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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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ersparen. Unlängst hatte er bereits Dahms darauf hingewiesen, dass die Schiffsjungen einem stärkeren Lernregiment zu unterziehen seien, da sie jetzt jedes Besatzungsmitglied als kostbare und unersetzliche Ressource zu betrachten hatten. Im Gegensatz zu den Römern kannten sich die Jungs auf dem Schiff bereits aus. Sie konnte man gut weiter ausbilden, doch dafür mussten sie stärker als bisher vom Dienst freigestellt werden.
Und das musste gerade auch für den jungen Fischersohn gelten.
»Du sollst als Schiffsjunge auf meinem Schiff anheuern«, sagte Rheinberg. »Du sollst bei Dahms dienen, er und seine Männer sollen dir die Maschine beibringen. Sie fangen ganz am Anfang an. Du musst Mathematik lernen und Geometrie. Das ist ziemlich anstrengend.«
Rheinberg merkte sofort, dass er Marcellus unterschätzt hatte. Sein Vater winkte ab. »Herr, ich habe meinen Sohn zu den besten Lehrern geschickt, die ich mir habe leisten können. Er konnte nicht durchgehend zur Schule gehen, nur, wenn wir das Geld hatten, dennoch er hat einiges an Mathematik gelernt. Er kann rechnen bis 10 000, und er kann lesen und schreiben. Er weiß eine Menge, er muss lediglich hin und wieder zum Lernen ermuntert werden.«
»Nicht hier, Vater. Hier werde ich freiwillig lernen«, wandte der Junge eifrig ein.
»Das will ich hoffen«, brummte Marcus.
»Das wird er wohl«, beruhigte Rheinberg ihn. »Er soll lernen, aber er wird kein Soldat. Er wird Maschinist. Der erste römische Maschinist. Ich biete ihm eine Zeit von drei Jahren auf der Saarbrücken an. Danach kann er mit alledem, was er gelernt hat, von Bord gehen. Ich zahle in Kost, Kleidung und Logis, und sollten wir an Geld kommen, soll er einen Lohn erhalten. Außerdem verspreche ich, alles zu tun, was ich kann, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Das ist alles, was ich Euch anbieten kann … Marcus … Marcellus.«
Es war deutlich zu erkennen, dass er sowohl die Erwartungen des Vaters wie des Sohnes mehr als erfüllt hatte. Rheinberg winkte Köhler, der sich sofort zu ihnen gesellte.
»Herr Köhler, dieser Junge hier wird in die Mannschaft aufgenommen.«
Der ältere Mann nickte ungerührt und grinste Marcellus unverblümt an. Dieser schaute an dem massiv gebauten Unteroffizier hoch und lächelte eher zaghaft.
»Sie werden für ihn eine Hängematte finden und schauen, ob wir eine Montur für ihn zusammenschneidern können. Er wird als ziviler Lehrling und Schiffsjunge geführt, kein Soldat. Dahms soll jemanden finden, der sich seiner annimmt, und einen Ausbildungsplan aufstellen, das erzähle ich ihm noch selbst. Neumann soll ihm eine Sicherheitseinweisung geben, damit fangen wir an. Eine Rollentafel für ihn. Bringen Sie ihn zu Neumann und sagen Sie ihm schöne Grüße, er soll den Jungen ordentlich mustern und eine Akte anlegen.«
Köhler tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn und ließ eine breite Hand schwer auf Marcellus' Schulter fallen.
»Marcus, Euer Sohn bekommt natürlich Landgang, wenn wir wieder in Ravenna sind. Habt keine Sorge!«
»Die habe ich nicht!«, erwiderte der Fischer, wenngleich sein Blick nicht ganz die Überzeugung ausstrahlte wie seine Stimme.
»Köhler, legen Sie los!«
Marcellus ließ sich ohne Widerstand wegführen. Rheinberg deutete auf den Kai.
»Es tut mir leid, Marcus, aber wir laufen wirklich gleich aus.«
Der Fischer schluckte etwas herunter. »Danke«, sagte er schließlich leise. »Danke.«
»Er wird Euch stolz machen. Er ist ein feiner Kerl.«
Marcus nickte nur und wandte sich ab. Rheinberg sah ihm nach und fragte sich, wie schnell die Kunde von Marcellus' Anheuern in der Stadt die Runde machen würde. Er lächelte. Zumindest bei den Abenteuerlustigen, den Neugierigen, denjenigen, die bereit waren, etwas auszuprobieren und etwas anderes zu wagen, würde diese Nachricht wie eine Bombe einschlagen.
Rheinberg sah zur Brücke hoch und winkte.
Befehle schallten über das Deck, als die Leinen losgemacht wurden.
Es ging nach Spalato.
Es ging zum Kaiser.

27

    Petronius Ascellus hatte alles, was er sich wünschen konnte. Er besaß vor allem drei Dinge, die sein Leben mit Freude und großer Zufriedenheit erfüllten: die Erkenntnis, den wahren Glauben gefunden zu haben, die Gewissheit, dass diese Erkenntnis über alle anderen Ansichten obsiegen würde, und die Tatsache, dass er das Ohr des Erzbischofs hatte, was in solchen Dingen von nicht unwesentlicher Bedeutung war. Diese drei Dinge erfüllten ihn vor allem deswegen mit Zufriedenheit, weil sie ihm

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