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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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Ohren ließen darauf schließen, dass er dem Volk der Meneliden angehörte, und - als Angehöriger der Nomaden - offensichtlich der Ih'hsab war, der Führer der Karawane. Er wurde begleitet von fünf Kriegern - alles Weißelfen, wie Chinato'Oral aus ihrer Rüstung schließen konnte. Dann folgte der ganze Tross der Karakule. Jeweils 12 bis 14 Tiere, mit kurzen Seilen verbunden, schritten gemächlich hintereinander. Und an der Spitze jedes Zuges marschierte der Treiber. Zu Chinato'Orals Erstaunen waren die meisten Karakul-Treiber Zwerge, sowie ein paar Kobolde. Der Tross der 20 Karakul-Seilschaften erzog sich über fast 300 Schritt.
    Tuskins Einschätzung erwies sich also als richtig: es war eine richtig große Karawane, die da gemächlich durch die Lande zog.
    Und Chinato'Oral verstand auch Tuskins Aufregung.
    Hinter den schwer beladenen Karakulen schleppte sich eine ganze Schar von Sklaven weiter, armselige Zwerge, die alle in Ketten gelegt worden waren, und die von neun großen Kriegern bewacht wurden. Den Schluss bildeten zwei Bogenschützen der Dunkelalben, die sich weit hatten zurückfallen lassen.
    Die Zahl der Sklaven war schwer einzuschätzen , denn sie humpelten eng zusammen gedrängt in einem großen Haufen vorwärts. Vielleicht 130 oder 140! In dem Durcheinander der hin und her schwankenden Köpfe war selbst eine grobe Schätzung schwierig.
    Am beeindrucktesten waren die neun Wachen der Sklaven: schwere, muskelbepackte Óroks!
    I m oberen Rückenbereich waren ihre Muskeln derart stark entwickelt, dass sie fast als Buckelige daher kamen. Der große Trapezmuskel setzte hoch am kleinen Hinterkopf an und verlief - in einer stark nach außen gewölbten Rundung - zum muskulösen Schultergelenk hinunter. Die Oberschenkel, ihrerseits, waren derart dick, dass sie beim Gehen hinderlich waren. Der Bewegungsablauf beim Gehen war ein ziemlich steifes und breitbeiniges Weiterstampfen.
    Ein über den unförmigen Schultern verlaufender Kreuzgurt aus dickem Büffelleder war mit großen, gusseisernen Pyramidennieten bewehrt und diente als Befestigung für ein trägerloses Kettenhemd.
    Zwei Riemen am Handgelenk und im Ellenbogenbereich hielten ein Lederstück auf dem Unterarm , das bis über die Fingerknöchel reichte, und mit einer dicken, rostigen Gusseisenplatte besetzt war. Oben wehrte ein dick gefütterter Lederwulst Schläge auf den Ellbogen ab. Ähnliche, mit Lederriemen befestigte Beinschienen schützten Knie und Unterschenkel.
    Die Weichteile wurden von eine m Lendenschurz bedeckt, der an einem dicken, ebenfalls mit gusseisernen Pyramidennieten besetzten Gürtel hing.
    Die Bewaffnung war unterschiedlich und entsprach dem, was Chinato'Oral bei der ersten Karawane gefunden hatte: riesige Streitäxte und dreikugelige Morgensterne.
    Chinato'Oral ließ die Karawane gemächlich vorüberziehen und beobachtete sie mit gemischten Gefühlen. Er konnte sich keinen Reim auf die Óroks machen!
    Er hatte schon von dieser primitiven und brutalen Rasse gehört, aber diesseits der Taralomischen Meere war noch nie einer gesichtet worden.
    Wieso marschierten hier Óroks zusammen mit Weißelfen und Dunkelalben unter der Führung eines Meneliden?
    Und wieso wurden so viele Waffen und Sklaven in den Süden gebracht?
    Siro'Namerg, sein Lehrer in der Grauelben-Zitadelle hatte stets zu wiederholen gepflegt, dass alles auf der Welt seinen Sinn und seinen Zweck hat, und dass alles eine Ursache hat.
    Chinato'Oral war aus Wyvergard fortgegangen, weil er mit anderen Grauelben nicht klar kam. Und er hatte sich oft mit Siro'Namerg überworfen, weil er nicht an seine Theorien von kausalen Zusammenhängen glaubte.
    Er glaubte nicht an ein vorgegebenes und unabänderliches Schicksal. Er wollte sein Schicksal selbst bestimmen. Und so war er einfach gegangen, damals. Er wollte niemandem dienen, keinen Zweck erfüllen, und kein Ball in eines anderen Spiel sein.
    Chinato'Oral rieb sich nachdenklich mit den Finger n über den Mund.
    Was aber, wenn der alte Siro'Namerg Recht hatte?
    War er dazu bestimmt, diese Karawane zu entdecken? Hatte ihn das Schicksal nach Balingan getrieben, damit er seine Heimat vor einer drohenden Gefahr warnen konnte.
    Chinato'Oral starrte zu Boden und kniff verbissen die Li ppen zusammen.
    Nein!
    Er war noch immer der Herr seines eigenen Schicksals! Er bestimmte was sein würde! Er selbst und sonst niemand! Er würde jetzt einfach aufstehen und nach Norden gehen, zurück in seinen Regenwald. Wenn er nicht wollte, dass er gefunden

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