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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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vermutlich um sich mit der Person zu treffen, die meine Kleider im Spind durchsucht hatte und mir nun ein Sauberkeitsattest ausstellen würde. Höchstwahrscheinlich war es diesmal nicht Lederjacke, aber wenn doch, wollte er sicher nicht gesehen werden.
    Als Charlie zurückkehrte, schien etwas von seiner Anspannung von ihm abgefallen. Wieder einmal hatte ich sein Vertrauen gewonnen. Ich fragte mich, wie oft wir dieses Ritual wohl noch durchlaufen mussten.
    »Himmel, diese Geschichte gestern«, sagte er zu mir, wobei er sein Glas mit Grapefruitsaft betrachtete. »Sie müssen das verstehen, ich hab das wirklich nicht gern getan. Ich meine, können wir das irgendwie vergessen? Wollen Sie mir einfach eine reindonnern, damit wir quitt sind?«
    »Was für eine Geschichte?«, fragte ich. Den Sachverhalt niemals
direkt aussprechen – das war der Kodex der Korrupten. Sag es so indirekt wie möglich.
    »Ich hab’s wirklich nicht gern getan«, wiederholte Charlie. »Ich wünschte, es wäre nicht passiert.«
    »Hey, Charlie«, sagte ich und boxte ihn leicht gegen die Schulter. Dann beugte ich mich zu ihm rüber. »Erstens – nur um einen Gedanken von gestern Abend noch mal aufzugreifen: Scheiß auf Sie. Und zweitens: Scheiß noch mal auf Sie. Wenn Sie mir so was je wieder antun, bringen Sie mich anschließend besser um. Okay, ich bin froh, dass wir das geklärt haben.« Ich atmete tief durch. »Geht mir am Arsch vorbei, wenn ein Spitzel dran glauben muss. Greg hat sich das selbst zuzuschreiben. Ich will nur wissen, was er denen gesagt hat. Wird demnächst jemand an meine Tür klopfen?«
    Charlie lächelte nicht – es war wohl kaum der Anlass –, aber offensichtlich gefiel ihm mein schnoddriger Tonfall. Er wollte weder, dass ich den Moralapostel spielte noch dass ich kalte Füße bekam. In beiderlei Hinsicht hatte ich ihn beruhigt.
    »Ich denke, es ist okay.« Er sagte es so leise, dass der F-Bird es nicht aufgezeichnet hätte, selbst wenn ich einen getragen hätte.
    »Sagen Sie mir, dass ich nichts zu befürchten habe«, verlangte ich.
    »Was Greg dem FBI verraten hat, war alles alter Kram.« Unsere Köpfe stießen fast aneinander. »Das meiste davon aus der Zeit, bevor Sie zu uns gestoßen sind. Und dann der Kram, den Sie am Anfang für uns erledigt haben. Bevor Sie und ich uns auf neue Geschäfte verlegt haben.«
    Ich dachte einen Moment lang nach und nickte dann. »Bei dem Kram, den wir beide gemacht haben, können Sie alles
auf mich abschieben. Der Anwalt hat es abgesegnet. Was ist mit der Zeit, bevor ich an Bord kam?«
    Charlie zögerte. »Über das, was davor passiert ist, brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.«
    »Ich mache mir aber Gedanken«, sagte ich.
    »Dann lassen Sie’s.«
    Vermutlich würde ich nicht das kriegen, was ich wollte, trotzdem versuchte ich mein Glück. »Wer weiß sonst noch, was mit Greg passiert ist?«
    »Niemand«, sagte er. »Niemand weiß davon.«
    »Ich muss es wissen, Charlie. Ich muss wissen, um wen ich mich kümmern muss.«
    »Kümmern Sie sich um sich selbst. Wir kommen schon zurecht.« Er legte eine Hand auf den Tisch. »Wir halten den Ball flach in nächster Zeit. Treten mit unseren Aktivitäten etwas kürzer.«
    Themenwechsel. Er wollte mir keine weiteren Informationen geben. Und ich war nicht in der Position, mit ihm darüber zu verhandeln.
    »Und zwar bis wir absehen können, auf was das Ganze hinausläuft«, fügte er hinzu. »Wenn Sie irgendwas hören, geben Sie mir Bescheid.«
    »Okay.«
    »Hoffen wir, dass dieser Fall nie eintritt.«
    Er konnte nicht ahnen, dass ich schon sehr bald von der US-Staatsanwaltschaft hören würde.
    Ich verbrachte den Rest des Nachmittags in meinem Büro, warf Aspirin ein und tat ansonsten nicht viel. Gegen fünf Uhr nachmittags rief mich Joel Lightner mit Neuigkeiten an.
    »Ich habe deinen Freund Kiko gefunden«, sagte er.

61
    Am nächsten Tag nach der Arbeit traf ich Joel Lightner auf ein paar Drinks. Man beachte den Plural. Mit Joel bleibt es nie bei einem. Der offizielle Grund für das Treffen war natürlich, dass Joel Informationen für mich hatte. Ich hatte ihn um zwei Dinge gebeten. Zum einen sollte er herausfinden, wohin Frederico Hurtado – Kiko – nachts sein Haupt bettete. Und zum zweiten wollte ich von ihm die Adresse und den Familienstand von Delroy Bailey, dem Besitzer und Geschäftsführer von Starlight Catering.
    Aber Joel hatte noch einen weiteren Grund für diese Unterhaltung. Er wollte wissen, was verdammt noch mal vorging.

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