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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Freiherrn ab.
»Wie meinen?«
»Laufen wir sogleich aus?«
»Nein, keinesfalls … oder?«
Rheinberg unterdrückte ein erneutes Seufzen.
»Was soll dann Steuermannsmaat Börsen hier? Die Saarbrücken wird frühestens am Donnerstag bewegt, wenn wir zum Kohlen kommen. Das Schiff ist fest vertäut, wir haben noch nicht alle Mann an Bord, inklusive des Kapitäns.«
Von Klasewitz presste die Lippen aufeinander.
»Ich bin der Ansicht, dass wir allzeit bereit sein müssen. Der Feind …«
»… wird heute aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vorbeischauen«, vervollständigte Rheinberg den Satz. »Der einzige Maat, den wir auf der Brücke gebrauchen könnten, wäre vielleicht ein Signalmaat. Den sehe ich aber nicht. Dafür jemanden, der stocksteif ein Steuerrad umklammert, als würde es runterfallen, wenn er es losließe.«
Börsen stieß ein beinahe unhörbares Stöhnen aus. Rheinberg bewunderte ihn für seine Selbstbeherrschung. Der Maat war ein guter Mann. Es war eine Schande, dass er von seinem Zweiten Offizier zu dieser Farce gezwungen wurde.
»Börsen, Sie können gehen«, erlöste Rheinberg den Mann schließlich. Er wartete gar keine Bestätigung des Befehls ab, sondern wandte sich zusammen mit dem Maat ab und verließ die Brücke, von Klasewitz alleine zurücklassend.
Der Freiherr starrte ihm nach. Seine Hände ballte er zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten.
Er sagte nichts.

    *
    Jan Rheinberg hatte gehofft, Infanterie und Kohlen getrennt an Bord nehmen zu können. Wie immer klappte es nicht exakt so, wie es geplant war. Genau drei Dinge passierten gleichzeitig: Nachdem die Saarbrücken an die Kohlenzunge verlegt worden war und die Kohlenkräne begonnen hatten, die schweren Bündel aufs Deck zu verholen, hatte der diensttuende Signalmaat aufgeregt nach Rheinberg verlangt. Der Erste Offizier war auf die Brücke gestürmt, in der unheilvollen Erwartung, dass sich eine der schweren Lasten vom Kran gelöst und auf das Deck gekracht sei, was leider hin und wieder vorkam und mitunter auch jemanden ernsthaft verletzen konnte. Zum Glück bestätigte sich diese Vermutung nicht. Sehr viel angenehmer war die Alternative allerdings nicht.
»Die Infanterie!«, meldete der Maat und wies auf das Ufer. In der Tat. Einen Tag später als angekündigt marschierte das Heer an, in vollem Gerödel. Immerhin, man stürmte nicht gleich an Bord. Als sich ein kleiner, stämmiger Mann von der Meute löste und zielstrebig auf das Fallreep zusteuerte, wusste Rheinberg, dass es sich nur um Hauptmann Becker handeln konnte. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits, wie die kohlenstaubbedeckte Mannschaft die makellos aufmarschierten Infanteristen mit breitem Grinsen durch das kohlenstaubbedeckte Schiff schleusten und Letztere hinterher aussahen, als hätten sie Dienst vor den Kesseln gemacht.
»Wo ist der Diensthabende?«
»Oberleutnant Joergensen ist unten, das Verstauen der Kohle überwachen.«
Rheinberg seufzte. Ebenfalls noch nicht aufgetaucht war der neue LI, Marine-Oberingenieur Dahms, dessen Aufgabe das eigentlich sein sollte. Gerade wollte er die Brücke verlassen, um Becker entgegenzukommen, als er einen Wagen vorfahren sah. Rheinberg presste die Augen zusammen und sogleich entrang sich ihm ein tiefes Aufseufzen. Aus dem Wagen stieg, ein wenig wackelig auf den Beinen, Kapitänleutnant Harald von Krautz, der kommandierende Offizier der Saarbrücken, der eigentlich erst für heute Abend angekündigt war. Er hatte es wohl nicht mehr in der Obhut der Krankenschwester ausgehalten, was Rheinberg ihm nicht einmal verübelte. Aber seine Rückkehr kam ungelegen, eigentlich sogar sehr. Aus seinen Augenwinkeln sah er das Grinsen des Signalmaates, der dem Aufeinandertreffen der drei Offiziere offenbar eine amüsante Seite abgewinnen konnte. Rheinberg verkniff es sich, ihn deswegen zurechtzuweisen. Schadenfreude war immer noch die ehrlichste Freude, und zwar auch dann, wenn er das Objekt derselben war.
Rheinberg eilte den Männern entgegen. Becker und von Krautz hatten gleichzeitig die Wache am Fallreep erreicht, als er sich ebenfalls an Land schwang. Für einen Moment sahen sich die drei Männer sprachlos an. Becker machte den Mund auf, als von Krautz vor ihm das Wort ergriff.
»Meine Herren, mir scheint, wir haben hier eine kleine Feier.«
»Herr Fregattenkapitän«, erwiderte Rheinberg. »Es kommt alles ein bisschen ungünstig …«
Von Krautz lächelte. »Ich hoffe, Sie meinen damit nicht mich?«
Rheinberg lief etwas rot an. »Natürlich

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