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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Arianer inbegriffen – nicht abgeneigt gegenüberstand, hütete sich aber, dies allzu laut zu sagen. Das Ohr des Liberius war ein wertvolles Gut, es galt, dies nicht unnötig aufs Spiel zu setzen.
Der alte Bischof seufzte. »Petronius, geh du hin und kümmere dich darum. Ich beauftrage dich. Berichte Ambrosius, du wirst wissen, was wichtig ist und was nicht. Mir ist das alles zu viel, und du hast mein Vertrauen. Geh, nimm mir diese Bürde ab.«
Petronius verbarg ein triumphierendes Lächeln hinter einer tiefen Verbeugung, als er das Audienzzimmer des Liberius verließ. Den Brief des Ambrosius hatte er aus dessen Händen empfangen und hielt ihn fest an seinen Leib gedrückt.
Er würde sich diese wunderbare Chance der Bewährung nicht entgehen lassen. Liberius war alt und würde bald hinfällig werden. Die Gemeinde Ravennas würde in wenigen Jahren einen Nachfolger wählen müssen. Das Wort des Bischofs von Mailand, so dieser eine Empfehlung aussprechen sollte, hatte in Ravenna großes Gewicht.
Petronius lächelte, als er eilig den Sitz seines Herrn verließ und auf den Hafen zustrebte. Bischof Petronius. Ja, das hatte etwas.

28

    Die Überfahrt verlief ereignislos. Die See war ruhig, die Saarbrücken kam ohne Probleme voran. Rheinberg stand auf der Brücke, als die Konturen von Spalato, oder Salano, wie es in dieser Zeit hieß, am Horizont auftauchten. Diokletian, der große Reformkaiser, der als Militär in einem letzten, umfassenden Versuch die Anstrengung unternommen hatte, das Reich neu zu ordnen, um die Grenzen sicherzustellen, hatte sich hier einen Palast errichtet. In seiner eigenen Zeit, die Rheinberg immer weiter entfernt erschien, hatte dieser Palast die gesamte Altstadt ausgemacht. Diokletian hatte sich dieses gigantische Gebäude errichten lassen, um sich dort zur Ruhe zu setzen. In der Annahme, das Reich sei geordnet, hinterließ er dieses zu gleichen Teilen seinen Söhnen. Doch jene hatten nichts Besseres zu tun, als sogleich nach dem Rücktritt ihres Vaters von seinem Amt – der einzige römische Kaiser, der je freiwillig abgedankt hatte – übereinander herzufallen. So war er gezwungen gewesen, mehrmals schlichtend einzugreifen. Das von ihm geschaffene System zerfiel schließlich und es war Konstantin, genannt der Große, der letztlich die Alleinherrschaft wieder einführte. Diokletian scheiterte auch in seinen umfassenden und brutalen Christenverfolgungen, die den Vormarsch der neuen Religion nicht beenden konnten, und die letztendlich seinen Nachfolger Galerius zum berühmten Toleranzedikt veranlassten, mit dem die Existenz des Christentums faktisch anerkannt wurde und das Galerius' Mitkaiser Konstantin sich zu eigen gemacht hatte.
Ein Edikt, das nach wie vor in Kraft war, und das, wenn Rheinberg nichts dagegen unternahm, von Gratian in einigen Jahren aufgehoben werden sollte – wenngleich unter ganz anderen Vorzeichen: als Präludium zur Verfolgung von häretischen christlichen Strömungen und zur vollständigen Unterdrückung aller anderen Religionen, was zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen führen würde. Auseinandersetzungen, die gerade Westrom massiv schwächen würden, und das in einer Zeit, in der sich das Reich derlei Kämpfe und den damit einhergehenden Verlust umfangreicher Ressourcen im Grunde nicht leisten konnte.
Die Liste der Herausforderungen, so dachte Rheinberg, wurde mit jedem Mal, so er darüber nachdachte, länger und problematischer. Er würde versuchen müssen, ein Problem nach dem anderen anzufassen. Und zuerst musste er seine Nützlichkeit für den Kaiser unter Beweis stellen.
Als die Saarbrücken in den Hafen Salanos einlief, war die Neugierde groß. Die Bewohner der Stadt versammelten sich an der Hafenmauer und starrten voller Verwunderung, jedoch nicht ohne Angst auf das mächtige Schiff, das Rheinberg betont langsam heransteuern ließ. Als Erstes ließ er Africanus sowie die beiden Tribune von Bord gehen, nachdem der Kreuzer festgemacht hatte. Die Tatsache, dass römische Offiziere das Schiff verließen, schien zumindest die Hafenbehörden sichtlich zu beruhigen, und als dann auch noch Senatoren und ihre Dienerschaft an Land gingen, bewaffnet mit Empfehlungsschreiben und Befehlen, verwandelte sich das ängstliche Staunen beinahe in so etwas wie eine Volksfeststimmung.
Für die Mannschaft des Kreuzers galt es, keine Zeit zu verlieren. Noch vor der einbrechenden Abenddämmerung ließ Becker von seinen Leuten Chassis und Karosserie des Lastwagens auf den Pier

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