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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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gelassen. Er hatte eine derart deutliche Spur hinterlassen, dass selbst der unerfahrenste Ermittler ihn mühelos finden konnte. Er hatte das Feuer gelegt, war dann durch das Hauptschiff in die Sakristei gegangen, hatte, obwohl er glaubte, allein zu sein, warnend die Stimme erhoben. Erst als er hörte, wie sich das Feuer hinter ihm gierig weiter ausbreitete, war er stehen geblieben und hatte auf ein Buntglasfenster hochgestarrt, das vor Leben zu glühen schien, sobald sich das Feuer darin widerspiegelte. Er hatte sich so wie tausend Male zuvor bekreuzigt und war dann auf den Rasen vor der Kirche getreten, wo er gewartet hatte, bis das Feuer voll zum Ausbruch kam. Dann war er nach Hause gegangen und hatte in der Dunkelheit auf der Eingangstreppe zum Haus seiner Mutter auf das Eintreffen der Polizei gewartet. Er wusste, dass er gute Arbeit geleistet hatte, und er wusste auch, dass es selbst dem eifrigsten Leiter der Truppe nicht gelingen würde, den Brand rechtzeitig zu löschen.
    Was er nicht gewusst hatte, war, dass der Priester, den er nur noch hassen konnte, sich in der Kirche befand. Auf einem Klappbett im Amtszimmer und nicht daheim im Bett, wo er, wäre es mit rechten Dingen und nach seiner sonstigen Gewohnheit zugegangen, unbedingt zu vermuten war. Er schlief in den Armen eines starken Narkotikums, das ihm zweifellos ein Arzt und Schäfchen der Gemeinde aus Sorge über das blasse, abgespannte Aussehen sowie den ängstlich nervösen Ton in den Predigten des guten Hirten verschrieben hatte. Wofür es wahrlich gute Gründe gab, wusste er doch nur zu gut, dass Peter the Fireman erfahren hatte, was er seinem kleinen Neffen angetan hatte, und wusste er doch ebenso gut, dass Peter in der ganzen Gemeinde der Einzige war, der deswegen etwas unternehmen würde. Das hatte Peter am meisten zu schaffen gemacht: Es gab so viele andere, an denen sich der Priester leicht hätte vergreifen können und die nicht mit jemandem verwandt waren, der dagegen Protest einlegen würde. Peter fragte sich, ob das Mittel, das den Priester tief schlafen ließ, während rund um ihn der Tod knisterte, dieselbe Substanz war, die Gulp-a-pill den Patienten in der Klinik so gerne verabreichte. Er nahm es an – eine Parallele, die er pikant und geradezu lachhaft ironisch fand.
    »Was geschehen ist, lässt sich nicht ungeschehen machen«, sagte Peter flüsternd.
    Dann warf er einen prüfenden Blick über die Betten, um zu sehen, ob er durch das Geräusch der Worte jemanden aufgeweckt hatte.
    Er versuchte, die Augen zu schließen. Er wusste, er brauchte Schlaf, und machte sich dennoch keine Hoffnung, dass er ihm Erholung bringen würde.
    Er platzte bald vor Frustration und schwang seine Füße über den Rand seines Betts. Peter befahl sich, ins Bad zu gehen, um einen Schluck Wasser zu trinken. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht, als könnte er einige seiner Erinnerungen wegwischen.
    Und während er das tat, hatte er plötzlich das Gefühl, als würde er beobachtet.
    Augenblicklich höchst alarmiert, richtete er sich abrupt auf und sah blitzschnell in alle Richtungen.
    Die meisten Männer waren in Schatten gehüllt. Durch die Fenster schimmerte ein bisschen Licht in eine Zimmerecke. Er suchte die Reihen unruhiger Männer ab, konnte aber niemanden sehen, der wach war, und auch niemanden, der in seine Richtung sah. Er versuchte, das Gefühl zu negieren, doch vergeblich. Es breitete sich mit nervöser Energie in seinem Bauch aus, als ob seine sämtlichen Sinne – Sehen, Hören, Geruch, Geschmack und Tastsinn – ihm plötzlich Warnungen entgegenbrüllten. Er bot seine Willenskraft auf, sich zu beruhigen, weil er ernste Bedenken hatte, er wäre auf dem besten Weg, genauso paranoid zu werden wie all die Männer in diesem Saal, doch als er gerade etwas ruhiger wurde, erhaschte er aus dem Augenwinkel heraus eine winzige Bewegung.
    Er fuhr in die Richtung herum und sah für den Bruchteil einer Sekunde ein Gesicht, das durch das kleine Guckfenster in der Eingangstür blickte. Ihre Blicke trafen sich, und dann verschwand das Gesicht ebenso schnell wieder, wie es aufgetaucht war.
    Peter sprang auf und lief geduckt, so schnell er konnte, zwischen den schlafenden Männern hindurch zur Tür. Er drückte das eigene Gesicht an das dicke Glas und sah in den Flur hinaus. In beiden Richtungen konnte er nur ein, zwei Meter weit sehen, und dort war nichts als dunkle Leere.
    Er legte die Hand auf den Türknauf und zog. Es war abgeschlossen.
    Ihn überkam Zorn und

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