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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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Höhe setzte er sich in eine Astgabel. Von hier aus hatte er einen annehmbaren Blick auf das Lager der Karawane, auch wenn vereinzelte Äste und viel Blätterwerk ihm teilweise die Sicht versperrten.
    Auf der Lichtung hatten sich ungefähr 150 Karakule zur Nachtruhe niedergelegt. Ihre Ladung, die zum größten Teil aus Holzkisten bestand, lag fein säuberlich gestapelt in der Mitte der Lichtung. Daneben saß eine größere Gruppe von Personen zusammengekauert am Boden. Es waren Unterirdische! Zwerge!
    Der Waldläufer erkannte mehr oder weniger 25 Männer, an die 10 Frauen, und 4 oder 5 Kinder.
    Bei den Karakulen standen 3 Personen, Krieger oder Hirten. Der Waldläufer war zu weit entfernt um in der hereinbrechenden Dunkelheit ihre Rassenangehörigkeit erkennen zu können. Der schlanke Körperbau ließ auf Elfen oder Alben schließen, doch das Volk blieb ihm verborgen.
    Die Unterirdischen und die Holzkisten wurden von 3 b ewaffneten Kriegern bewacht.
    Am Waldrand, schließlich, saßen noch 4 oder 5, vielleicht 6 Personen. Alles Elfen oder Alben. Die Blätter versperrten Chinato'Oral teilweise die Sicht, so dass er die Zahl der Mä nner nicht genau erkennen konnte. Er erkannte aber, dass an einem der drei Lagerfeuer nur 2 Männer lagen, wahrscheinlich der Führer der Karawane, der Ih'hsab, und einer seiner Leute.
    Eine Karawane mit 150 Tieren, ungefähr 40 Gefangenen und 14 Begleitern - Sonnenraupen und Hautabzieher. So schätzte er die Größe der Gruppe ein.
    Der Blick des Waldläufers ging immer wieder zur Gruppe der Unterirdischen hinüber, die, eng zusammengekauert, auf dem Boden hockten. Der scharfe Knall der Peitsche, den er vorhin vernommen hatte, kam von einem der Bewacher. Er benutzte eine Bullenpeitsche um die Gefangenen zusamme nzutreiben. Er holte mit dem Arm weit aus und wieder zerriss ein Knall die Ruhe des Waldes. Nur ein leises Stöhnen drang an Chinato'Oral's Ohr. Sonst war es mucksmäuschenstill im abendlichen Wald.
    Beim Anblick der Peitsche kamen wieder Kindheitserinn erungen in Chinato'Oral hoch. Nicht, dass er mit einer Peitsche verprügelt worden wäre. Nein! Ganz im Gegenteil: er war stets ein stattlicher Knabe gewesen, der nicht so schnell angemacht wurde. Andere, jedoch, hatten weniger Glück. Sie wurden, klein und schmächtig wie sie waren, oft das Opfer von Verspottung und Verhöhnung. Und so hatten sich zwei Wesenszüge beim Knaben Chinato'Oral gebildet: Sympathie für die Schwachen und die Entschlossenheit nie einer Rauferei aus dem Weg zu gehen.
    Seine Freiheit und seine Unabhängigkeit waren ihm wicht iger als alles andere im Leben. Andererseits waren ihm Unterdrückung und Bevormundung vollkommen zuwider. Schlimmer für Chinato'Oral war nur noch, wenn dies mit Gewalt durchgesetzt wurde, sei es durch Tatzengeben bei den Priestern, oder mittels Fausthiebe von anderen Kindern. Dann brachen bei ihm zwei Charaktereigenschaften durch, die ihn letztendlich in die einsamen Wälder Balingans getrieben hatten: Aggressivität und Unbesonnenheit.
    So wie der vorschnelle und aufmüpfige Schüler stets mit a rroganter Autorität seine Meister herausgefordert hatte, so wie er Mitschüler angegriffen hatte wenn sie sich zu dritt, zu viert oder zu fünft einen schmächtigen Knaben vorknöpften, so verspürte Chinato'Oral auch jetzt wieder das steigende Verlangen, diesen Hautabziehern eine Lektion zu erteilen.
    Die unterirdisch lebenden Steinmaden waren ihm gleichgü ltig. Er hatte von ihnen gehört, aber er war noch nie einem Unterirdischen begegnet. Von ihnen wurde behauptet, dass sie schlimmer stanken als Schweine. Ihn verband überhaupt nichts mit den Unterirdischen. Aber der Hautabzieher der sie peinigte war ihm zuwider!
    Der Blick des Grauelbs verdüsterte sich und seine Hände ballten sich zu Fäusten!
    Wenn der Dunkelalb noch einmal seine Peitsche auf die Unterirdischen niedergehen ließ, würde er den Hautabzieher töten!
    Allerdings konnte er sich keinen Schuss vom Baum aus e rlauben. Das würde nur sein Versteck hier oben verraten. Vorsichtig stieg er wieder zum Boden hinunter und schlich im Schutz der Farne zu einem benachbarten Baum.
    Wieder knallte die Peitsche.
    Der Hautabzieher beschimpfte jemand aus der Gefangenengruppe. Chinato'Oral zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne und zielte.
    Mit einer wütenden Bewegung schwang der Dunkelalb erneut seinen Arm nach hinten.
    Zong!
    Die zurückschnellende Sehne von Chinato'Orals Bogen war deutlich zu hören. Der Pfeil drang mit

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