Die Angune (German Edition)
schüttelte den Kopf und schenkte seinerseits der Maga ein Lächeln. Sie war eine anregende Pe rsönlichkeit, wie er fand, und sehr sympathisch.
»Ich bin überzeugt, liebe Maga, dass die Verfasser der Elf ischen Kodizes eure Angune in angemessener Form würdigen werden, wenn sie die zurückliegenden Ereignisse niederschreiben.«
Dann wurde er wieder ernster.
»Aber ich bedaure zutiefst, dass wir die Leute im Hintergrund, diese sogenannten Arkanen, nicht entlarven konnten.«
In den Abendnachrichten des regionalen Fernsehsenders RTS 4 wurde ein Passfoto von Cornelia Wandreiz gezeigt. Andreas Schmidt hatte der Polizei d as Bild zur Verfügung gestellt.
»Heute Nachmittag konnte Cornelia Wandreiz gefunden werden. Die 36-jährige Frau aus dem Vorort Krausberg galt seit zwei Monaten als vermisst. Unser Reporter Karl Theisen berichtet aus dem Ansenbachtal. «
Das TV-Bild teilte sich und zeigte neben der Studio-Aufnahme eine Außenaufnahme. In der Abenddämmerung hielt sich ein Reporter eine n Regenschirm über den Kopf, denn es nieselte.
»Guten Abend, Karl. Cornelia Wandreiz konnte heute g efunden werden.«
Nach ein paar Sekunden nickte d er Außenreporter mit dem Kopf.
»Guten Abend, Annie. Ja, ganz richtig! Ein Mann der se inen Hund noch kurz spazieren führte, entdeckte die durchnässte und völlig erschöpfte Frau 200 Meter entfernt von der Straße die von Büderstal nach Nocher führt.«
»Karl, weiß man schon näheres über die Umstände? Ha ndelt es sich um eine kriminelle Entführung? Wurde Cornelia Wandreiz vielleicht vergewaltigt? Sie wurde ja nackt gefunden.«
»Der Polizeisprecher sagt, man tappe noch immer im Dunklen. Die Frau selb er schweigt. Sie ist anscheinend noch nicht vernehmungsfähig. Man hat mir bestätigt, dass ein traumatisches oder extrem belastendes Erlebnis durchaus eine Amnesie oder eine Gedächtnisstörung auslösen kann, die manchmal Wochen anhält. Andererseits ist bei Cornelia Wandreiz eine psychische Störung, d.h. ein Verlust des Realitätsbezugs nicht auszuschließen. Erinnern wir uns dran, dass sie kurz vor ihrem Verschwinden die ganze Gegend in Atem hielt, als sie glaubte, Wölfe im Ansenbachtal gesichtet zu haben. Deshalb wurde Cornelia Wandreiz vorübergehend in psychologische Behandlung gegeben. Übrigens, Annie, im benachbarten Nocher behauptet man, dass ein Stein mit Felsritzereien oben im Ansenbachtal verhext sei. Hier würden regelmäßig Leute verschwinden. Tatsächlich weist die Akte Wandreiz erstaunliche Parallelen mit der Akte Annemarie Riedhmeyer auf, die vor 67 Jahren unter ähnlichen Umständen verschwand und wieder auftauchte. Wir bleiben dran und melden uns wieder wenn wir näheres über diese Geschichte erfahren.«
»Vielen Dank, Karl. «
Die Außenaufnahme verschwand, und das Passfoto von Cornelia Wandreiz erlosch.
»Jetzt gehen wir über zum Sport. «
3. Tag im 4. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
In der schwarzen Halle mit den zehn mächtigen, sechseckigen Säulen herrschte absolute Stille. Die schweren Fackeln aus kunstvollem Schmiedeeisen mit den kelchförmigen Talglichtern brannten ohne zu zucken. Nicht der geringste Lufthauch störte den Aufstieg der brennenden Gase.
Aber leer war die unterirdische Halle nicht. Neben der schweren Tür aus Holzbohlen stand der Gnom Zerq, der dort im Gewand eines Ministranten seinen Dienst als Pförtner versah.
Man schrieb den 3. Tag im 4. Sternenhaus des 5289. So nnenumlaufs auf dem Mond "S/2003 Theta Mallei Ab/4" im Sternbild Hammer. Seit 98 Tagen war niemand mehr in der Halle gewesen.
Der Arkan des Krieges war in der Schlacht gegen die Grauelben ums Leben gekommen. Man hatte seinen verru ßten, silbernen Augendeckel am Jylta gefunden. Und der Arkan des Handels war bei einem Überfall auf seine Karawane ums Leben gekommen. Seither hatte Zerq nichts mehr von den sogenannten Arkanen gehört. Sie hatten die geheime Halle nie wieder für ein Treffen besucht.
Der Gnom löschte alle Fackeln, eine nach der anderen. Als die Halle in völlige Dunkelheit getaucht war, wurde die Aura des Gnoms sichtbar. Sie löste sich langsam vo n seinem Körper, waberte noch für einen Moment wie ein Polarlicht über dem großen Tisch und verdichtete sich zu einer leuchtenden Kugel.
Dann schoss sie davon .
Epilog
Ich bin kein Tagträumender - und trotzdem mag ich sie, die Tagträume, jene ausschweifenden Phantasievorstellungen wo man gefahrlos in einer Seifenblase durch das Leben schweben kann.
Besonders beim Zubettgehen mag
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