Die Angune (German Edition)
Alzamki, Paramis aus der Alzamki-Dynastie.
Es war keine Angst vor körperlicher Gewalt, obwohl Sagramit sich schon oft gefragt hatte, wie es wohl wäre wenn er, der Assassine, den alten Magus mit heimtückischer Waffengewalt angreifen würde.
Nein, es war eher die Angst, nicht in den Augen seines V aters bestehen zu können. Seit er denken konnte, war Sagramit immer nur von dem Wunsch beseelt gewesen, seinen Vater zu beindrucken. Aber Anerkennung durch seinen Vater war ihm stets verwehrt geblieben. Was auch immer er tat, Ermunterung oder gar ein Lob hatte er nie von dem Alten erfahren. Und das schmerzte in seinem Inneren!
Und das war auch die Ursache warum er die Gefahr suchte, warum er zu den Assassinen gegangen war, und warum er die Auseinandersetzung mit diesen gefährlichen Kreaturen suchte. Jeder Sieg heilte - zu mindestens vorübergehend - dieses elende Gefühl der Minderwertigkeit. Er genoss das Gefühl, die Tatsache, keinen Fehler begangen zu haben, keine Schwäche gezeigt zu haben, sich keine Blöße gegeben zu haben.
Und er genoss das Gefühl seinem Vater wieder einmal b ewiesen zu haben, dass dieser Unrecht hatte, und dass er, Sagramit, einer der besten war. Er war dem Angriff des Zwergtrolls wirksam ausgewichen und hatte ihn schnell und präzise getötet, auch wenn er gerne auf diesen Glückstreffer im Interesse eines härteren Kampfes verzichtet hätte.
Der Assassine schob die beiden Säbel in ihre Scheiden zurück, und auf ein kleines Handzeichen hin wurde die Stahltür geöffnet. Ohne seinen Vater eines weiteren Blickes zu würdigen verließ er das Areal.
Paramis Alzamki schaute seinem Sohn zu, wie er das Areal durch die kleine Stahltür verließ.
Der alte Magus hatte die gleichen markanten Gesichtszüge wie sein Sohn. Kantiges Kinn, eingefallene Wangen und hohe Wangenknochen mit den weiblichen, weichgeformten Lippen und einer schmalen Nase mit kurzen, schrägstehenden Nasenflügel. Und vor allem den düsteren Blick aus den dunkelumrandeten Mandelaugen. Allerdings zog sich bei ihm eine schwarze Tätowierung vom rechten Wangenknochen über die Schläfe bis zu der Stirn hoch, und die silbrigen Haare waren mittlerweile zu reinem Weiß verblasst. Über dem rechten Ohr war eine blutrotgefärbte Vogelfeder mit rotem Garn an eine zweifingerdicke, schneeweiße Haarsträhne gebunden.
Der alte Dunkelalb atmete tief durch und tippte nervös mit den Fingerspitzen auf die Mauerumrandung. Er verstand se inen Sohn nicht. Er verstand ihn schon lange nicht mehr.
Warum musste der sture Hund ihn immer wieder ärgern!
Seit seiner Kindheit machte der Kerl Schwierigkeiten!
Er hätte seinen Sohn mit Stolz in die Geheimnisse der M agie eingeführt, aber der Bengel hatte sich beim Studium der magischen Schriften und Grimoire als vollkommen ungeeignet für den Beruf herausgestellt.
Sagramit schüttelte dem Kopf. Er hatte im Laufe eines la ngen Lebens eine Unmenge an Grimoiren und Wissen angeschafft, so viel dass ihm manchmal der Kopf zu platzen drohte. Grimoire der schwarzen Magie, Grimoire die Schadenszauber und Nekromantie lehrten. Mystische Grimoire über die Anrufung von Geistern und Daimones und über okkultische Theosophien. Philosophische Grimoire über meist neue und noch nicht bewiesene Techniken. Rezeptsammlungen über die Wirkung und Zusammensetzung von Salben und Säften. Alte Schriftrollen über die Nutzung des Astralraums. Und noch vieles mehr.
Sein Sohn hätte der stärkste Magus werden können den Dar'a Quatan je hervor gebracht hatte. Aber was tat er? In seiner Jugend hatte er sich lieber mit anderen Straßenkindern herumgebalgt, anstatt eine anständige Lehre anzugehen. Die besten Magi von Svartland hätten ihm zur Verfügung gesta nden, aber seinen Sohn zog es zum Heer um sich dort einem Waffenmeister anzuvertrauen. Selbst dort hätte Paramis Alzamki seinem Sohn noch mit einem Grimoire über magische Waffen und giftige Traumnebel helfen können. Aber er wollte nicht und schloss sich den Assassinen an, einer geheimen und verschworenen Kampfgruppe der Dunkelalben, die zu einer Truppe von gedungenen Mördern verkommen war.
Anstatt seine Gegner mit Wissen und Geisteskraft zu b eeindrucken, jagte er ihnen im Schutz der Dunkelheit lieber einen Säbel in den Leib. Er war ein Schlächter geworden, der elenden Kreaturen, wie diesen Zwergtrollen, die Lebensessenz herausschnitt, anstatt die Flamme des Lebens mit Feinstofflichkeit zu ersticken.
Was hatte er bloß falsch gemacht, dass es ihm nicht gelu
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