Die Ankunft
wollte. Und jetzt musste er.
»Nun«, murmelte der rundliche Römer schließlich, als er den letzten Bissen verschluckt hatte. »Das ist keinesfalls völlig absurd, was Ihr da vortragt, Rheinberg. Nicht, dass ich mir über derlei bisher viele Gedanken gemacht habe – sicher nicht so viele wie mein Freund Symmachus hier, der das sicher von einer etwas anderen Warte heraus betrachtet. Doch Eure Worte klingen überzeugend. Erneut aber muss ich sagen, was auch immer wir hier vorhaben, wir müssen für alles erst mal das Ohr des Kaisers gewinnen, und der hat zurzeit ein Problem.«
»Er hat zwei Probleme, eines kennt er nur nicht«, ergänzte Rheinberg. »Sagt Euch der Name Magnus Maximus was?«
»Sicher«, erwiderte Renna. »Der Militärpräfekt von Britannien, ein fähiger General. Ihr … er ist derjenige, der nach dem Purpur greifen wird?«
»Noch schlimmer: Nicht nur, dass er einen Bürgerkrieg auslöst, Gratian tötet und erst nach Jahren durch Theodosius besiegt wird, er wird sich an religiösem Fanatismus auch durch den Kaiser nicht übertreffen lassen, allein schon, um seine Anerkennung zu erlangen. Egal, was man über Theodosius sagt, jedenfalls hat er Maximus nie anerkannt und immer eine gewisse formale Treue zum Hause des Valentinian bewiesen, vor allem wohl deswegen, weil er seine Krone aus den Händen Gratians empfangen hatte und mit ihm gut zusammengearbeitet hat. Daran ist Maximus letztendlich auch gescheitert. Aber dies war ein Bürgerkrieg, der das Reich mehr geschwächt hat, als der Angriff der Goten, der jetzt zum Tode Valens geführt hat.«
»Noch wissen wir nicht, ob Ihr damit recht habt«, warf Michellus ein. Rheinberg neigte den Kopf. Darauf gab es nichts zu sagen.
»Wie dem auch sei«, nahm Renna nun den Faden auf. »Gratian wird sich nur überzeugen lassen, wenn Rheinberg etwas gelingt, was ihm für uns mit dem Sieg über Claderius gelungen ist: Er wird ganz einfach seine Nützlichkeit unter Beweis stellen müssen.«
»Das ist korrekt«, bestätigte der Kapitän. Er wusste, was jetzt kam. Becker würde begeistert sein.
»Ihr habt ein großes Schiff, doch das wird im Kampf gegen die Goten nicht helfen.«
»Es wird. Es kann schnell Truppen bewegen.«
»Zu wenige Truppen.«
»Keine Legionäre. Meine Soldaten. Wenn Gratian zustimmt, werde ich sie binnen weniger Tage in den Osten bringen, dahin, wo es nötig sein sollte. Oder ich lasse sie zusammen mit römischen Truppen über Land marschieren, alles, was dem gegenseitigen Vertrauen dienlich ist. Sie können sich mit dem Rest der oströmischen Armee den Goten entgegenstellen, während Gratian vom Westen langsam weiter vorstößt. Oder …«
»Oder?«
»Oder wir lösen das Gotenproblem auch ohne die Armee des Westens.«
Renna musterte Rheinberg kritisch.
»Wie viele Männer habt Ihr unter Waffen?«
»Die Zahl ist nicht wichtig«, wiegelte Rheinberg ab. »Es sind die Waffen, die hier zählen.«
»Und die sind allem überlegen, was wir kennen«, bestätigte Renna. »Ich überlege mir gerade, was diese Waffen gegen eine Formation von Goten ausrichten können. Das Ergebnis müsste verheerend sein.«
»Die Goten werden lernen und sich anpassen – aber die erste Schlacht wird eine völlige Überraschung und ist daher die entscheidende«, ergänzte Rheinberg. Er wollte nicht ins Detail gehen, was Beckers Kompanie mit den vier MG 08 anfangen konnte, wenn man damit eine Horde heranstürmender Barbaren aus sicherer Stellung bekämpfen konnte – es würde ein Gemetzel werden, und eines, das die überlebenden Angreifer niemals vergessen würden. Natürlich: Eine Armee von 20 000 Kriegern gegen vielleicht 200 deutsche Soldaten würde bei entsprechender Entschlossenheit zur Niederlage der Soldaten führen, wenngleich auch unter massiven Verlusten der Angreifer. Allerdings würde es nie so weit kommen. Die Moral der Angreifer, durch einen scheinbar unsichtbaren Fleischwolf gedreht, würde sehr schnell zusammenbrechen – und dann war es wieder Zeit für Diplomatie.
Es musste nur alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammenpassen. Um dies zu erreichen, benötigte er die Hilfe der Römer, und er selbst musste ebenfalls zur Stelle sein, um den Sieg in Einfluss und Unterstützung bei Hofe umsetzen zu können. Rheinberg stellte mit Entsetzen fest, dass sein Plan eine parallele Taktik an zwei sehr weit voneinander entfernten Orten erforderte, ein Vorhaben, das selten genug erfolgreich war.
»Kommunikation«, murmelte er abwesend. »Ich brauche die Möglichkeit der
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