Die Ankunft
und aussah, als würde es möglicherweise jedes Mal so umdekoriert, dass es den letzten Urlaub reflektierte, machte das Arbeitszimmer einen hochglanzpolierten, sterilen Eindruck. Der Holzboden war hier weiterverlegt worden, wurde jedoch größtenteils von einem eisgrauen Läufer bedeckt. Die Wände waren mit Regalen aus Stahl und Glas gesäumt, und an vorderster Front stand ein dazu passender Schreibtisch mit einem teuer aussehenden Computer darauf. Hinter dem Tisch hing ein großes abstraktes Gemälde.
Mr McKinney nahm auf einem Lederstuhl hinter dem Tisch Platz und deutete auf ein paar Stühle, auf die wir uns setzen sollten. Auf Stühle, die aussahen wie ein paar von Lady Gagas Schuhen und die auf den ersten Blick nicht so wirkten, als könnten sie unser Gewicht tragen. Trügerischerweise taten sie jedoch genau das. » Also, welche Art von Fragen wollt ihr mir stellen?«, begann Mr McKinney.
Ich hielt beide Seiten meines Stuhls umklammert, unsicher, wie dieser Stuhl überhaupt funktionierte, und fing an mit: » Tja, Mr McKinney, wir …«
» Dein Name?«
Ich blinzelte. » Wie bitte?«
Mr McKinney beugte sich vor und lehnte sich auf die Glasplatte seines Schreibtischs.
Unfreiwillig registrierte ich, dass sich weder eine Schliere noch ein Staubkörnchen darauf befanden.
» Wie heißt du?«, fragte er langsam. » Wir kennen uns noch nicht.«
» Oh«, entgegnete ich und merkte zu meinem Leidwesen, dass ich rot wurde. » Verzeihung. Ja, hallo, ich heiße Emily. Emily Webb.«
Ich schwöre, dass auf dem Gesicht des Mannes für einen Sekundenbruchteil ein Ausdruck besorgten Erkennens aufflackerte. Falls es ihn tatsächlich gegeben hatte, wurde er inzwischen von der zufriedenen Miene überdeckt, mit der er sich jetzt zurücklehnte und die Arme verschränkte.
» Hallo, Emily Webb. Ich nehme an, du wurdest der Gruppe zugeteilt? Ich weiß, dass viele Mädchen versuchen, bei Projekten wie diesen mit Dalton in eine Arbeitsgruppe zu kommen.«
» Wie bitte?«, entfuhr es mir.
Neben mir rutschte Dalton unangenehm berührt auf seinem Stuhl umher.
» Eigentlich ist sie eine Freundin von mir, Vater«, sagte Dalton mit einer Stimme, die ebenso stählern war wie der uns umgebende Raum. » Ich möchte, dass sie die Fragen stellt.«
Mr McKinney blickte zwischen seinem Sohn, Spencer und mir hin und her und sagte schließlich mit einer auffordernden Handbewegung: » Dann mal los, Emily.«
Meine Finger hielten den Stuhl umklammert, und die Farbe war gänzlich aus meinem Gesicht verschwunden. Nein, ich mochte diesen Mann absolut nicht. Ich atmete langsam durch die Zähne aus. » Gut, Mr McKinney. Erzählen Sie uns von BioZenith.«
Mr McKinney schlug die Beine übereinander und sah mich mit durchbohrendem Blick an. » BioZenith ist ein biotechnisches Unternehmen, das 1978 gegründet wurde. Seine Aufgabe besteht in der Weiterentwicklung der Gartenbauwissenschaft, besonders auf dem Gebiet des Massenanbaus. Uns ist es zu verdanken, dass es das ganze Jahr über kernlose Trauben und Tomaten gibt. Was diese Wissenschaftsbereiche angeht, werden wir als die Nummer eins betrachtet – daher der Name. Wir sind der Zenith, die Ersten und Besten.«
Ich nickte, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Und konnte spüren, dass er absichtlich dasselbe tat. Ich fühlte, dass mein Wolfs-Ich, das irgendwo in meinem Hinterkopf herumspukte, sich verbissen weigerte, den Blick abzuwenden. Er wippte langsam mit seinem Stuhl, vor und zurück, vor und zurück, und glaubte, er sei hier das Alphatier. Das machte den Werwolf in mir richtig wütend – und mein normales Ich auch, da wir gerade dabei sind.
» Interessant«, sagte ich. » Dann hat sich BioZenith also immer nur mit Obst und Gemüse beschäftigt? Sie haben nie mit, sagen wir mal, Nutzvieh oder anderen Tieren herumexperimentiert?«
Mr McKinney hörte auf zu wippen und setzte sich wieder gerade hin. » Nein, meines Wissens nicht, Emily Webb. Ich kam 1990 zu BioZenith, also einige Zeit nach der Firmengründung. Falls es jemals irgendwelche Experimente mit Vieh oder« – er verzog den Mund – » anderen Tieren gab, müsste das in den Anfangsjahren und sogar noch vor meiner Collegezeit gewesen sein.«
Unser Anstarr-Wettbewerb blieb unentschieden. Ich spürte erneut, wie Spencer verlegen auf dem Stuhl hin und her rutschte.
» Gut, dann wenden wir uns der jüngeren Zeit zu«, sagte ich. Meine Lippen wurden schmal. Meine Finger gruben sich noch tiefer in den Stuhl. » Haben Sie irgendwelche
Weitere Kostenlose Bücher