Die Angune (German Edition)
seiner Tochter noch sagen, dass sie ihren Drachen nicht satteln sollte. Aber er überlegte es sich anders.
»Ach nichts!«
Der Einsatz der Klinge verkam immer mehr zu einem Volksfest. Wenn ein Spähertrupp auszog um sich auf die S uche nach einem wilden Drachen zu begeben, lief die ganze Bevölkerung der Bergzitadelle zusammen. Der Trupp musste durch die spalierstehende Menge hindurch, die den angehenden Drachenreiter minutenlang hochleben ließ. Und einige der alten Drachenreiter sattelten ihre Drachen und vollführten tollkühne Flugmanöver über der Stadt. Dabei untersagten die Regeln der Alten klar und deutlich jeden Missbrauch des Drachens zum eigenen Vergnügen.
Aber was soll's! Als er jung war hatte er auch nicht immer nach den Anweisungen der Alten gehandelt.
Als seine Tochter gegangen war, trat Teldarmal'Elhap auf den Balkon hinaus und begutachtete den blauen Himmel.
Er konnte sich noch gut an seine Anfänge bei den Dr achenreitern erinnern. Als er noch ein Knabe war hatte er einen älteren Freund gehabt, der schon als Schüler von der Bruderschaft der Lupisaner aufgenommen worden war und als Diener arbeitete. Thimor, nein, Thamir war sein Name. Gelegentlich trafen sie sich in ihrem Versteck und dann erzählte sein Freund was er bei den Lupisanern so alles hörte.
»Ich lasse mich jetzt zum Drachenreiter ausbilden! Dr achenreiter sind eine elitäre und seltene Kriegerkaste. Sie beherrschen die Luft und den Boden. Es gibt keine mächtigeren Krieger auf Ersoh!«
Stundenlang hatte er den Schwärmereien dieses Thimor - oder Thamir, er wusste nicht mehr aus welchem Haus er kam - zugehört und langsam hatte sich auch im Knaben Teldarmal der Wunsch gefestigt, eines Tages ein Drachenreiter zu werden und zum Herrscher der Lüfte aufzusteigen.
Um den Rang eines Drachenreiters zu erlangen, musste er zuerst den Status eines Kandidus erhalten und als solcher in der Bruderschaft der Lupisaner aufgenommen werden. Denn nur die Mitglieder dieses Bundes wurden in die Geheimnisse des Drachenreitens eingeführt.
Obschon die Kunst des Drachenreitens von jedem Humanoiden erlernt werden k onnte, hatten die Grauelben ihr Geheimnis nie mit anderen geteilt. Denn nur sie hatten vor vielen, vielen Sonnenumläufen die Möglichkeit zum Drachenreiten entdeckt und zur Kunst verfeinert.
Ein Lächeln umspielte den Mund des Hochschamanen. Er schüttelte leise den Kopf.
Vielerorts wurde behauptet, dass Drachen von ihren Reitern gezähmt würden. Dies war eine dramatische Fehleinschätzung von Unwissenden. Drachen konnten nicht gezähmt werden.
Von niemandem!
Diese resoluten Wesen waren sehr willensstark und unterwarfen sich niemandem. Allenfalls banden sie sich freiwillig an einen Reiter, mit dem sie fortan telepathisch verbunden waren. Falls ein wilder Drache ein anderes Lebewesen als Reiter annahm, so blieb er diesem Reiter ein Leben lang treu ergeben.
Grauelben konnten - wie andere Elbenvölker auch - ein hohes Alter von 150 Sonnenumläufen erreichen, doch starben sie in der Regel früher als ihre Drachen, die mehr als 1000 Sonnenumläufe an Alter erreichen konnten. Verlor ein Drache seinen Reiter, zog er sich wieder in die Wildnis zurück. Entgegen anderslautenden Behauptungen starben Drachen nicht beim Tod ihres Reiters. Und sie begingen auch keinen Selbstmord wie mancherorts von unkundigen Geschichtsschreibern behauptet wurde. Denn diese freiwillige Verbundenheit die von den Drachen eingegangen wurde, war keinesfalls eine symbiotische Partnerschaft.
Oft nahmen Drachen, die nach dem Tod ihres Reiters in die Wildnis zurückgekehrt waren, einen neuen Reiter an. So war der Fall eines Drachen geschichtlich verbrieft, der im Laufe eines langen und erfüllten Lebens vier verschiedene Reiter gehabt hatte, bevor er in die Anderwelt übersiedelte.
Zwischen den Drachenreitern und ihren Drachen bestand eine perfekte Kommunikation, die über die telepathischen Fähigkeiten der Drachen erfolgte. Sie erlaubte dem Großmei ster der Drachenreiter eine reibungslose Koordination der Angriffe in der Schlacht, und dies über große Entfernungen.
Zum Großmeister der Bruderschaft, so wie es der Hoc hschamane war, wurde man nicht gewählt. Und es war auch keine Bestimmung. Das Alter und die Größe des Drachens entschied ausschließlich darüber wer die Bruderschaft führte. Der Drachenreiter mit dem ältesten Drachen wurde automatisch zum Großmeister der Bruderschaft gestimmt. Allerdings waren ältere, oder gar alte Drachen nicht einfach zu
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