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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Soldaten bedeutete, zu schweigen. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm, diesmal handelte es sich allerdings um eine Gefahr, die unerklärlich war.
Aber Gefahr, das war es, was dieses Schiff ausstrahlte, aus dessen kurzen, dicken Masten, Schornsteinen gleich, Rauch quoll. Es musste aus Metall bestehen, aus Eisen oder Bronze, der Art nach zu urteilen, wie einiges in der Sonne schimmerte. Weiter besaß es einen mächtigen Rammsporn von so großer Kraft, dass sich Aurelius absolut sicher war, dass die Scipio von diesem Monstrum in einem einzigen Anlauf zerbrochen und zerschmettert werden konnte. Er nahm sich vor, dem Fremden diese Gelegenheit nicht zu geben, rief Befehle nach hinten, hörte die bestätigenden Rufe des Sepidus und sah das Nicken des Proreta, der die Taktik seines Trierarchen verstanden hatte. Die Trireme schwenkte um, bot dem anderen Schiff weniger Angriffsfläche und richtete den Bug direkt auf die Breitseite des metallenen Körpers, der nun mehr und mehr für alle sichtbar vor ihnen lag. Das Schiff bewegte sich langsam fort, jedoch ohne sichtbare Ruder oder Segel, und Lucius rief weitere Weisungen. Die Scipio würde den Gegner mittschiffs erreichen, Bug voran, den eigenen Rammsporn direkt auf den Körper des fremden Fahrzeuges gerichtet. Bald würde es für das metallene Monstrum zu spät sein, noch zu wenden und den eigenen Sporn in Stellung zu bringen.
Und jetzt konnte man Menschen auf Deck erkennen. Keine Dämonen oder Seemonster, wie manche hinter vorgehaltener Hand geflucht hatten, keine teuflischen Gestalten, sondern Männer, hochgewachsen, viele in weißes oder graues Tuch gehüllt, die liefen, standen und schauten wie die Männer der Scipio auch. Wer immer dieses Schiff befehligte und woher es auch stammte, die Besatzung bestand nicht aus Metall, sondern aus Fleisch und Blut, und die ermutigenden Kommentare der Marinelegionäre sprangen über das Schiff. Bogen und Pfeile wurden bereitgehalten, denn ein gut gezielter Pfeil würde diese Seeleute genauso töten wie jeden anderen auch.
Das waren gute Nachrichten. Aurelius fühlte, wie die Beklemmung etwas von ihm wich. Dennoch kam ihm nicht eine Minute der Gedanke, er müsse friedlichen Kontakt mit diesem Meeresmonstrum herstellen – es wirkte in jeder Hinsicht so bedrohlich, so fremd. Es war fast wie ein Reflex, und ein Blick in die Gesichter seiner Männer zeigte, dass es ihm nicht allein so ging. Was immer dieses Schiff war, es konnte sich nur um eine Gefahr handeln, um eine Gefahr für die Scipio und für Rom, und dieser mussten sie sich entgegenstellen.
Dort drüben herrschte nun Aufregung. Aurelius lächelte unmerklich, als er das Durcheinander auf dem Deck des Fremden beobachtete. Von römischer Disziplin konnten die Herren über das metallene Schiff noch einiges lernen. Ebenso von römischer Taktik: Anstatt das eigene Fahrzeug schnellstens zu drehen und mit dem Rammsporn in Richtung der Scipio zu richten, um entweder einem vergleichbaren Angriff der Trireme zu entkommen oder selbst bei einem Manövrierfehler des Trierarchen den Feind versenken zu können, bot der Gegner der Scipio weiter seine Breitseite an. Lediglich kleine Häuser mit langen Rohren daran drehten sich langsam in Richtung der Trireme.
Männer standen an der Reling des Giganten. Sie winkten und riefen in einer unverständlichen Sprache. Dann vermochte Aurelius einen Mann auszumachen, der sich deutlich von den seltsam betuchten Fremden unterschied: Er sah fast wie ein einfacher römischer Fischer aus.
Er gestikulierte und rief. Die See trug seine Worte davon. Neben ihm standen stumm zwei Männer in dunklem Blau, sie trugen weiße Kopfbedeckungen und in der Sonne blitzten goldene Verzierungen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Fischer entweder ein Gefangener der Fremden war oder ein Verräter. In beiden Fällen war Aurelius verpflichtet, den Angriff zu wagen.
Er hob die Hand. Das vereinbarte Zeichen. Während die Besatzungen der hinteren Ruderbänke nun unter dem stetig hektischer werdenden Spiel des Symphoniacus die Ruder schneller ins Wasser senkten, lösten sich die Besatzungen der vorderen Bänke von den Riemen, eilten auf das Oberdeck und liefen diszipliniert unter dem wachsamen Auge des Secutors zum Heck. Auf dem Weg dorthin liefen sie an Metus und seinen Gehilfen vorbei, ergriffen die bereitgelegten Waffen, dann versammelten sie sich schweigsam direkt beim Gubernator, der die glorreiche Scipio unbeirrbar auf den Leib des metallenen Schiffes zusteuerte. Je

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