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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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richtete und dann mitunter kleinere Summen widerwillig den Besitzer wechselten, bestätigten dies. Anschließend veränderte der Wirt die Einträge hinter dem betreffenden Namen, wischte sie aber nicht fort, was darauf hinwies, dass nur ein Teil der Schuld beglichen worden war – gerade genug, um den Wirt zur Ausführung einer nächsten Bestellung zu bewegen.
»Der Wirt braucht bessere Kunden, und mehr davon. Eine Erweiterung der Angebotspalette könnte da helfen«, sagte Behrens und beobachtete nun auch mit wachen Augen seine Umgebung. »Es gibt kein Hinterzimmer. Das ist schlecht, denn wo soll man ungestört etwa um Geld spielen oder einen Anlass feierlich begehen?«
Köhler nickte nur.
»Wie gut ist dein Latein?«, fragte er schließlich.
»Beschissen.«
»Dann besorgen wir uns einen Übersetzer. Africanus kann uns sicher jemanden empfehlen. Und wir kehren noch vor dem baldigen Auslaufen der Saarbrücken hierher zurück. Wir sollten ein ernsthaftes Gespräch mit dem Wirtsehepaar führen.«
»Was willst du vorschlagen?«
Köhler grinste.
»Eine Partnerschaft, die sich für alle als äußerst lukrativ erweisen könnte. Bist du dabei?« »Auf jeden Fall. Meinst du nicht, man wird uns einen Nebenverdienst übel nehmen?« Köhler machte ein unschuldiges Gesicht. »Nebenverdienst?« Er hob den geleerten Weinkrug und winkte einer vorbeihuschenden Bedienung.
»Das ist kein Nebenverdienst, wir erweitern die technologische Basis des Römischen Imperiums zum Wohle unserer Mission und zum Wohle aller römischen Bürger. Wir tun ein zivilisatorisches Werk!«
Ein Schankmädchen kam an ihren Tisch und lächelte sie schüchtern an. Nach Köhlers Einschätzung konnte sie noch keine fünfzehn Jahre alt sein. Der gefüllte Krug stand vor ihnen und sie gossen sich ein. »Dann zum Wohle!«, meinte Behrens und hob seinen Becher. »Du hast es erfasst«, erwiderte Köhler lächelnd. Sie prosteten sich zu.

26

    Entscheidungen flossen wie Wasser den Tiber hinunter. Als die Saarbrücken schließlich auslief, hatten die militärischen Behörden, soweit sie erreichbar gewesen waren, Navarch Renna mit der Administration der neuen Herausforderungen beauftragt – nicht zuletzt deswegen, weil er versprochen hatte, all dies schnellstmöglich vor die Füße des Kaisers zu legen. Die Besatzung der Saarbrücken war weiter angewachsen: Sowohl Senator Symmachus als auch Michellus hatten beschlossen, die Reise nach Sirmium anzutreten, Africanus und zwei Tribune aus dem Stab Rennas hatten sich ebenfalls eingeschifft. Unterkünfte für die zusätzlichen Gäste zu finden, war dann jedoch bemerkenswert einfach: Wie erwartet war eine der zentralen Forderungen der Römer gewesen, dass die Saarbrücken Geiseln zu stellen habe. Rheinberg hatte die Chance genutzt, sich auf elegante Art und Weise von Klasewitz' zu entledigen, und dabei auch noch den Eindruck zu erwecken, dass er ihm damit einen Gefallen tat. Von Klasewitz, allseits in seiner Wichtigkeit als höchstprominente Geisel bestärkt, stolzierte von Bord wie ein Feldherr vor seinem Triumphzug. Er wurde von einigen Männern begleitet, die Rheinberg weniger leicht entbehren konnte, aber er musste eine geeignete Gruppe zusammenstellen. Volkert war darunter, der seit seinem Verweis tadellosen Dienst versehen hatte, zwei Unteroffiziere, darunter Wachtmeister Kolbert, einer von Beckers erfahrensten Männern, der mit zwei seiner Gefreiten so etwas wie die inoffizielle Leibgarde darstellte. Allen Geiseln wurde erlaubt, bewaffnet zu bleiben, was ein Vertrauensvorschuss vonseiten der Römer war, und Rheinberg hatte ihnen, vor allem von Klasewitz, absolutes Wohlverhalten auferlegt. Der Erste Offizier, von der Aussicht auf weitere öffentliche Empfänge und Festlichkeiten offenbar sehr angetan, hatte hoch und heilig versprochen, der Saarbrücken Ehre zu machen. Symmachus und Michellus wurden in den Kabinen Rheinbergs und von Klasewitz' einquartiert, während Rheinberg nun die Koje Volkerts mit Becker teilte. Die Überfahrt nach Spalato würde etwa einen Tag in Anspruch nehmen, daher hielten sich die möglichen Unannehmlichkeiten in Grenzen.
Es war dieser frühe Augustmorgen, als sich die Saarbrücken endgültig zum Auslaufen bereit machte, als Rheinberg von jemandem angesprochen wurde, den er schon fast vergessen hatte.
»Trierach!«
Rheinberg stand an der Reling und beobachtete das Treiben am Kai, als er die Stimme vernahm. Er drehte sich um und erblickte den Fischer, Marcus Necius, und seinen Sohn Marcellus,

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