Die Ankunft
Zehenspitzen die plüschigen Stufen hinunter und hielt mich mit einer Hand am Geländer fest, während wir in den ersten Stock hinuntergingen. Jetzt konnte ich Daltons Vater deutlich hören. Zwar schrie er nicht direkt, doch sprach er, als würde er einen Vortrag halten, und seine Stimme hallte durch die Korridore.
» Ich weiß, dass er gerade erst aus dem Krankenhaus zurück ist, Darla, aber er weiß, dass seine Freunde lediglich auf der Straße parken dürfen. Das weiß er.«
Ich hörte, dass Daltons Mom antwortete, doch tat sie das so leise, dass ich nicht verstehen konnte, was sie sagte.
Daltons Vater seufzte. » Okay. Heute ausnahmsweise.«
Dalton schritt selbstbewusst durch die Eingangshalle, führte uns durch eine Kammer – in der Max inzwischen auf einem babyblauen Plüsch-Zweisitzer vor sich hin döste –, dann durch ein großes Esszimmer und schließlich in die Küche, wo wir beide Eltern bei der Spüle stehen sahen. Mrs McKinney räumte schweigend die Spülmaschine ein, während hinter ihr auf dem Herd in einem Topf etwas vor sich hin köchelte. Mr McKinney stand mit dem Rücken zu uns und trank aus einer Tasse, während er die Post durchging, die auf der Theke lag.
Mr McKinney war beinahe das Ebenbild dessen, wie ich mir Dalton mit dreißig vorstellte: groß, mit leicht ergrauten Schläfen, noch immer gut gebaut, doch um die Hüfte herum etwas fülliger vom fehlenden Sport. Als er uns drei in die Küche tapsen hörte, drehte er sich um, und ich sah, dass er Daltons grüne Augen hatte, obwohl seine schon in Falten lagen.
Mr McKinney sah mich seltsam an. » Ähm, hallo Spencer und … Freundin.« Zu Dalton sagte er: » Für heute lassen wir es gut sein, D, aber morgen möchte ich, wenn ich nach Hause komme, keine zugeparkte Auffahrt vorfinden.«
Dalton musterte seinen Vater. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, obwohl ich ein vages Grinsen ausmachte. » Nein«, sagte Dalton. » Nein, ich denke, wenn es regnet, sollten meine Freunde nicht über den Hof marschieren müssen, um reinzukommen.«
Mr McKinney presste seine Lippen zu zwei dünnen Strichen zusammen und stellte seine Tasse geräuschvoll auf dem Tresen ab. Er sah aus, als wolle er etwas erwidern – als Dalton abwesend seine Hand hob und sich über die Bandage strich, die seine heilende Wunde bedeckte.
Wow, ganz schön manipulativ. Ich wusste gar nicht, dass Dalton zu so etwas in der Lage war. Ich fragte mich, ob er sich dieser Geste, die er da gemacht hatte, überhaupt bewusst war – denn falls ja, war er vielleicht gar nicht der nette Kerl, für den ich ihn stets gehalten hatte.
Daltons Vater atmete hörbar durch die Nase aus. » Darüber sprechen wir später. Wie wär’s, wenn ihr aus der Küche verschwindet, damit deine Mutter das Abendessen zu Ende zubereiten kann. Es ist ihr etwas zu eng hier.«
Mrs McKinney fuhr einfach schweigend damit fort, Teller unter den Wasserhahn zu halten, um sie dann schließlich leise klirrend in die Spülmaschine zu stellen.
» Weißt du, Vater, eigentlich wollten wir dir ein paar Fragen stellen«, erwiderte Dalton.
Mr McKinney zog die Augenbrauen hoch. » Oh? Worüber denn?«
» Über deine Arbeit. Wir sollen ein Projekt über die außergewöhnliche Tätigkeit eines außergewöhnlichen Menschen machen. Wir haben uns für dich entschieden.«
Mr McKinney lächelte und warf seine Post hin. » Ah, ein Schulprojekt.« Er musterte mich mit einem Seitenblick und fügte hinzu: » Das erklärt alles.«
Ja. Herzlichen Dank auch. Mal abgesehen von der ganzen Geschichte mit der bösen Biotechnologiefirma wuchs mir Daltons Vater auch so nicht gerade ans Herz.
» Gut, dann kommt mal mit. Ich kann ein paar Minuten erübrigen. Lasst uns in mein Büro gehen.« Mr McKinney verließ die Küche, und Dalton machte uns ein Zeichen, ihm zu folgen.
Ich starrte Spencer mit weit aufgerissenen Augen an.
» Man gewöhnt sich an ihn«, flüsterte er mir zu.
Wir gingen einen anderen, mit Hochglanzparkett ausgelegten Korridor entlang. Da ich lediglich Socken anhatte, wäre ich beinahe ausgerutscht und hingefallen. Ich ruderte wild mit den Armen, als Dalton mich packte und mir dabei half, das Gleichgewicht wiederzufinden. Er und Spencer unterdrückten ein Lachen, als Mr McKinney, der von dem Ganzen nichts mitbekommen hatte, die Tür zu einem geräumigen Arbeitszimmer öffnete.
Meine Tagsüber-Persönlichkeit, stets der Inbegriff von Anmut und Haltung, nicht wahr?
Im Gegensatz zum restlichen Haus, das gemütlich war
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