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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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seiner 25-jährigen Dienstzeit schied er als Proreta aus.«
Rheinberg kannte sich mit den römischen Dienstbezeichnungen mittlerweile so weit aus, um zu wissen, dass dies auf einer Kriegsgaleere eine durchaus wichtige Stellung war, die man sich durch Befähigung erwerben musste.
»Er schied aus und ließ sich in der Nähe von Ravenna nieder. Er hatte schon vorher eine Familie gegründet, und diese genoss aufgrund seines Dienstes das römische Bürgerrecht. Er heiratete damals ein Mädchen aus Gallien, meine Großmutter. Und in dem Moment, in dem er in die Flotte eintrat, suchte er sich einen römischen Namen und legte seinen alten ab.« Rheinberg sah Africanus an. »Wie hieß er denn, bevor er in die Flotte eintrat?« »Er hieß Benipe, Sohn des Nakhti. Sein Name bedeutet ›Eisen‹, und es konnte keinen treffenderen Namen geben, denn nur so hat er es so weit gebracht.« Rheinberg lächelte. »Lass mich raten – als er dich als kleiner Junge auf seinen Knien geschaukelt hat, hat er dich nicht Aurelianus genannt, oder?«
Für einen Moment schien es, als sei Africanus verlegen. Die Erinnerung an seinen Großvater, den er offenbar sehr verehrt hatte, schien eine sentimentale Saite in ihm zum Schwingen zu bringen.
»Nun«, antwortete er und räusperte sich. »Er nannte mich Wakhashem.«
»Und das bedeutet?«
Africanus' Verlegenheit wurde nun offensichtlich.
»Kleiner Narr.«
Rheinberg lachte und schlug seinem Kameraden auf die Schulter.
»Dann lass uns sehen, dass wir es noch heute bis Sirmium schaffen, kleiner Narr.« Africanus verzog das Gesicht. »Jan, du hast noch nie ein Schwert zwischen den Rippen gehabt, oder?« »Bei Gott, nein!« Der Trierarch lächelte gequält. »Dann pass auf, wie du mich nennst …«

31

    »Ich freue mich, dass wir die Gelegenheit haben, unter vier Augen zu sprechen!«
Von Klasewitz lächelte dem Priester zu und schaute sich um. Nach dem Gottesdienst, den die Geiseln hatten absolvieren dürfen, war der Gesandte des Bischofs auf ihn zugekommen und hatte ihn um eine kleine Unterredung gebeten. Der Gottesdienst selbst war in vielen ähnlich dem gewesen, was von Klasewitz aus seiner Zeit kannte, und in manchem doch anders. Es hatte eine Lesung gegeben, eine Predigt, aber kein Fürbittengebet. Zwar hatte es einige wenige Gesänge gegeben, diese hatten jedoch mit der Kirchenmusik, die er kannte, wenig zu tun gehabt, und die Gemeinde hatte auch nicht mitgesungen. Der Gottesdienst hatte lang gedauert, fast zwei Stunden, und war damit ermüdend gewesen. Dennoch hatte der Adlige das Gefühl gehabt, sehr eng an den Wurzeln dessen gewesen zu sein, was er in seiner Zeit als modernen Katholizismus erlebte. Petronius, der die Gruppe in den Gottesdienst begleitet hatte, war nicht müde geworden, die Geiseln davor zu warnen, eine Messe der Arianer zu besuchen. Dort verlaufe der Gottesdienst zwar beinahe identisch, erklärte er säuerlich, die grundlegenden Überzeugungen, auf denen er fußen würde, seien dagegen durchweg häretischer Natur.
»Setzen wir uns!«
Die kleine Kapelle, in die sie sich zurückgezogen hatten, war menschenleer. Die dicken Mauern und die massive Holztür, die Petronius fest hinter sich zugezogen hatte, garantierten, dass ihr Gespräch ungestört bleiben würde. Von Klasewitz war neugierig, was der bischöfliche Gesandte mit ihm zu besprechen hatte.
»Der Gottesdienst schien Euch beeindruckt zu haben«, eröffnete Petronius das Gespräch.
»Er erinnerte mich in vielen Belangen an die Messen aus meiner Zeit«, gab von Klasewitz zu. »Hier liegen tatsächlich die Wurzeln der Kirche, die ich auch kenne.«
»Mehr als tausend Jahre in der Zukunft, wenn ich das richtig verstanden habe? Ich bin beruhigt, das zu hören. Es zeigt, dass unser Kampf für den richtigen Glauben und die ewige Kirche nicht umsonst sein wird, und dass all das, was heute Gültigkeit hat, wahrhaft epochalen Charakter hat.«
Von Klasewitz konnte dem nicht widersprechen.
»Aber das ist auch ein guter Beginn bezüglich dessen, worüber ich mich mit Euch austauschen wollte.«
»Es geht sicher um unser Schiff und unsere Absichten«, mutmaßte von Klasewitz.
Petronius wiegte den Kopf. »Ja und nein, ja und nein. Erst einmal geht es mir um Euch.«
»Um mich?«
»Sicher. Ich habe den Eindruck, dass diese höchst seltsame Reise durch die Zeit, die Eure Mannschaft erlebt hat, nur schwer zu verstehen und zu akzeptieren ist. Und damit rede ich nicht bloß von uns Römern, da ist der Fall offensichtlich. Ich meine euch Besucher

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