Die Angune (German Edition)
um sich vor versteckten Waffen zu schützen. Zusätzlich waren sie an den Fußgelenken mit Eisenstangen an der Wand angekettet. Und die spitzen, krallenartigen Fingernägel brannten die Dunkelalben mit glühenden Eisen ab.
Das Schlachten und Schmieden waren niedere Tätigkeiten mit denen sich die Dunkelalben nicht abgaben. Sie widmeten sich in den geräumigeren Bezirken der Innenstadt lieber den Künsten, jenen Tätigkeiten, die auf Wissen, Übung, Ethik und Intuition begründet waren, allen voran natürlich der Kriegskunst. Aber auch die Medizina, die Kunst von der Behandlung von Krankheiten und Verletzungen war ein angesehener Bereich, und viele Krieger sahen im Studium der Chirergia ein ergänzendes Element zur Kriegskunst. Die schwarze Kunst beschäftigte sich mit den Möglichkeiten wie man sich die Eigenschaften der Elemente Untertan machen konnte und wie man ihre Möglichkeiten zum Transmutieren einsetzen konnte. Und die schönen Künste pflegten das Wecken ästhetischer Gefühle, sowohl beim Schaffenden als auch beim Betrachter. Viele Dunkelalben übten sich deshalb in der Kunst des Schönschreibens mit Pinsel und Tusche, oder schufen Reliefs und Skulpturen.
Aber dies alles interessierte den alte Magus Paramis Alzamki nicht, als er durch die schmalen feuchten Gassen der Außenbezirke von Dar'a Quatan ging. Er hatte ein anderes Ziel im Kopf. Er musste zum Rat der Arkanen, der kurzfristig einberufen worden war.
Ohne sich weiter umzudrehen ging er zu einem Haus an der Höhlenwand und trat hinein. Es interessierte ihn nicht ob ihn jemand sah oder gar verfolgte. Dorthin wo der Magus sich begab, konnte ihm sowieso keiner folgen.
Er murmelte einen Spruch und in der Mitte der hinteren Wand begann die Luft zu flimmern. Immer deutlicher wurden die Umrisse einer Tür sichtbar, die schwarz metallisch schi mmerte. Paramis Alzamki stieß sie auf und ging hindurch. Leise klappte die Tür wieder zu und verschmolz wieder mit dem Gestein. Als die Luft aufhörte zu flimmern, blieb nur ein leerer Raum zurück.
Paramis Alzamki befand sich in einer kreisrunden Höhle mit einem runden Stein in der Mitte. Durch eine kleine Öf fnung im Stein wurde ein dünner, violetter Lichtstrahl an die Höhlendecke geworfen und beleuchtete den Raum notdürftig.
Aus der Dunkelheit der linken Höhlenseite drang leise das tiefe Grummeln eines Pferdes an sein Ohr. Langsam, Schritt für Schritt trat der Marasatus in den violetten Lichtkegel und zeigte sich seinem Herrn. Jeder Schritt wurde von einem m etallischen "Tak-Tak" begleitet, wenn Vorder- und Hinterfuß nacheinander auf den steinernen Höhlenboden aufgesetzt wurden.
Es war ein schwarzes Untier mit haarloser, lederartiger Haut, gelblichen Reißzähnen, einem geschliffene n, säbelartigen Stirnhorn und großen Fledermausflügel, das seinen Herrn ein zweites Mal mit einem tiefen Grummeln begrüßte.
Der Dunkelalb rieb zur Begrüßung dem Tier mit der Hand über das Nasenbein. Dann ging er auf die linke Seite des Tiers, ergriff den Oberarmknochen des Flügels, der neben dem Widerrist aus der Schulter ragte, und schwang sich hinauf. Der Dunkelalb verlagerte seinen Oberkörper leicht nach vorn und übte einen leichten Schenkeldruck aus. Auf diesen Befehl hin warf die düstere Kreatur den Kopf hoch, sprang mit angele gten Flügeln sofort im Galopp an und verschwand in einem schwarzen Loch in der Wand.
Der Dunkelalb brauchte das Tier nicht zu lenken. So schnell wie es ging, galoppierte es durch den engen Höhle ngang. Manchmal ging es steil bergauf, einander mal leicht bergab. Felsbrocken überwand es mit eleganten Sprüngen und vor scharfen Ecken musste sich der Dunkelalb manchmal mit beiden Händen an den Flügel festhalten. Die Höhlenwände schossen wie im Flug an ihm vorbei und nach einer Weile erkannte er das helle Tageslicht am Ende des Höhlengangs. Der Fleck wurde rasch grösser und als das Tageslicht ihn vollständig einhüllte, stürzte sich der Marasatus mit seinem Reiter in den Abgrund und spreizte die lederartigen Flügel. Die kalte Luft verfing sich mit einem doppelten "Plop" in der Flugmembran und mit ein paar kräftigen Flügelschlägen gewann die Kreatur rasch an Höhe.
Die Küstenstadt Synh war weit entfernt und der Marasatus war wegen seines hohen Luftwiderstandes kein schneller Fli eger. Paramis Alzamki rechnete bei drei Ruhepausen mit einer Reisezeit von über einem Tag. Ihm blieb also viel Zeit um sich umzuschauen, und das was er sah gefiel ihm nicht. Schlimmer noch: es
Weitere Kostenlose Bücher