Die Angune (German Edition)
haben runde Backen und glänzende Augen. Jedes ihrer Lager war bei meinen Besuchen voller Lebensfreude. Ich musste stets vorsichtig sein, dass niemand von den frechen Bengeln meinem Drachen zu nahe kam. Nie im Traum hätte ich daran gedacht diese harmlosen Hirten anzugreifen. Aber genau das geschieht im Moment. Kriegerische Banden fallen in ihre Lager ein und töten alle. Schaurige Gemetzel!«
»Es müsste doch möglich sein, Vater, diesen Banden das Handwerk zu legen.«
»Wenn es nur Banden wären, die raufend und saufend durch die Lande ziehen, könnte man die Verfolgung aufnehmen und sie bestrafen. Aber dem ist nicht so. Die Überfälle scheinen gut geplant zu sein, und werden diszipliniert, schnell und sauber durchgeführt. Wie erfahrene Krieger unter einem erfolgreichen Kommandanten. Sie kommen, schlagen zu und verschwinden wieder. Und sie gehen nicht wahllos vor. Sie streuen gezielt die Angst in der Bevölkerung.«
»Wer könnte dahinter stecken?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wer solche Ziele verfolgen könnte, wer so etwas befehlen würde. Es scheint aber so zu sein, dass zwei Mitglieder des Ältestenrates der elfischen Gemeinschaft dahinterstecken könnten. Sie scheinen die Waffen zu liefern mit denen die Überfälle durchgeführt werden, schwere Kriegsäxte aus Adamantiumstahl die - soweit ich weiß - nur in den Schmieden von Dun Morthor auf der anderen Seite der Taralomischen Meere hergestellt werden.«
»Mitglieder des Ältestenrates? Aber so etwas würde doch gegen die Ethikregeln des Rates verstoßen!«
»Ganz richtig, Daer! Und ich habe den Ältestenrat der elfischen Gemeinschaft auch schon darüber informiert, dass wir gedenken unsere beiden Vertreter abzuziehen. Seither haben mir schon drei Brieftauben Schriftrollen von einem ihrer Ältesten gebracht. Ein Meister der Schriften aus Rinu'usala namens Calaele'en Obra Barkarië. Ein Weißelf. Ich gab ihm mein Wort, dass ich nicht vorschnell handeln würde, und an der Aufklärung dieser Waffenlieferungen mitarbeiten würde.«
Obschon Gehorsamkeit und absolute Loyalität gegenüber ihren Anführern ein fundamentaler Wesenszug aller Grauelben war, wurden ihre Ältesten, wie z.B. Daermonia's Vater, nicht als herrschende Oberhäupter angesehen denen Vergötterung zuteilwurde, sondern als Respektspersonen deren Anweisu ngen zu befolgen waren. Und um den Anspruch auf Anerkennung als Respektsperson aufrechtzuerhalten, war übereiltes und unüberlegtes Handeln bei den Ältesten verpönt. Jeder Schritt wurde sorgfältig abgewogen. Unter den anderen Völkern waren die intelligenten Grauelben als reserviert und arrogant verschrien, doch sie galten auch als geduldig und abwartend.
»Und seitdem knobelst du daran?«
Daermonia hatte sich bei ihrem Vater in den Arm eingehackt und schaute ihn an.
Dieser nickte nur mit dem Kopf.
»Na gut, dann werde ich dich weiter knobeln lassen. Ich wollte eh nur wissen, wer einen neuen Drachen bekommt?«
»Wer hat das denn verlauten lassen?«
»Seit einem Dekadom wird laut darüber getuschelt, dass die Klinge der Suri'ion wieder aus ihrem Schrein geholt werden soll.«
»Die Klinge der Suri'ion!«, murmelte der Hochschamane. Als Großmeister der Bruderschaft der Lupisaner war er auch oberster Hüter der hehren Klinge. Es wurde wirklich immer schwieriger den Leuten etwas zu verheimlichen. Die Klinge war die erhabenste Kostbarkeit der Grauelben und ihr Einsatz sollte immer mit Respekt und Demut erfolgen. So hatten es die Alten ihm beigebracht. Doch in der heutigen Zeit wurde die Klinge von der Jugend wohl eher an ihrem Unterhaltung swert gemessen.
»In der Tat! Die Bruderschaft hat die Ausbildung zweier Schüler als beendet erklärt. Ab morgen soll jeder mit einem eigenen Spähertrupp nach Lavahöhlen suchen, und der Vo rsteher des Schreins wird ihnen mit der Klinge folgen - für den Fall, dass sie fündig werden.«
»Das ist gut! Kenn ich die beiden Kandidi?«
»Das weiß ich nicht! Der eine Kandidus ist der jüngste Sohn des Hauses Falthar, Rimon. Rimon'Falthar! Und die andere ist die Tochter von Calruniel'Mithor. Ich glaube sie heißt Raiwa, Raiwa'Mithor.«
»Noch eine Frau in der Bruderschaft! Das ist gut! Ihr Mä nner solltet gut aufpassen, sonst werden wir noch eines Tages gezwungen sein aus den Lupisanern eine Schwesternschaft zu machen. Übrigens, Raiwa kenne ich gut. Tapfer und sehr intelligent. Die wird eine ausgezeichnete Drachenreiterin werden.«
»Daer!«
»Ja, Vater?«
Der Hochschamane wollte
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