Die Ankunft

ich das normalerweise bin.«
    Mit loderndem Blick beugte er sich vor. » Sie haben mir erzählt, dass man den Schützen hinter Spencers Haus gefunden hat«, sagte er mit tiefer Stimme. » Tot. Das sollen Hunde gewesen sein, aber das stimmt nicht, oder? Das wart ihr beiden.«
    Spencer und ich verstummten. Die Verlegenheit löste bei mir einen Hitzeschub aus – ja, in erster Linie war es Verlegenheit. Ich weiß, ich weiß, okay? Ups, ich habe einem Mann die Kehle durchgebissen, wie ungezogen von mir! So was von unpassend. Schließlich nickte ich.
    Daltons Blick schoss zwischen uns hin und her. » Und, wie war es?«, fragte er.
    Ein Schauer lief mir die Arme hinunter. Ich wusste nicht, wie ich das beantworten sollte. Ich wollte es nicht beantworten. Ich hatte nicht erwartet, dass mich das irgendjemand fragen würde, ganz zu schweigen von Dalton » hilft alten Damen über die Straße« McKinney.
    Als ob er mein Unbehagen spürte, meldete sich Spencer zu Wort. » Ähm, das sind wirklich keine schönen Erinnerungen, Mann«, sagte er. » Vielleicht reden wir ein andermal darüber. Wir sollten mit den Recherchen und so anfangen, bevor es zu spät wird.«
    Dalton legte sich auf die Trainingsbank und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. » Alles in Ordnung, wir haben den ganzen Abend Zeit. Meine Mom und mein Vater werden mich nicht bitten, meine Freunde hinauszuwerfen. Sie behandeln mich wie ein rohes Ei.«
    » Wir haben aber nicht den ganzen Abend Zeit«, sagte ich. »Spencer und ich … na ja, wir nehmen Schlaftabletten, um uns nicht zu verwandeln.«
    Dalton zog die Stirn kraus. » Warum?«
    Ich verschränkte die Arme. » Damit wir nicht in Schwierigkeiten geraten, beziehungsweise nicht in noch mehr Schwierigkeiten. Als wir uns das letzte Mal verwandelt haben, haben wir … hat uns Dr. Elliott aufgespürt.«
    Dalton spannte die Bauchmuskeln an, zog sich wieder hoch und setzte sich. » Mann, das klingt, als hätte ich den ganzen Spaß verpasst.«
    Spencer trat die Fußstütze nach unten und drehte sich wieder mit dem Lehnstuhl. » Absolut, Mann. Versuch mal, dich beim nächsten Mal nicht anschießen zu lassen.«
    Dalton lachte, ein wenig zu laut, und schüttelte dann den Kopf. » Okay. Recherchen. Ja, ich liebe Recherchen. Was wisst ihr über das Ganze?«
    Spencer und ich gaben lang und breit alle relevanten Infos wieder: unsere jeweiligen nächtlichen Verwandlungen – wie ich völlig hemmungslos wurde, wie er absolut konzentriert wurde –, wie Dr. Elliott uns ins Visier genommen hatte, wie wir stets schattenartige Gestalten sahen, wenn wir Wölfe waren, und wie uns die Schattenmänner letzte Nacht in unseren Betten irgendwie angegriffen hatten. Ich erwähnte, dass wir abgesehen von Emily Cooke und Dalton lediglich noch von einer von uns mit Sicherheit wussten – einem Weibchen, das wir immer noch zu erschnüffeln versuchten. Spencer zumindest. Ich tippte dabei auf Mai Sato, obwohl das auf sehr fadenscheinigen Indizien basierte. Ich erzählte ihm auch, dass wir nach Verbindungen zwischen uns und BioZenith gesucht hatten. Obwohl sowohl ein Elternteil von Dalton als auch von Emily Cooke dort arbeitete, galt das, soweit wir wussten, weder für Spencer noch für mich. Als ich das sagte, stand Dalton auf und ging zum Schreibtisch. Mit dem überwältigenden Aroma einer Jungenumkleide beugte er sich über mich und bewegte seine Maus, um den Bildschirmschoner wegzumachen, und klickte auf seinem Monitor herum. Er schien nicht zu merken, dass sich seine Achsel nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt befand. Mit weit aufgerissenen Augen lehnte ich mich zurück – hallo, das Wort Intimsphäre hatte wohl keine Bedeutung für ihn.
    Als er sich endlich zurückzog, atmete ich verstohlen ganz tiiiiief die wieder vergleichsweise frische Luft ein und warf dann einen Blick auf den Monitor, um zu sehen, was er gemacht hatte. Auf einer Tabelle waren Zeiten und Daten aufgelistet.
    » Was ist das?«, wollte ich wissen.
    » Ein Terminplan«, meinte Dalton schlicht. Mir sagte das überhaupt nichts, doch Dalton überflog ihn und nickte anschließend. » Er wird jetzt jeden Moment nach Hause kommen.«
    Ich hörte, wie unten die Haustür kräftig zugeknallt wurde und das Echo einer Männerstimme durch die Dielenbretter drang. Dalton ließ seine Blicke zwischen mir und Spencer schweifen. » Schauen wir mal, ob wir irgendetwas aus meinem Vater herausbekommen.«

6
    Erzählen Sie uns von BioZenith
    Ich folgte Dalton und Spencer auf