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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und sich fleißig die Schlagzeilen einprägte. Er erspähte Napoleon, der sich als französischer Heerführer fühlte. Er wünschte sich, er könnte Cleo sehen, die in der Welt einer Königin gelebt hatte. Er konzentrierte sich auf ein paar der Altersschwachen, die sich in ihren Erinnerungen verloren, und die zurückgebliebenen Männer und Frauen, die in einem dumpfen, kindischen Zustand hängen geblieben waren. Peter und Lucy bedienten sich der Logik – der psychiatrischen Logik –, um den Killer zu finden. Doch C-Bird hatte begriffen, dass dies in einer Welt voller Phantastereien, Wahnvorstellungen und Konfusion der am wenigsten logische Zugang überhaupt war.
    Seine eigenen Stimmen schrien ihn an:
Schluss jetzt! Versteck dich! Hör auf, darüber nachzudenken! Hör auf, dir ein Bild zu machen! Hör auf, zu spekulieren! Hör auf, zu verstehen!
    Genau in dem Moment erkannte Francis, dass er bereits wusste, was in dieser Nacht geschehen würde. Und es stand nicht in seiner Macht, es zu verhindern.
    »Peter«, sagte er langsam, »vielleicht
will
der Engel, dass alles so läuft, wie es läuft.«
    »Also, das wär durchaus möglich«, sagte Peter lachend, als wäre das die verrückteste Idee, die ihm je untergekommen war. Er sprühte vor Zuversicht. »Das wäre sein größter Fehler, oder?«
    Francis wusste nicht, was er antworten sollte, nur dass er ganz gewiss nicht Peters Meinung war.
    Der Engel beugte sich über mich und war mir so nahe, dass ich jeden kalten Atemzug hinter jedem eisigen Wort spüren konnte. Es schüttelte mich, während ich schrieb, und ich drehte das Gesicht zur Wand, als könnte ich so seine Gegenwart ignorieren. Ich fühlte, wie er mir über die Schulter sah und mitlas, und dann lachte er, und es klang genauso schrecklich wie in der Nacht in der Klinik, als er auf meinem Bettrand saß und mir versprach, ich würde sterben.
    »C-Bird sah so vieles. Konnte es nur nicht ganz auf die Reihe bringen«, höhnte er.
    Ich hielt im Schreiben inne, so dass meine Finger dicht vor der Wand schwebten. Ich vermied es, in seine Richtung zu schauen, doch ich sprach aus, was ich zu sagen hatte – vor Panik mit schriller Stimme, aber dennoch laut und deutlich, denn ich brauchte die Antworten.
    »Ich hatte Recht, nicht wahr? Mit Cleo.«
    Wieder lachte er keuchend. »Ja. Sie wusste nicht, dass ich da war, aber ich war eben da. Und das Seltsamste an dieser Nacht, C-Bird, war, dass ich fest entschlossen war, sie noch vor dem Morgengrauen zu töten. Ich dachte daran, ihr einfach im Schlaf die Kehle durchzuschneiden und dann einer der anderen Frauen im Schlafsaal irgendwelche Indizien unterzuschieben. Das hatte bei Lanky erwartungsgemäß funktioniert, und es hätte vermutlich wieder funktioniert. Oder vielleicht einfach nur das Kissen auf ihr Gesicht. Cleo hatte Asthma. Sie rauchte zu viel. Es hätte vermutlich nicht lange gedauert, ihr die Luft abzudrücken. Beim Tänzer war es ja auch ganz leicht.«
    »Wieso Cleo?«
    »Die Entscheidung fiel, als sie zum Gebäude hochzeigte, wo ich wohnte, und raufbrüllte, sie würde mich kennen. Natürlich hab ich ihr das nicht abgenommen. Aber weshalb sollte ich ein Risiko eingehen? Alles andere lief genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber das weiß C-Bird natürlich, oder etwa nicht? C-Bird weiß das, denn er ist wie ich. Er will töten. Er weiß, wie man tötet. Er hasst sehr. Er liebt den Gedanken an den Tod sehr. Töten ist für mich die einzige Antwort. Und für C-Bird auch.«
    »Nein«, stöhnte ich. »Stimmt nicht.«
    »Du kennst die Antwort, Francis«, flüsterte der Engel.
    »Ich will leben«, sagte ich.
    »Wollte Cleo auch. Andererseits wollte sie auch sterben. Leben und Tod können so nah beieinander liegen, dass sie fast schon ein und dasselbe sind, Francis. Und sag mir nur eines: Bist du wirklich so viel anders als sie?«
    Ich konnte die Frage nicht beantworten. Stattdessen fragte ich: »Hast du ihr beim Sterben zugesehen?«
    »Aber sicher«, antwortete der Engel zischend. »Ich hab gesehen, wie sie das Bettlaken unter dem Bett hervorgezogen hat. Sie muss es einzig zu diesem Zweck dort aufgehoben haben. Sie quälte sich fürchterlich, und die Medikamente halfen ihr nicht im Mindesten, und so hatte sie für die kommenden Jahre nichts weiter als noch mehr Qual und noch mehr Qual vor Augen. Sie hatte keine Angst davor, sich umzubringen, C-Bird, da war sie anders als du. Sie war eine Kaiserin und wusste, wie edel es war, sich selbst das Leben zu nehmen. Wie

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