augenbrauen - unschuldig und leicht amüsiert - auf den "Fürsten".
    »Euer Orakel sei willkommen in meiner Festung.«, antwo rtete Ken'ka Rosenstaub.
    Die Maga konnte sich nicht mehr beherrschen.
    »Orak ...«
    Doch Calaele'en Obra Barkarië unterbrach sie sofort.
    »Nochmals Tausend Dank für Seine Großzügigkeit, Durchlaucht! Die Gastfreundschaft ist in Seiner Festung wörtlich zu nehmen und wird in den Weiten Ebenen bis in alle Winkel hochgelobt.«
    Der Menelide antwortete nichts, sondern nickte nur z ustimmend mit dem Kopf. Ihn interessierten diese wortreichen, diplomatischen Schwafeleien nicht. Er wollte nur wissen, warum der Älteste des Ältestenrates in seiner Festung war.
    »Dürfte ich Durchlaucht fragen ...«, fuhr Calaele'en Obra Barkarië unbeirrt fort, » ... ob seine Diener ihm von irgendwe

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