Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
Vom Netzwerk:
plumpsen, und ich zog mir den Schreibtischstuhl heran. Es lagen ein paar Fitnesshefte darauf, die ich auf den Tisch legte, bevor ich mich hinsetzte. Nicht, dass ich es Dalton gegenüber erwähnt hätte, aber ich konnte weder seinen noch Spencers moschusartigen Duft länger wahrnehmen. Hier drinnen stank es einfach überwältigend nach Jungenzimmer.
    Auf seine Knie gestützt grinste Dalton uns beide an. » Ich bin so froh, dass ihr beide tatsächlich gekommen seid. Ich hatte schon Angst, ich hätte mir das alles nur eingebildet.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. » Das war keine Einbildung, das kann ich dir versichern. Und Dalton, geht es dir wirklich gut? Ich meine, du wurdest in den Kopf geschossen, dabei siehst du aus, als hättest du nur einen Kratzer abbekommen. Es wundert mich, dass sie dich überhaupt schon aus dem Krankenhaus entlassen haben.«
    Spencer schien uns beide zu ignorieren und sich ganz darauf zu konzentrieren, sich mit seinen besockten Zehen abzustoßen und mit dem Lehnstuhl eine vollständige Drehung hinzulegen.
    Daltons Grinsen verschwand. » Ja, ich denke, es geht mir gut. Das glaube ich zumindest.« Abwesend fasste er sich an die bandagierte Schläfe. » Die Ärzte meinen, ich hätte Glück, noch am Leben zu sein, ganz abgesehen davon, dass ich schon so bald wieder ganz normal gehen und sprechen kann. Sie konnten es nicht fassen, wie schnell es mir besser ging. Eigentlich wollten sie mich noch nicht entlassen, aber mein Vater insistierte darauf, bis sie mich gehen ließen. Ich schätze, es geht mir nur deshalb besser, weil wir sind, was wir sind, oder?!«
    » Das muss es wohl sein«, sagte ich. » Ich meine, Spencer und ich wurden beide niedergestochen, als … na ja, als wir mit dem Typen von BioZenith kämpften. Am Morgen danach hatten wir nicht mal Narben.«
    » Der Typ von BioZenith?«, fragte Dalton. » Meinst du damit meinen Vater?« Er lachte in sich hinein, bevor ich ihn berichtigen konnte. » Nein, das ist natürlich Blödsinn. Du meinst den Typen mit dem Hut. Den, der auf mich geschossen hat.«
    Wie Gedankenblitze tauchten Bilder von Dr. Elliotts Gesicht in meinem Kopf auf. Die dicken Hängebacken. Der resignierte und gleichzeitig herausfordernde Blick. Die auch noch nach seinem Tod vor Angst entstellten Gesichtszüge.
    » Ja, Dr. Gunther Elliott. An was erinnerst du dich noch aus jener Nacht?«
    Dalton schüttelte den Kopf. » Ich weiß nicht. Ich war richtig kribbelig, richtig aggressiv. Das kommt manchmal vor, aber normalerweise nicht so stark wie in jener Nacht. Ich versuchte, das mit Bier wegzuspülen, obwohl unser Trainer sagt, wir sollen die Finger von dem Zeug lassen. Dann kamst du, und Nik war sauer auf mich und dann … das war’s. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in einem Krankenhausbett lag, dann an zu Hause.«
    » Was ist mit letzter Nacht?«, fragte ich. » Ich habe draußen einen Wolf gesehen. Warst du das?«
    Dalton nickte rasch und sagte: » Ja, das war ich. Sie brachten mich nach Hause, und ich wurde wieder ganz kribbelig, genau wie in jener Nacht. Ich stahl mich weg, um ein paar Schritte zu laufen – meine Mom will nicht mehr, dass ich alleine aus dem Haus gehe – und dann … verwandelte ich mich einfach in dieses Ding. Mann, tat das weh … Doch als ich schließlich herumlief, fühlte ich mich endlich wieder wie ich selbst. Ich verlor nicht ständig den Faden. War nicht mehr andauernd besorgt. Es gab nur mich, die Wälder und die Straßen.«
    Plötzlich machte es Peng und Puff, und ich sprang auf. Ich drehte mich um, und da lag Spencer und schaute uns verlegen an, nachdem er versehentlich die Fußstütze des Lehnstuhls ausgeklappt hatte. Als ich seinen Gesichtsausdruck sah, musste ich einfach lachen. Es war ihm peinlich – und das war einfach hinreißend.
    » Entschuldigung«, sagte er. » Aber hey, du verbringst die erste Nacht wieder zu Hause, Mann, und hast schon mehr herausbekommen als ich während der ganzen Zeit. Emily ist in Klubs gegangen und so, und ich bin einfach immer zu Hause geblieben und habe irgendetwas programmiert.«
    Dalton betrachtete mich wieder mit diesem vagen Lächeln. Das fühlte sich etwas seltsam an. So, als würde er etwas sehen, das gar nicht da war. » Du bist in Klubs gegangen?«, fragte er. » Du siehst gar nicht so aus, als würde dir so was gefallen. Aber auf der Party hast du auch ganz anders ausgesehen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. » Na ja, mein nächtliches Ich ist etwas, ähm, unbekümmerter, als

Weitere Kostenlose Bücher