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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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die Geschichte, die sich an der Wand entfaltete.
    »Nicht mehr weit vom Sterben weg, Francis«, sagte er kalt.
    Dann fügte er hinzu: »Damals und jetzt.«

31
    F rancis fand Peter außerhalb der Pflegestation im ersten Stock. Es war Zeit für die Pillen, und die Patienten stellten sich für ihre Abendration an. Es gab ein bisschen Gerangel, ein paar Quengeleien wegen diesem und jenem, doch im Großen und Ganzen ging es geordnet zu; alles sah ganz danach aus, dass dies hier für die meisten von ihnen nur eine normale Nacht in einer normalen Woche in einem ganz normalen Monat in einem normalen Jahr zu werden versprach.
    »Peter?«, sagte Francis ruhig, doch ohne die Spannung in seiner Stimme verbergen zu können, »Peter, ich muss mit dir reden. Und mit Lucy. Ich denke, ich hab ihn gesehen. Ich denke, ich weiß, wie wir ihn finden können.« In Francis’ fieberhafter Vorstellung brauchten sie nichts weiter zu tun, als die Krankenblätter der drei Männer zu holen, die er bei der Verhandlung zurückgelassen hatte. Einer von ihnen musste der Engel sein. Er war sich ganz sicher, und seine Aufregung machte sich in jedem seiner Worte Luft.
    Peter the Fireman dagegen schien abgelenkt und hörte ihm kaum zu. Sein Blick wanderte quer über den Flur, und Francis schaute in dieselbe Richtung. Er sah zu den Wartenden hinüber und entdeckte Newsman und Napoleon, den großen Retardierten und den wütenden bulligen Mann, drei Frauen mit Puppen und all die anderen Gesichter, die dem Amherst ein vertrautes Gepräge gaben. Fast rechnete er damit, die dröhnende Stimme von Cleo zu hören, mit irgendeiner Beschwerde über ein Versäumnis, das sie einmal wieder den Arschlöchern anlastete, gefolgt von ihrem unverwechselbaren gackernden Lachen, das sich an den Gitterstäben zwischen Station und Flur brach. Mister Evil stand hinter der Theke und beaufsichtigte die abendliche Medikamentenausgabe durch Schwester Wrong, indem er sich auf einem Klemmbrett Notizen machte. Immer wieder sah Evans hoch in Peters Richtung. Kurz darauf griff Evans nach unten und nahm einen kleinen Pappbecher aus einer Reihe, die vor ihm stand, verließ die Station und schlängelte sich durch die wartenden Patienten, die sich wie Flusswasser teilten, um ihn durchzulassen. Er kam zu Peter und Francis herüber, bevor Francis Zeit hatte, Peter noch etwas von dem zu sagen, was ihn umtrieb.
    »Hier, Mr. Petrel«, sagte Evans steif, fast förmlich. »Propaphenin. Fünfzig Mikrogramm. Das sollte diese Stimmen zur Ruhe bringen, die Sie immer noch verleugnen.«
    Er streckte Francis den Pappbecher entgegen. »Runter damit«, sagte er. Francis nahm die Pille, warf sie sich in den Mund und schob sie augenblicklich mit der Zunge an eine Stelle hinter den Zähnen, wo er sie sich in die Backe schieben konnte. Evans beobachtete ihn genau und machte Francis dann Zeichen, den Mund zu öffnen. Francis gehorchte, und der Psychologe schaute flüchtig hinein. Francis hätte nicht sagen können, ob Evans die Pille gesehen hatte oder nicht, doch Mr. Evil sagte prompt: »Sehen Sie, C-Bird, mir kann es wirklich egal sein, ob Sie Ihre Medikamente nehmen oder nicht. Falls Sie es tun, nun ja, dann haben Sie eine Chance, eines Tages hier rauszukommen. Wenn nicht, also, schauen Sie sich nur um …«
    Er machte eine ausladende Handbewegung, um schließlich auf einen der geriatrischen Patienten zu zeigen, mit weißem Haar, zerbrechlichem Körperbau, schlaffer Haut so dünn wie Seidenpapier – das, was von einem Mann übrig geblieben war, der in einem ramponierten, bei jeder Bewegung quietschenden Rollstuhl saß. »… Und machen Sie sich schon mal mit dem Gedanken vertraut, dass das hier Ihr Zuhause für den Rest Ihres Lebens ist.«
    Francis atmete scharf ein, sagte aber nichts. Evans ließ ihm eine Sekunde Zeit, als erwartete er eine Antwort, zuckte dann die Schultern und wandte sich Peter zu. »Keine Pillen für Fireman heute Abend«, sage er steif. »Keine Pillen für den wahren Mörder hier, statt diesem angeblichen, den Sie immer noch suchen. Der wahre Mörder an diesem Ort sind Sie.«
    Evans kniff die Augen zusammen. »Wir haben keine Pillen, die in Ordnung bringen könnten, was mit Ihnen nicht stimmt, Peter. Nichts, was Sie heilen könnte. Nichts, was den Schaden wieder gutmachen könnte, den Sie angerichtet haben. Sie verlassen uns, obwohl ich Einspruch eingelegt habe. Ich wurde von Gulptilil und all den anderen hohen Tieren überstimmt, die Ihretwegen hergekommen sind. Ein echter Deal,

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