Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
arbeite ich in einer Tankstelle, denkst du, das ist mein Traum?«
»Nein, das denke ich nicht«, sagte er. Sein Gesicht wurde rot. Er sah hässlich aus mit rotem Gesicht. »Du könntest auch in unserem Haus arbeiten, das habe ich dir damals schon gesagt.«
»Ich will nicht in eurem Haus als Köchin oder Putzfrau oder so etwas arbeiten. Aber danke für das Angebot. Ich fand es schon damals völlig indiskutabel und denke das heute noch. Du sitzt auf einem solch hohen Ross, dass du gar nicht merkst, dass du mich mit deinen angeblich großzügigen Angeboten verletzt.«
»Das Angebot habe ich dir nur gemacht, weil ich dich liebe. Weißt du, wie viele Bewerbungen wir jeden Monat kriegen? Jede Frau leckt sich die Hände nach einer Stelle bei uns, du hast keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Und du hast keine Ahnung von Frauen und von Gefühlen. Ich glaube, du hast nicht einmal eine Ahnung davon, was Liebe wirklich ist.«
    In diesem Moment geschah es. Seine Hand kam mit rasender Geschwindigkeit auf mein Gesicht zu und prallte klatschend auf meine Wange. Ein stechender Schmerz zog sich von der Wange durch meinen Kopf bis zur Schulter. Ich konnte hören, wie es in meinem Nacken knackste, als mein Kopf durch den Schlag zur Seite gedrückt wurde, und ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. Ich sah Hass in Pedros Augen.
Auf einmal wurde mir schlecht. Aber nicht wegen der Ohrfeige, sondern weil ich das genauso schon einmal erlebt hatte. Es war in meinem Traum in der vergangenen Nacht gewesen. Darin hatte ich mich mit Pedro gestritten, und er hatte mich geschlagen.
Entsetzt wich ich zurück und rannte davon. Ich konnte noch hören, wie er mit etwas nachrief, was ich jedoch nicht verstand. Unterwegs stolperte ich fast über Viviane, die mich anhielt und der ich die ganze Geschichte und schließlich stotternd meinen Traum erzählte. Sie war nicht so entsetzt wie ich, sondern beruhigte mich. Da fiel mir das tote Mädchen wieder ein.
»Ob sie an der alten Mühle liegt?«, fragte ich Viviane.
»Ist dein Hund ein Knochengerippe?«, fragte meine Freundin im Gegenzug.
Ich schüttelte den Kopf.
»Es war nur ein Traum, zugegebenermaßen ein sehr gruseliger, aber manchmal ist das Leben so wie im Traum. Life imitates dream, oder so ähnlich. Wenn es dich beruhigt, können wir ja bei der alten Mühle nachsehen.«
Ich nickte.
    Daraufhin gingen wir zusammen den schmalen Weg hinter dem Clubhaus hinaus auf die Felder. Es war stockduster mittlerweile. Im Licht des Dorfes sah ich, wie meine Schwester Pedro anmachte und er es sich gefallen ließ. Aber es interessierte mich nicht. Ich blickte nach vorn, wo in einer kleinen Senke, umgeben von grünen Wiesen und Birkenwäldern, die Ruinen einer alten Mühle im Mondschein schimmerten. Wir sprachen wenig während des Weges, immer darauf bedacht, uns nicht die Fußknöchel in den Ackerfurchen zu verdrehen oder in der Erde stecken zu bleiben.
An der Mühle angekommen sprangen wir über einen schmalen Bach, der vor vielen Jahren mal die Mühle angetrieben haben musste, aber jetzt kaum noch Kraft hatte. Die permanente Bewässerung der Felder hatte ihm das Wasser abgegraben, im wahrsten Sinne des Wortes. Er war nur noch ein schwaches Rinnsal, das man mit einem kurzen Sprung einfach überqueren konnte.
Wir untersuchten jeden Zentimeter im näheren Umkreis der alten Mühle, aber wir fanden keine Kinderleiche.
»Bist du nun beruhigt?«, fragte Viviane müde.
Ich nickte. »Ja, bin ich. Es war nur ein Traum.«
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, ein bleiches Mädchen in einem hellen Kleid im Wald stehen zu sehen, doch nur einen Augenblick später war sie verschwunden. Ich sagte nichts zu Viviane. Schweigend kehrten wir ins Dorf zurück.
     

Der gehörnte Adam
     
    Sie fanden die Kleine am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang.
Viviane rief mich an und erzählte mir, dass der alte Eberhard am Morgen den Körper entdeckt und die Polizei gerufen hätte. Steffen, der Polizist, wiederum hatte versucht, den Bürgermeister zu erreichen und dabei Vivianes Mutter erwischt. Die versuchte ebenso erfolglos, Leif an den Apparat zu bekommen, während Viviane sofort mich alarmierte.
Wir beide liefen nun eilig die Dorfstraße entlang, um nachzusehen, ob das Mädchen tatsächlich wie das aus meinem Traum aussah, als uns Leifs Lieferwagen entgegenkam. Wir winkten und bedeuteten ihm anzuhalten, woraufhin er stoppte und ausstieg. Er sah aus, als hätte er die Nacht in Moosberg oder in einem Bunker ohne Wasser, Kamm und

Weitere Kostenlose Bücher