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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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Getränkeautomaten.
    „Es ist nicht, wonach es aussieht! Der Automat in der Mensa ist kaputt.“
    „Du könntest dir nicht einfach ein Getränk von zu Hause mitbringen?“
    „Da denke ich nie dran.“
    Er zog den Arm aus dem Automaten und richtete sich auf.
    „Wie geht’s dir, Anna?“
    „Gut, und dir?“
    „Beschissen.“
    „Hm, ja. Danke für die Info.“
    „Ich weiß nicht, was ich machen soll.“
    Er sah mich aus großen, bittenden grünen Augen an. Sein Haar stand mal wieder in alle Richtungen ab, ich wusste mittlerweile, dass das eine Laune der Natur war, kein modischer Trick. Ich wollte meine Finger in diesem sinnlichen Durcheinander vergraben und ihn küssen, bis uns die Luft wegblieb.
    „Ich habe dir gesagt, was du machen sollst. Nämlich nichts.“
    „Aber es fühlt sich so falsch an.“
    „Deine Beziehung zu Alexa?“
    „Ja. Nein. Ich weiß nicht... Irgendwie schon, aber...“
    Ich trat an ihn heran und schlang die Arme um ihn, so geschwisterlich ich konnte. Sein warmer Körper unter dem verwaschenen Sweatshirt triggerte mich. Ich konnte sein Blut riechen, seinen Schweiß, sein Begehren, vermischt mit einem schwachen Geruch nach Zigaretten und Rasierwasser. Er umklammerte meine Schultern und atmete in mein Haar.
    „Das hilft nicht, Anna. Das hilft nicht.“
    „Ich weiß.“
    Ich ließ ihn los. Mein Körper kribbelte.
    „Ziehst du mir eine Cola?“
    „Mit Zucker?“
    „Genau.“
    Er griff wieder tief in den Automaten und rüttelte daran herum, während ich daneben stand und seinen hübschen Po bewunderte. Da kam Alexa um die Ecke.
    „Hey Anna – was machst du so?“
    „Ich stehe Schmiere.“
    Ich grinste und deutete auf Sam. Alexa lachte.
    „Ah, alles klar. Mir auch eine, mein Herzblatt – eine light?“
    „Bin ich euer Butler, oder was“, murrte Sam gespielt missmutig, zog aber das Gewünschte aus dem Automaten.
    „Hier.“ Er drückte mir meine rote Cola in die Hand. „Dein Anteil an der Beute.“

    Wir stießen mit den Plastikflaschen an und tranken einen Schluck, bevor wir uns in unsere verschiedenen Veranstaltungen aufteilten. Sam und Alexa gingen Arm in Arm davon, und ich zwang mich, ihnen nicht hinterherzusehen.

    Das Setting meines ersten Shootings begeisterte mich nicht sonderlich. Ich bin altmodisch; ich möchte auf Fotos hübsch aussehen. Das hier war eine Industriebrache: eingeschlagene Fensterscheiben, abblätternder Putz, Graffitti-Schmierereien. Zum Haupteingang führten drei bröckelnde Stufen. Direkt daneben krallte sich ein vertrockneter Busch in eine Betonritze. Hier würde man keine hübschen Modefotos schießen. Hier würde vielmehr ein supermoderner Fotograf sich selbst verwirklichen, während ich mich mit grellem Makeup und schrillen Klamotten vor einer Betonwand verrenkte.
    Dass es viel, viel schlimmer kommen würde, konnte ich nicht ahnen.
    Ich überlegte kurz, ob ich wieder nach Hause fahren sollte, aber wie gesagt, ich bin ein altmodisches Mädchen, und deshalb halte ich mich an Absprachen. Außerdem war das Ponymädchen aus der Agentur dabei, Silke, und hielt mir die quietschende Eingangstür auf. Ich wollte nicht, dass sie Ärger bekam, also ging ich mit.
    Erst, als ich auf einem rostigen Schild das Wort „Chirurgie“ entzifferte, begriff ich, dass wir uns in einem alten Krankenhaus befanden. Es musste schon seit zwanzig oder dreißig Jahren leer stehen. Der Wind pfiff durch die leeren Fensterhöhlen. Putz blätterte von der Wand und wurde von Schimmel überwuchert. Betonbrocken und Steinchen knirschten unter meinen Schuhen, als wir einen langen Gang nach hinten gingen. Links und rechts führten Türen in die ehemaligen Krankenzimmer. Silke führte mich an einem leeren Aufzugschacht vorbei in ein Treppenhaus. Dort stiegen wir nach unten. Hier brannte nur die grüne Notbeleuchtung, die so gut wie kein Licht gab.
    „Aber den Hals brechen soll ich mir nicht?“, murrte ich.
    „Wir sind gleich da“, sagte sie und lächelte unsicher.
    Am Fuß der Treppe war eine breite Tür aus Sicherheitsglas. Daneben hing eine Klingel an dünnen Strippen aus der Wand. Auf der Tür waren schwarze Buchstaben aufgeklebt, die halb abgeblättert waren.
    P A T H L O I E
    Ich atmete tief durch. Der Geruch von nassem, schimmeligem Beton stach mir in die Nase.
    Hinter der Tür waren Stimmen. Ein Stromgenerator ratterte, und Licht fiel aus mehreren Räumen.
    Vorsichtig stieg ich über eine Pfütze und folgte Silke, die mich in einen Raum winkte. Hier hatte man eine

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