Die Angune (German Edition)
hinzu.
»Die Götter haben den Waldläufer zu uns geschickt!«
Die vier Zwerge schauten sich gegenseitig an.
»Der Clan des Waldläufers?«, fragte Amian Felssprenger.
»Dem Waldläufer zu Ehren!«, bestätigte Arden Stahlfaust.
»Einverstanden?«, fragte Amian Felssprenger die beiden anderen.
»So soll es sein!«
S o kam es, dass an einem nächtlichen Lagerfeuer, ausgehend von einer Tagträumerei über Pfeifentabak, ein neuer Zwergenclan gegründet wurde. Am nächsten Tag, wenn alle wach waren, und die vier Wachen, die den Nachtdienst schoben, zurück waren, wollten sie ihren Beschluss mit allen anderen beraten.
Doch eine der Wachen kam nicht zurück. Tuskin Schwarzknauf fehlte! Er war einer der beiden Wachen, die das Lager weiträumig absichern sollten.
1 5. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
Aurora hatte sich schon einen ganzen Durchmesser vom Horizont entfernt, als plötzlich jemand rief.
»Tuskin! Da kommt er!«
Der breite, massige Zwerg mit seinen kurzen Beinen war definitiv nicht fürs Laufen gemacht. Bei jedem Sprung warf Tuskin Schwarzknauf seinen Oberkörper hin und her um weiter zu kommen. Es war kein geradliniges Vorwärtskommen, sondern ein kraftraubendes Hin und Her.
»Waldläufer ?«, kam der letzte der Nachtwache keuchend angewänzelt. »Wo ist der Waldläufer?«
Schwer atmend blieb er vor Chinato'Oral stehen.
»Waldläufer ...«
Tuskin Schwarzknauf benötigt drei weitere Atemzüge.
»Dort ...«
Er atmete schwer.
»... lagert eine ... große Karawane!«
Chinato'Oral zuckte zusammen.
»Wo?«
Tuskin Schwarzknauf zeigte mit dem Finger in die entspr echende Richtung. Seitenstiche ließen ihn eine schmerzvolle Grimasse schneiden. Er drückte sich die Faust in die Seite.
»An die 250 ... Karakule und ... ich weiß nicht .... 150 ... G efangene!«
Tuskin Schwarzknauf bückte sich und stütze die Hände auf die Knie. Er musste husten.
»Gut! Ihr wartet hier! Alle!«. befahl der Grauelb. »Ich schaue mir an, was Tuskin gesehen hat!«
Er warf sich hastig seinen langen Mantel aus grüngefärbtem Hirschleder um, hängte die Sehne seines Bogens ein und übe rprüfte ihre Spannung zweimal. Dann erwischte er seinen Pfeilköcher und schon war er weg.
Mit langen Sprüngen, behände wie eine Bergziege, war der Waldläufer alsbald zwischen den Büschen verschwunden.
Eine Meile weiter ging das Gebüsch in einen dichten Wald über, der nach einer weiteren Meile in ein tiefer gelegenes Tal abfiel. Schon von weitem hörte er das Gebrüll der Karakule, doch sehen konnte er die Karawane nicht.
Chinato'Oral war unsicher. Falls diese Karawane vom Schicksal der anderen Karawane wusste, hatten sie sicher die Wachen verstärkt, und er wollte keinem Assassinen oder B ogenschützen vor die Klinge laufen. Er war flink und waffenkundig, aber der Gedanke an einen heimtückisch aus dem Hinterhalt angreifenden Dunkelalben machte ihn nervös.
Andererseits musste er sich der Karawane bis auf Sichtwe ite nähern, um zu erkennen was los war.
Rasch schätze er die Richtung ein, die eine aus dem Norden kommende Karawane nehmen musste, um in diesem Tal weiter zuziehen. Er wollte der Karawane vorauseilen, sich verstecken und die Karawane an sich vorbeiziehen lassen. Nur so konnte er umherschleichenden Wachen entgehen.
Und er dankte den Göttern für die glücklichen Umstände. Die Zwerge lagerten oben auf einer kleinen Anhöhe, und die Karawane unten im Tal. Wenn die Wachen der Karawane in den flacheren Teil des Waldes hochgestiegen wären, hätten sie das nächtliche Lagerfeuer der Zwerge sehen könnten.
Rasch schüttelte er diesen Gedanke ab, denn er würde ihn nur ablenken.
Oben im flachen Teil des Waldes lief er weiter nach Süden und versicherte sich ständig, dass er keine Spuren hinterließ. Der Waldstreifen wurde immer schmaler und ging bald in einen immer steiler werdenden Abhang über. Vereinzelt wies der Abhang Felsspalten auf, an anderen Stellen stachen dicke Felsbrocken aus dem Boden hervor. Chinato'Oral ging weiter, bis er eine Stelle erreichte die ihm eine mehr oder weniger freie Sicht auf einen großen Teil des Talbodens erlaubte. Er schnitt einen Ast ab, zwängte sich in eine Felspalte, stach den Ast vor sich in den Boden und wartete, nahezu unsichtbar, in seinem Versteck.
Es dauerte eine geraume Weile bis er in der Ferne ein Karakul brüllen hörte. Die Karawane kam, und bald sah er sie auch im Tal.
Vorneweg marschierte eine einzelne Person. Die seitlich abstehe nden, spitzen
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