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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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provisorische Garderobe eingerichtet. Ein Tageslichtfluter beleuchtete einen Tisch, auf dem Schminkutensilien aufgebaut waren. Eine kleine, rundliche Frau mit blondem Pagenkopf kam mir entgegen.
    „Hallo“, sagte sie freundlich und streckte mir die Hand entgegen. „Ich bin Annette, deine Stylistin.“
    „Freut mich. Anna.“
    Ich nahm unter dem Strahler Platz, und sie begann, mit ihren Farben zu hantieren.
    „Was wird das für ein Shooting?“, erkundigte ich mich. „Sehr modern, nehme ich an?“
    „Ja“, sagte sie. „Die Kleider sind von Black Asylum, kennst du die?“
    „Nein – nie gehört.“
    „Ein Techno-Gothic-Label aus London. Sie bauen gerade einen deutschen Vertrieb auf und brauchen eine neue Fotostrecke. Du hast übrigens einen Shooting-Partner. Sein Name ist Animal.“
    „Oh, super.“
    Ich heuchelte Begeisterung. In Wirklichkeit wusste ich nicht, ob ich mich bei einem Partnershooting gut anstellen würde. Ich war sicher mit mir selbst genug beschäftigt. Meine Erfahrungen waren vierzig Jahre alt, und auch damals war ich Gelegenheitsmodel und kein Vollprofi gewesen. Ich begann, die Aktion zu bereuen. Ich hatte ein bisschen über den Laufsteg schweben wollen, hübsche Kleider tragen, Applaus und Blumen entgegennehmen. Ich hatte nicht in einem Abbruchhaus mit einem wildfremden Kerl auf Betonbrocken posieren wollen.
    Aber nun saß ich schon da, und Annette toupierte und zerzauste meine Haare. Sie verwendete mindestens eine Dose Haarspray, um meinen neuen Look zu festigen. Dann schminkte sie mich: blasser Puder, schwarze Augen, ein blutroter Mund. Inzwischen suchte Silke auf einem fahrbaren Garderobenständer meine Outfits zusammen: Lack, Leder, schwarze Spitze, dazu Plateaustiefel mit Zehn-Zentimeter-Absätzen. Mir war klar, dass ich diese Fotos in meinem Studenten-Bekanntenkreis eher nicht herumzeigen würde.
    Gehorsam zog ich mich an. Silke half mir mit den Schnürungen und Reißverschlüssen. Es gab keinen Spiegel in dieser improvisierten Garderobe, aber der Blick an mir hinunter zeigte mir, dass ich sehr aufreizend aussah – wenn man eine Schwäche für Fetischmode hatte. Wir waren gerade fertig, als ein junger, schlaksiger Mann unter der Tür erschien.
    „Können wir?“
    Ich nickte und stakste ihm auf meinen Plateaus hinterher. Annette folgte mir, im Arm die Haarspray-Dose und ein Täschchen mit Utensilien zum Nachschminken.
    Es ging schräg über den Gang in einen großen Raum, der zumindest vernünftig ausgeleuchtet war. Hier erwartete mich ein Set: eine medizinische Liege und ein Blechschrank auf Rollen, daneben ein Tisch mit verschiedenen Utensilien: Verbandscheren, ein Stethoskop, sogar eine große Spritze.
    Ein Typ mit pockennarbigem Gesicht kam mir entgegen, im Mundwinkel eine Zigarette, an der eine Aschesäule hing.
    „Marc Ray“, stellte er sich mit amerikanischem Akzent vor. „Ich fotografiere dich heute. Du siehst gorgeous aus.“
    „Danke“, sagte ich.
    Der schlaksige Junge war offenbar Assistent und Beleuchter, denn er machte sich sofort an der Technik zu schaffen.
    Zuletzt lernte ich meinen Shooting-Partner kennen: ein junger, tätowierter Kerl, den man in ein Punkrock-Outfit gesteckt hatte. Er hatte halblange, dunkle Haare und einen muskulösen, rasierten Oberkörper unter einem ärmellosen, zerrissenen Netzshirt.
    „Hi“, sagte er. „Ich bin Animal.“
    „Freut mich“, log ich. Er war hübsch, aber ich hasste ihn. Ich wusste nicht, warum. Hoffentlich musste ich keine Leidenschaft mit ihm spielen.
    Marc Ray hängte sich seine Kamera um.
    „Und los geht’s. Setz dich auf die Liege, Animal. Und jetzt zieh Anna zu dir runter.“
    Animal ging in Pose, packte mich an den Schultern und zog mich auf sich. Ich stemmte meine Hand unter sein Kinn und drehte mich weg zur Kamera. Ich wollte nicht, dass der Kerl mich anfasste. Gleichzeitig lief mir eine brutale Erregung wie rotes Feuer durch die Adern. Ich hätte mich an seinem Blut berauschen können.
    Ich rief die Wölfin zur Ordnung und spielte weiter mit, kletterte über Animal und stieß ihn rücklings auf die Liege. Ich packte ihn an seinem Netzshirt, dass die Nähte krachten, und zog ihn zu mir hoch. Als er meine Taille umfasste, spürte ich seinen warmen Atem in meinem Gesicht und hätte am liebsten gekotzt. Ich presste meine Hand gegen sein Gesicht und bog den Rücken durch, und die ganze Zeit wurde ich von dem Klick, Klick der Kamera begleitet.
    „Gib's mir ruhig“, keuchte Animal. „Ich stehe da

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