Die Angune (German Edition)
großen Schießscharten nur wenig Licht herein ließen. Hinzu kam, dass im Laufe der Zeit die Mauern und die Decke des Raumes vollkommen ve rrußt waren. Der Rauchabzug über der Feuerstelle zog anscheinend schlecht und der meiste Rauch entwich durch die beiden großen Schießscharten.
Über der Kochstelle hing ein runder Kessel an einer Art riesigem Sägeblatt, und an der Wand hinter der Feuerstelle waren allerlei Kochutensilien aus Eisen säuberlich aufgereiht.
Ansonsten enthielt der Raum nur eine grobgezimmerte Holzbank neben der Feuerstelle, wo man sich bei kaltem Wetter wärmen konnte, einen Tisch aus rohbehauenem Holz mit sechs 40 Zentimeter hohen Schemeln, und eine ganze Sammlung an geflochtenen Körben an der Wand.
Die Zwergenfrau ging zu einer Schüssel die auf einem Holzbrett stand, hob das Tuch auf und holte eine Teigkugel heraus die sie zwischen beiden Händen flach klopfte. Dann scharte sie mit einem Stück Holz die Asche in der Feuerstelle zur Seite und legte den Teigfladen auf den heißen Stein.
»Dinkelmehlbrotfladen mit Rosmarin und viel Knoblauch! Sehr lecker! So! Und dann ...?«
Die Zwergenfrau wühlte in drei großen, geflochtenen Kö rben herum und entnahm dem letzten einen gelblich aussehenden Block. Genüsslich roch sie daran.
»Alter Hartkäse aus Wildziegenmilch, Mädchen! Davon werde ich dir ein Stück rösten.«
Sie stellte ein eisernes Dreibein in die glühende Asche und legte ein Stück Käse auf die Metallplatte.
»Und damit auch nichts im Hals stecken bleibt, passt ein guter Schluck meines selbstgebrauten Schwarzhaferbieres d azu, dunkel und herb, fein mit einigen Dolden des Hirschkrauts gewürzt.«
Bei den Worten goss sie aus einem großen Krug eine bra une Flüssigkeit in einen Tonbecher.
»Bestes Zwergenbier, Mädchen! Probier mal.«
Der fertig gebackene Brotfladen verströmte einen intensiven Knoblauchgeruch, und dem Käse, der sofort geschmolzen und verlaufen war, und außen herum schon braun wurde, entwich ein intensives Aroma.
Cornelia nahm den Tonbecher und setzte ihn an den Mund, wobei die Zwergenfrau sie aufmerksam und gespannt beobachtete.
Es war ein saures, widerlich schmeckendes Gebräu mit bitterem Nachgeschmack, das Cornelia mit dem Mut der Verzweiflung hinunter würgte, am Ende aber trotzdem einen Hustenanfall nicht vermeiden konnte.
Bevor die Zwergenfrau sie mit weiteren kulinarischen G enüssen konfrontieren würde, wollte Cornelia das Thema ändern und fragte:
»Wohnen sie allein in diesem Haus? Ihre Familie und sie?«
»Wir wohnen nicht hier, Mädchen. Wir leben bei den anderen Zwergen im Berg.«
»Sie leben im Berg?«
»Ja! In den Minen!«
»Oh? Es gibt eine Mine hier?«
»Es gibt mehrere Minen in diesem Berg!«
»Aber in einer Mine kann man doch nicht leben!«
Erstaunt hob die Zwergenfrau leicht die Augenbrauen.
»Du scheinst wirklich von weit her zu kommen, Mädchen!«
Sie drehte sich wieder der Feuerstelle zu und ließ den knusprig braun gerösteten Käse auf den Brotfladen rutschen.
»Für uns Zwerge ist das kein Problem! Der Berg ist unser Zuhause!«
Dann legte sie die Mahlzeit, die ein intensives Aroma verströmte, vor Cornelia auf den Tisch
»Und wie viele .... Zwerge ... leben im Berg?«
Cornelia war ganz irritiert, dass diese kleinwüchsigen Menschen sich als Zwerge bezeichneten.
»In der Zwischenzeit sind es mehr als 300 geworden.«
»Gut! Das klingt positiv!«
Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen als der mis smutige Blick der Zwergenfrau ihr zu verstehen gab, dass sie etwas Falsches gesagt hatte.
»Und was, bitte schön, ist daran so po-si-tiv?«
Die Zwergenfrau betonte jede einzelne Silbe des Wortes.
»Nun, eine ansteigende Population lässt darauf schließen, dass es viel Arbeit im Berg gibt, ... ich meine in den Minen, und dass deshalb viele Leute ... viele Zwerge zuwandern.«
»Zuwandern! Ha! Hier ist niemand zugewandert! Keiner!«
Cornelia schwieg.
»Mädchen! Alle die hier leben, sind entflohene Sklaven!«
Cornelia fuhr der Schreck in die Glieder! Wieso war es möglich, dass es im Zeitalter des digitalen Multimedia immer noch eine Gegend auf der Erde gab, wo kleinwüchsige Me nschen als Sklaven gehalten wurden. Cornelia war erschüttert!
»Entschuldigung! Das wusste ich nicht! Tut mir wirklich leid, gnädige Frau!«
Für einen Moment herrschte Schweigen, eine Stille, welche die echt betroffene Cornelia nicht aushielt.
»Wenn es ihnen nichts ausmacht ..., wo kommen sie denn ursprünglich her? Aus welchem
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