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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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einem leicht knirschenden Geräusch in den Hals des Hautabziehers ein und zerschnitt Sehnen, Fleisch und Adern. Der Hautabzieher gurgelte zweimal und fiel steif wie ein Brett nach hinten zu Boden.
    Rums!
    Zunächst geschah nichts.
    Die anderen Wachen hatten mitbekommen, dass ein Kri eger zu Boden gegangen war, aber es dauerte doch mehrere Sekunden bis jemand bemerkte, dass ein Pfeil seinem Hals steckte.
    »Wir werden angegriffen!«, hörte der Waldläufer jemanden schreien.
    Doch niemand rührte sich.
    »In Deckung! Wir werden angegriffen!«, klang es wieder aus dem Lager. Die ersten Krieger reagierten, standen auf und schauten sich um. Einige liefen hilflos hin und her.
    »Man hat euch befohlen in Deckung zu bleiben!«, knurrte der Grauelb in seiner Deckung.
    Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und legte e inen zweiten Pfeil auf die Sehne.
    Zong!
    Eine zweite Wache bei den Gefangenen stürzte zu Boden.
    Ein Karakul begann zu brüllen. Ein zweites antwortete. Dann ein drittes, und ein viertes. Alle Krieger im Lager waren jetzt hellwach und warfen sich zu Boden.
    »Aus welcher Richtung?«, schrie jemand.
    »Von wo kommen sie?«, rief ein anderer.
    Chinato'Oral nutzte das geräuschvolle Durcheinander im Lager um gebückt zu seinem Baum zu hasten. Wesentlich schneller als beim ersten Mal lief er im Schutz des breiten Stammes an der Schlingpflanze empor.
    »Von dort!«, rief jemand.
    »Wo sind sie?«
    »Ich sehe niemanden!«
    »Die Pfeile kamen aus dieser Richtung!«
    »Die Lagerfeuer austreten! Schnell!«, brüllte jemand einen Befehl.
    »Sieht ihr etwas?«
    »Ich sehe keinen!«
    »Wie viele sind es?«
    Nach dem ersten Durcheinander wurde es ruhiger im L ager. Alle lagen in ihrer Deckung und suchten den Waldrand ab. Nur die Karakule brüllten unentwegt.
    »Haltet das Maul, ihr blöden Viecher!«, rief jemand en tnervt.
    Chinato'Oral war wesentlich höher in die Baumkrone hi naufgeklettert als beim ersten Mal. Er setzte sich auf seinen Ast und presste sich gegen den Stamm.
    »Sieht jemand etwas?«, kam die gleiche Frage.
    »Nein!«
    »Niemand!«
    »Carohot! Dinga! Bihil!«, brüllte jemand. »Aufstehen! Nachschauen!«
    »In einer Viertelstunde ist es stockdunkel hier. Wie sollen wir da jemanden finden!«, antwortete einer der Angesproch enen.
    »Ihr feigen Hunde! Bewegt eure Ärsche! Sofort!«, schallte das harsche Kommando über die Lichtung. Nach und nach erhoben sich die drei Krieger vorsichtig und voller Anspa nnung und versuchten etwas im dunklen Wald zuerkennen. Aber niemand sah etwas. Der erste der genannten Krieger bewegte sich auf die Stelle zu von wo aus Chinato'Oral geschossen hatte. Nach und nach folgten ihm die beiden anderen. Sie gingen bis zum Waldrand und blieben stehen.
    »Zu dunkel, Ih'hsab, um etwas zu erkennen!«
    »Das Lager sichern! Drei Mann im Süden! Drei Mann im Norden! Zwanzig Schritt in den Wald hinein. Zwischen den Farnen auf den Boden legen! Wurfmesser und Dolche zur Hand. Los, vorwärts!«
    Dann kam eine Pause.
    »Khura'ahl! Drei Bogenschützen verstecken sich hier zwischen den Karakulen! Los! Der Rest beschützt die Waffen und die Sklaven! Himmel, Arsch und Wolkenbruch, löscht mir diese verdammten Lagerfeuer, habe ich gesagt!«
    Chinato'Oral erkannte wie jemand Felle über die rot leuc htende Glut warf. Bald darauf stieg ihm der Geruch von verbrannten Haaren in die Nase.
    Unten in der Lichtung wurde es dunkel, und bald war es auch wieder ruhig. Nur noch vereinzelt brüllten die Karakule.
    ›Waffen und Sklaven!‹
    Chinato'Oral rief sich die Worte des Kriegers in Erinn erung, der die Kommandos gegeben hatte.
    Hautabzieher und Sonnenraupen hassten sich abgrundtief! Das lag in ihrer Natur! Aber hier zog eine zusammengewürfe lte und wenig vertrauenerweckende Truppe mit einer Karawane durch die entlegenen Urwälder von Akkadonien, die Waffen und Sklaven mit sich schleppte!
    Herrenlose Krieger die sich als Söldner verdingten!?
    Diese heruntergekommenen Hautabzieher wurden ihm immer mehr zuwider. Zuerst zerschossen sie seinen schönen Ziparabock und machten wertvolles Leder sinnlos zunichte. Und dann ließen diese Barbaren auch noch ihren ganzen Frust an harmlosen Steinmaden aus, wehrlose Unterirdische die mit der Bullenpeitsche traktiert wurden.
    Der Grauelb hockte oben in seinem Baum über dem näch tlichen Lager der Karawane und in ihm reifte langsam ein Plan. Zwei verwahrloste und unaufmerksame Hautabzieher aus dem Hinterhalt zu erschießen war keine große Leistung gewesen. Nein,

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