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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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er würde den Kriegern dort unten eine ganz andere Lektion erteilen. Er würde sich ein Vergnügen daraus machen, ihnen die Unterirdischen abzunehmen.
    Früher war er ein spontan und oft unbeherrscht handelnder Student der nichtwissenschaftlichen Sachverhalte gewesen, der seinen Meister immer wieder herausgefordert hatte, und nie bemerkte, wann es genug war, w ann er die Grenzen des Annehmbaren überschritten hatte.
    So wie vorhin!
    Aber auch wenn sein impulsiver Charakter vorhin zwei Hautabziehern das Leben gekostet hatte, so war er doch ausgeglichener geworden als damals.
    Und vor allem berechnender!
    Der Waldläufer schaute in seinen Köcher. Er hatte nur mehr 10 Pfeile übrig. Und 11 benutzte Pfeilspitzen in einem Beutel. Wenn die Elfen die beiden Toten liegenließen, konnte er noch zwei weitere wertvolle Mithril-Pfeilspitzen bergen. Aber insgesamt war es zu wenig um die Karawane erneut anzugreifen. Auch wenn er jeden Tag nur einen Elf aus dem Hinterhalt erschoss, irgendwann würde sein Köcher leer sein. Andererseits war er vier Tagesreisen von seiner Unterkunft entfernt, einer Höhle die er in einer steilen Felswand gefunden hatte. Hin und zurück, 8 Tage - einfach zu lang! Der Regen würde nach fünf, sechs Tagen alle Spuren im nassen Boden verwischt haben und die Pflanzen würden ihre geknickten oder abgebrochenen Zweige mit neuen Austrieben wieder verheilt haben. Er würde große Schwierigkeiten haben, diese Karawane in der Unendlichkeit des Nebelwaldes wiederzufinden.
    Er musste der Karawane im Abstand von einer Tagesreise folgen und abwarten was geschah. Im Moment konnte er nichts für die Unterirdischen tun. Aber er würde sie auch nicht im Stich lassen. Er würde nie jemanden im Stich lassen, der Prügel bezog. Das hatte er schon als Kind nicht geduldet!

    Als sich beim Aufgang von Aurora die Karawane zum Aufbruch rüstete, gingen die Krieger äußerst vorsichtig zu Werke. Im Nebelwald musste die Karawane sich im Gänsemarsch fortbewegen. Aber angesichts des Überfalls verzichteten die Krieger auf die klassische Marschkolonne mit Vor- und Nachhut. An der Spitze und am Ende des Zuges schleppten sich jetzt die gefangenen Zwerge dahin, während die ganze Kriegerschar sich zwischen den Karakulen verteilte. So hofften sie möglichen Angriffen aus dem Hinterhalt zu entgehen.
    Als die Karawane abgezogen war, wartete Chinato'Oral noch eine Stunde ehe er vom Baum herunter stieg. In der u nbequemen Sitzposition waren ihm beide Beine eingeschlafen, und als er sie schwerfällig auszustrecken versuchte, nahmen die Nerven wieder ihre Arbeit auf und überschütteten sein Gehirn mit stechenden Schmerzen. Langsam und unsicher stieg er von seinem Versteck herunter. Erst als er sicher war, dass seine Gliedmaßen wieder voll in Ordnung waren, entfernte er sich etwas vom Lager und begann die Umgebung weiträumig abzusuchen. Er hatte zwei Dunkelalben heimtückisch aus dem Hinterhalt erschossen, und wollte vermeiden auf die gleiche Art und Weise zu sterben. Er schlich einmal komplett um das Lager herum und brauchte fast eine Stunde dafür. Immer wieder blieb er hocken und beobachtete die Gegend. Auch die über ihm liegenden Baumkronen.
    Doch da war niemand mehr.
    Die Krieger hatten ihre beiden toten Kameraden nicht begraben. Man hatte ihnen alles geraubt was sie trugen, und die toten, halbnackten Leichname liegengelassen. Sogar seine Pfeile steckten noch in den Hälsen. Er brach die Pfeile ab und schnitt die beiden wertvollen Pfeilspitzen aus den Körpern heraus.
    Ansonsten hatte der verlassene Lagerplatz nichts zu bieten. Der Platz wo man die Unterirdischen zusammengepfercht hatte, stank nach Urin und nach Kot. Das Gleiche beim Nachtlager der Karakule.
    Am Abend suchte sich der Waldläufer einen trockenen Lagerplatz in einiger Entfernung und verbrachte dort die Nacht.
    Am Tag danach nahm er die Verfolgung der Karawane auf. Dort wo die Karawane durchgezogen war, war der weiche Boden schlammig geworden, und links und rechts des Weges hatten die Packtiere eine breite Schneise durch die Vegetation geschlagen. Zertretene Farne und abgebrochene oder abgebi ssene Zweige säumten den Weg, und ließen keinen Zweifel wohin die Karawane gezogen war. Sie hielt sich in südlicher Richtung, gerade auf Rinu'usala zu.
    Am dritten Tag änderte die Karawane ihren Kurs und wa nderte in Südöstlicher Richtung weiter, hinauf nach Quât'ra, diese Hochebene die das Zentrum der Versammlung der Weißelfen von den schneebedeckten Bergen im Osten

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