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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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Tonnen pro Kubikmeter ...
    Hier lagen 6 Tonnen Palladium ... Palladinin ... auf einem Holzkarren herum!
    Beziehungsweise 200.000 Unzen!
    Mit einem Warenwert von vielleicht 100 Millionen Euro!
    Cornelia schluckte. Ihre Kehle wurde ganz trocken.
    »Da draußen steht ein Vermögen! Und sie transportieren das Zeug auf einem alten Holzkarren! Du heilige Scheiße ... Entschuldigung, gnädige Frau, das ist mir so entwischt! Tut mir leid.«
    Cornelia ließ sich auf einen der niedrigen Holzschemel fallen.
    »Ein Vermögen! Hah!«
    Die Antwort der Zwergenfrau klang verbittert.
    »Für diese Ladung bekommen wir 300 Gold thaler!«
    »Ich kenne mich leider mit der Währung hierzulande nicht aus.«
    Als die Zwergenfrau nicht sofort reagierte, fügte Cornelia hinzu:
    »Ich meinte die Kaufkraft hierzulande.«
    Als die Zwergenfrau noch immer fragend zu ihr hoch schaute, fragte Cornelia:
    »Was kann ich mir für 300 dieser Gold thaler in Dun Morthor kaufen!«
    Die Zwergenfrau lachte leise und schüttelte den Kopf.
    »Der Lohn eines dumpfen Minenschürfers in Dun Morthor liegt bei 48 Silbertalenten pro Sternenhaus. Das sind fast 10 Goldthaler in einem Sonnenumlauf. Damit können 4 Erwachsene - bzw. 2 Erwachsene und 4 Kinder - leben ohne zu hungern. Mit 300 Goldthalern können 500 Erwachsene während drei Sternenhäusern in Dun Morthor auskommen. Den gleichen Betrag brauchen wir hier für 320 Erwachsene und 70 Kinder. Aber das ist nicht der Punkt. Der Preis in der Stadt für diese Ladung liegt bei 6.000 bis 8.000 Goldthalern. Aber uns zahlt der Händler gerademal ein Bruchteil davon.«
    »Ihr verkauft an einen Händler?«
    Die Zwergenfrau nickte zustimmend.
    »Ja! An den Kobold Parzell vom Rosenberg!«
    Ein Kobold? Cornelia stockte!
    Sie unterhielt sich eben mit einer kleinwüchsigen Frau die behauptete ein Zwerg zu sein, und die auf einen Händler wa rtete, der ein Kobold war!
    Unbewusst schüttelte Cornelia leise den Kopf. Ein Gefühl von Beklemmung stieg plötzlich in ihr auf, und mit ihm auch der Wunsch wieder nach Hause zurückkehren. Dieses Tal - so schön und bilderbuchhaft die Berglandschaft auch sein mochte - schien ihr auf einmal nicht mehr ganz geheuer. Das Heimweh machte sich wieder in ihr bemerkbar. Zu Hause war der Umgang mit manchen Zeitgenossen nicht immer eine Wohltat, und es gab viele Dinge die Cornelia aus der Fassung bringen konnten. Aber jetzt begann sie die ihr wohlvertraute Umgebung ihrer Heimat zu vermissen.
    Vor zwei Tagen war sie durch den Tunnel mit dem bla uleuchtenden Kathedralen-Gang gekommen, und sie hatte sich eigentlich zu keinem Moment unwohl gespürt. Sogar das Übernachten im Freien war eine gänzlich unbekannte und dennoch interessante Erfahrung gewesen. Jetzt aber wallte in ihr wieder das Gefühl der Einsamkeit auf. Sie bekam Heimweh. Sie sehnte sich danach, einem anderen Menschen zu begegnen. Wieso tauchten in diesem Tal nur mythologische Kreaturen auf.
    Zwerge, Grauelben, Kobolde! Was soll das?
    »Hallo!«
    Cornelia schreckte auf und schaute etwas durcheinander auf die Zwergenfrau.
    »Ja?«
    »Ich habe gefragt ob alles in Ordnung ist mit ihnen!«, sagte die Zwergenfrau mit fragendem Blick.
    »Oh ja! Ich war nur eben am Überlegen. Entschuldigen sie! Und warum verkauft Ihr das Metall nicht selbst in der Stadt?«
    »Wir sind entflohene Sklaven, Mädchen! Schon vergessen? Flüchtige Zwerge im Reich der Elben. Ganz gleich wer von uns in die Stadt gehen würde, man würde ihn sofort und ohne Umstände hinrichten.«
    »Dann versucht einen anderen Händler zu finden.«
    »Ein anderer Händler würde uns zusammen mit dem Metall verkaufen. Vom Rosenberg mag ein hinterlistiges Schlitzohr sein - wie alle Leute des kleinen Volkes - und das Tun des eigenbrötlerischen Griesgrams unmoralisch und verwerflich, aber er ist nicht falsch. Verraten würde er uns nicht. Das ist halt der Preis den wir für ein bisschen Freiheit bezahlen mü ssen!«
    Und damit trat Schweigen ein in der kleinen Zwergenunterkunft. Cornelia zupfte etwas verlegen an ihrer Mahlzeit herum. Der warme Brotfladen, den die Frau in der Feuerstelle gebacken hatte, war voller Asche und den aggress iven Geschmack des scharf riechenden Käses fand sie widerlich. Andererseits war es aber auch die erste warme Mahlzeit seit Tagen und so versuchte Cornelia trotzdem etwas zu essen. Nur das saure Gebräu, das die Frau als Bier bezeichnete, rührte sie nicht mehr an.
    So redselig die Zwergenfrau vorhin gewesen war, so schweigsam war sie jetzt geworden. Und

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