Die Ankunft
– und deren Anführer, Männer wie Ihr.«
»Es ist verwirrend und vielleicht manchmal sogar beängstigend«, gab der Erste Offizier vorsichtig zu.
»Nicht wahr? Um so mehr sollte es unsere Aufgabe als eure Gastgeber sein, Trost und Zuspruch zu spenden. Egal, welche Epochen uns auch trennen mögen, so haben wir doch etwas, das uns verbindet – Ihr habt es eben erst selbst erwähnt. Es ist der Glaube. Der wahre Glaube. Der richtige Glaube. Der einzige Glaube.«
»Das ist wahr«, meinte von Klasewitz. »Es ist etwas Vertrautes in fremder Umgebung. Daran wurde ich heute mehrfach erinnert. Das ist durchaus beruhigend für mich.«
»Und für mich«, erwiderte Petronius erfreut lächelnd. »Denn es zeigt mir in der Tat, dass ihr nicht alle wilde Dämonen seid, sondern Christenmenschen, wenngleich …
»Wenngleich?«, hakte von Klasewitz nach.
»… wenngleich nicht alle von gleicher Standfestigkeit und Reinheit der Überzeugungen, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Dem kann ich kaum widersprechen. Ich versichere Euch aber, dass dies nicht für alle gilt, ja, ich will annehmen, nur für eine Minderheit der Unsrigen.«
Petronius nickte eifrig. »Ich möchte Euch gerne glauben. Doch habe ich den Eindruck, dass diese Minderheit sehr einflussreich ist an Bord Eures Schiffes – und prominent vertreten in der Person Eures Trierarchen, der sich nunmehr wohl schon beim Kaiser befinden dürfte.«
»Ich bin mit ihm nicht immer einer Meinung, so viel steht fest«, gab von Klasewitz zu. »Er ist ein Mann einsamer Entschlüsse und folgt meinem Rat weniger, als ich es mir wünschen würde.«
Petronius machte ein bekümmertes Gesicht. »Das ist bedauerlich, beginne ich doch bereits zu erahnen, wie viel Weisheit ihm dadurch entgeht. Und zeichnet sich der wahre Anführer nicht aus, indem er die Meinungen seiner Schutzbefohlenen einholt und sorgsam abwägt.«
Von Klasewitz schnaubte. »Rheinberg meint, alles besser zu wissen, und ist Argumenten gegenüber unzugänglich!«, brach es aus ihm hervor. Er fühlte sich vom Priester verstanden und hielt mit seiner Meinung nicht mehr hinter dem Berg. Der freundliche Blick des Petronius und seine angenehme Art, von Klasewitz zuzuhören, taten das Ihre. Es gab für den Adligen kein Halten mehr und er ließ seiner Frustration freien Lauf, redete mit lauten Worten, gestikulierte heftig. Beispiele an Beispiele reihte er, berichtete von Demütigungen aus Händen Rheinbergs, vom Spott und dem Unverständnis.
»Und all das Euch, einem Mann von Adel!«, war einer der typischen Einwürfe des Priesters, mit dem er noch Salz in die Wunden streute. Von Klasewitz' Empörung fand Verständnis, ja teilnehmende Sorge, und es war, als könne der Priester den Schmerz über die Zurücksetzung und den Mangel an Respekt, der dem Ersten Offizier entgegengebracht wurde, wirklich nachvollziehen. Für den Adligen war dies ein befreiender Moment, in dem er sich alles von der Seele reden konnte. Er merkte gar nicht, wie die Zeit verging, so sehr hatte ihn die Rage erfasst und so bereitwillig und geduldig lauschte Petronius seinen Worten, selbst dann, als er sich zum Ende hin zunehmend zu wiederholen begann.
Es wurde dunkel. Als Petronius ihn mit dem Geleit einiger Fackelträger zurückbrachte, war von Klasewitz erschöpft. Zum Schluss hatte der Priester begonnen zu sprechen, erst langsam und gesetzt, dann schneller und intensiver. Er hatte vieles von dem aufgegriffen, was der Adlige gesagt hatte, doch es in ein anderes Licht gestellt. Von Klasewitz schwirrte ganz der Kopf. Das Gefühl, verstanden zu werden, blieb jedoch stark in ihm. Der Priester hatte begonnen, seinem Leben in dieser Zeit eine neue Perspektive zu geben. Die Tatsache, dass er nicht mehr zurück in seine Zeit konnte, rückte etwas in den Hintergrund. Aufgaben, ja Herausforderungen, und Anerkennung, sozialer Aufstieg, all dies schien gar keine so üble Vorstellung zu sein. Petronius hatte ihm einen Blumenstrauß vorgelegt, aus dem er sich wunderbare Blumen aussuchen konnte, und eine duftete lieblicher als die andere. Manche hatten Dornen, aber war er dafür nicht Soldat und von Adel, dass er bereit war, Risiken einzugehen und Ungemach zu überstehen?
Als sie die Villa erreicht hatten, ergriff von Klasewitz Petronius Unterarm.
»Wir müssen dieses Gespräch fortsetzen! Gleich morgen!«, sagte er drängend. Der Priester nickte, machte keine Anstalten, sich aus dem Griff zu befreien.
»Wir werden sprechen, mein Freund«, sagte er und es klang wie viel mehr als
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