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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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Schlitzohr zu sein!
    Die menschliche und die berufliche Neugier gewannen rasch die Überhand über das Heimweh. Sie rannte zurück und verlangsamte ihren Schritt kurz bevor sie die Anhöhe erreichte.
    Die Felswände des kleinen Tals warfen erneut den dunklen Ton von Onkel Sindals Widderhorn wieder, und meldeten noch einen Besucher.
    Unten im Tal hatte die kleine Karawane des Händlers fast das Zwergenhäuschen erreicht. Er wurde von der Zwergenfrau offensichtlich erwartet.
    Der Strauß legte sich auf Befehl seines kleinen Reiters zu Boden, und der Kobold rutschte am Hals entlang zu Boden. Er hielt ein Seil in der Hand, das am Straußenhals angebunden war, und ihm offensichtlich beim Aufsteigen, bzw. beim Hi naufklettern, dienlich sein sollte.
    Gemächlichen Schrittes kam Cornelia von der Anhöhe herunter gewandert und sah wie der Kobold und die Zwergenfrau ihr zuschauten. Beide hatten offensichtlich nicht mit einem weiteren Besucher gerechnet.
    »Ich wünsche dem wohlgekleideten Herrn einen schönen und erfolgreichen Tag.«, redete Cornelia den Kobold in übertriebenem, schmeichlerischem Ton an, und nutzte die Gelegenheit, um die kleinwüchsige Person rasch abzuschätzen.
    Mehrere Dinge fielen ihr sofort auf - abgesehen von der Körpergröße, die Cornelia auf knapp einen Meter einschätzte. Der Kobold war somit wesentlich kleiner als die Zwergenfrau mit ihren 1,30 Meter. Und vor allem leichter. Seine dünnen Gliedmaßen standen im krassen Gegensatz zu der massig und breit gebauten Zwergenfrau.
    Da war zuerst das grobe Gesicht, das viel zu groß für den kleinen Kopf war. Die spitzen, seitlich abstehenden, fleischigen Ohren mit den zahlreichen Einschnitten und Piercing-Ringen an der Kante wirkten fast wie Flugzeugflügel.
    Der Kobold hatte einen unglaublich langen Zinken, der sich fast bis zum Kinn hinab senkte. Die Nasenlöcher waren so groß, dass sie problemlos drei Finger nebeneinander hätten aufnehmen können.
    Und die Mimik mit den zusammengezogenen Augenbrauen und den, durch die hochgezogene Oberlippe entblößten, gelben Zähnen wirkte bedrohlich.
    Am auffallendsten aber war die grüne Haut des Kobolds. Selbst das Weiße in seinen Augen wirkte grünlich.
    Dies war definitiv kein menschliches Wesen, und Cornelia versuchte, sich diese erschreckende Erkenntnis nicht anmerken zu lassen. Sie gab sich vollkommen abgelenkt und wandte sich der Zwergenfrau zu, die sie mit fragendem Blick anstarrte.
    »Und Euch, ehrwürdige Dame, sollen die Götter stets wohlgesonnen sein!«
    »Lass das Gesäusel!«, fuhr der Kobold Cornelia mit einer hellen, kinderartigen Stimmer an. »Wir sind beschäftigt!«
    Seine grünlichen Augen warfen unter den zusammengez ogenen Augenbrauen einen ungehaltenen Blick auf Cornelia.
    › Unhöflich und überheblich!‹, lautete Cornelias Urteil.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, der Herr! Ich werde mich kurz fassen.«
    Damit wandte sie sich wieder an die Zwergenfrau.
    »Mir wurde zugetragen, gnädige Frau, dass sie wertvolle Rohmetalle zu verkaufen haben.«
    Doch die Zwergfrau schwieg. Sie war offensichtlich zu überrascht und schaute Cornelia mit großen Augen fragend an.
    »Nein, hat sie nicht!«, fuhr der kleine Mann dazwischen und machte wedelnde Bewegungen mit der Hand, so als müsste er eine lästige Fliege verscheuchen.
    ›Ungeduldig und unvorsichtig! Unterschätze nie deinen Gegner, mein Freund!‹
    Cornelia zeigte fragend mit dem Finger auf die schwere Holzkarre und ging hin. Sie griff mit der Hand unter die Plane und zog einen der Metallbarren heraus.
    »Donnerwetter!«, tat Cornelia, als würde sie fachkundig staunen. »Das ist ja reinstes Palladinin!«
    Sie begutachtete den Barren mit Kennerblick und korrigie rte sich.
    »Naja, fast rein!«
    »Finger weg von der Ladung!«, rief der Kobold ärgerlich. »Die gehört mir!«
    Cornelia tat, als würde sie die Karre abschätzen.
    »Das müssen sechs Tonnen sein! Sechs Tonnen Palladinin! Gehe ich Recht in der Annahme, gnädige Frau, dass diese Ladung zum Verkauf steht?«, wandte sich Cornelia wieder an die Zwergenfrau.
    Doch diese antwortete noch immer nicht. Mit erstaunten Augen ging ihr Blick zwischen Cornelia und dem Händler hin und her.
    »Hast du Möhren in den Ohren?«, rief der Kobold zornig. »Los! Zisch ab!«
    › Unbeherrscht und jähzornig! Das wird teuer werden!‹
    »5,4 Tonnen, ganz genau!«, meldete sich die Zwergenfrau plötzlich zu Wort. »675 Barren zu 8 Kilogramm! Das Palladinin ist zu 98,3% rein.«
    Der Kobold

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