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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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als selbst zu Fischfutter zu werden.
»Er wird Hilfe holen!«
»Es gibt nichts, was sich uns hier entgegenstellen könnte«, erklang plötzlich die selbstsichere, ja arrogante Stimme von Klasewitz', der die Brücke betrat und sich in neuer Machtvollkommenheit umsah. Als er erkannte, dass Rheinberg zugegen war, verzog er das Gesicht und fälschte Mitgefühl. »Sie müssen ins Lazarett!«
»Ich bin diensttauglich«, knurrte Rheinberg. »Und ja, es gibt nichts, was sich uns hier entgegenstellen konnte. Deswegen ist von Krautz jetzt ja auch tot, weil er unverwundbar war. Und wir sind alleine in … in einer Zeit, die nicht die unsere ist, und wenn uns die Kohlen, die Schmierfette, die Ersatzteile und die Munition ausgehen, sind wir immer noch unverwundbar. Unverwundbare Zeitreisende in einem metallenen Sarg. Seien Sie nicht zu selbstsicher, von Klasewitz. Wir haben uns, wenn alles schiefläuft, soeben das Römische Reich zum Feind gemacht.«
Er seufzte. Er erinnerte sich an seine eigene, spontane Reaktion und fühlte sich verwirrt, schlecht und schwindlig.
»Und das ist keine gute Sache«, fügte er matt hinzu.
»Sie haben uns angegriffen!«, empörte sich der Adlige.
»Das ist uninteressant«, konterte Rheinberg verärgert. »Seien Sie nicht kurzsichtig. Es ist egal, wer woran schuld ist. Diese Trireme dort wird in Rom berichten, dass hier ein metallenes Monsterschiff im Mittelmeer imperiale Kriegsgaleeren versenkt. Glauben Sie im Ernst, dass die Schuldfrage da irgendeine Relevanz hat?«
»Dann hinterher und es versenken!«
»Das wird das Unausweichliche lediglich hinauszögern. Wir können uns nicht ewig verstecken.«
Von Klasewitz schwieg. Das schien sogar er zu begreifen.
Rheinberg setzte sich schwer, erlaubte Neumann, die feuchte Uniform zu entfernen, seinen Koffer zu öffnen und die zum Glück nur oberflächlichen Wunden zu versorgen. Jemand reichte dem frischgebackenen Kapitän einen Schnaps, den dieser ohne zu fragen und dankbar nahm und in sich hineinstürzte. Das Brennen im Magen belebte seine Sinne und er wartete ungeduldig auf Meldungen, auf die Versorgung seiner Wunden und auf irgendeine Idee, wie er aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte.
Als er sich erhob, hatte sich die Aufregung etwas gelegt. Die zweite Galeere war in der Ferne zunehmend schlecht zu erkennen. Die Verwundungen waren versorgt, und sein Bursche hatte ihm eine frische Uniform gebracht. Rheinberg verließ die Brücke, achtete sorgsam darauf, sowohl Neumann als auch von Klasewitz mitzunehmen, und tauchte auf dem Hinterdeck auf, auf dem die Männer die aus dem Meer gefischten Schiffbrüchigen versammelt hatten. Die Retter in den Booten hatten schnelle und effektive Arbeit geleistet und die im Wasser treibenden Römer aufgefischt. Es hatte keine Probleme gegeben, nicht zuletzt deswegen, weil offenbar die wenigsten der Schiffbrüchigen schwimmen konnten.
Köhlers massive Gestalt stellte sich vor Rheinberg, salutierte, machte Meldung, als wolle der Veteran Rheinberg persönlich demonstrieren, dass er wusste und respektierte, wer jetzt der neue Kapitän an Bord war. Rheinberg reckte sich, salutierte ebenfalls. Alle sollten es sehen. Alle mussten es sehen.
»Wie viele, Köhler?«
»Dreiundvierzig Überlebende. Zwölf davon verletzt. Zwei schwer.«
Neumann bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Er kniete sich neben seine Leute, die sich bereits um zwei still Daliegende kümmerten. Einer wies Verbrennungen auf, der andere Schusswunden. Rheinberg konzentrierte sich auf den Rest. Er sah auf, als ein dunkelhäutiger, muskulöser Mann sich aufrichtete. Seine Kleidung war zerrissen, aber erkennbar teurer als die vieler der anderen Überlebenden. Rheinberg versuchte, in seinen Erinnerungen einen Hinweis zu finden, doch erst als sich Marcus, unverletzt, zu ihm gesellte und ihm ein Wort ins Ohr flüsterte, wusste er, mit wem er es zu tun hatte.
»Trierarch«, war der gehauchte Hinweis gewesen.
Der Kapitän des zerstörten Schiffes.
Rheinberg war ratlos. Der offensichtlich aus Afrika stammende Mann stand hoch erhoben vor ihm, dennoch reichte er Rheinberg gerade bis zum Kinn. Sie starrten sich an, dann salutierte Rheinberg, langsam, exakt, peinlich genau auf Augenkontakt bedacht. Sein Gegenüber erkannte die Geste anscheinend, nickte, setzte selbst jedoch zu keinem Salut an. Er starrte Rheinberg unentwegt an, als suche er nach etwas im Gesicht des Mannes. Er schien es jedoch nicht zu finden.
»Ich bin Jan Rheinberg, der Trierarch dieses

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